Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
Waffen und Treibstoff für die Flugzeuge, in Melilla vor Anker gegangen.
»Italien hat, wie gesagt, eine Million Pfund für die Maschinen verlangt, aber Ciano pflegt einen gehobenen Lebensstil. Einen sehr gehobenen. Seine Frau Edda ist die Tochter des Duce, und das verschafft ihm zwar unzählige Vorteile, zwingt ihn aber auch dazu, viel Geld auszugeben. Können Sie mir folgen?«
»Selbstverständlich.«
»Das freut mich, denn jetzt folgt der Teil, in dem Sie die Hauptrolle spielen.«
Ein Kellner räumt den fast unberührten Teller ab, während Max dasitzt, die Handgelenke auf der Tischkante, und sein Gegenüber ansieht.
»Und wie kommen Sie darauf, dass ich in alldem überhaupt eine Rolle spiele?«
Mostaza ließ sich Zeit mit der Antwort. Er schaute auf die Weinflasche, die schräg in ihrem Körbchen lag.
»Was trinken Sie, wenn ich so neugierig sein darf?«
»Chambertin«, gab Max ruhig zurück.
»Jahrgang?«
»Neunzehnhundertelf.«
»Und er schmeckt nicht nach Kork?«
»Diese Flasche nicht.»
»Wunderbar. Dann hätte ich auch gern etwas davon.«
Max gab dem Kellner ein Zeichen, der brachte ein Glas und schenkte ein. Mostaza legte die Pfeife auf den Tisch, betrachtete den Wein gegen das Licht und schien das leuchtende Burgunderrot zu bewundern. Dann hob er das Glas zum Mund und kostete mit sichtlichem Genuss.
»Ich beobachte Sie schon eine ganze Weile«, sagte er, alserinnerte er sich mit einem Mal wieder an Max’ Frage. »Diese beiden Typen, diese Italiener ...«
Er brach ab und überließ es Max zu rätseln, wann ihn die eine Spur wohl auf die andere geführt haben mochte.
»Dann habe ich so viel über Ihr Vorleben herausgefunden, wie ich konnte.«
Nach diesen Worten nahm Mostaza den Faden seiner Erzählung wieder auf. Hitler und seine Regierung hätten Ciano gehasst. Dieser, ein Mann, dem es nicht an gesundem Menschenverstand mangele, sei immer dafür gewesen, dass sich Italien zu gewissen Plänen Berlins auf Distanz halten sollte. Diese Meinung habe er bis heute nicht geändert und folglich als vorausschauender Mensch an geeigneten Orten insgeheim Geld gebunkert. Für den Notfall. Ein gut gefülltes Konto bei einer englischen Bank habe er aus politischen Gründen abziehen müssen und beschränke sich jetzt auf kontinentale Banken. Vorwiegend Schweizer Geldinstitute.
»Ciano verlangte vier Prozent persönliche Provision für die Sache mit den Savoia-Marchettis: vierzigtausend Pfund. Fast eine Million Peseten, für die Ferriol über die Züricher Société Suisse eine Bürgschaft stellte, bis sie ausgezahlt wurde: in Gold, das bei der Banco de España in Palma de Mallorca beschlagnahmt worden war ... Wie finden Sie das?«
»Das ist eine Menge Geld.«
»Es ist mehr als das.« Mostaza trank einen Schluck Wein. »Es ist ein politischer Skandal ersten Ranges.«
Zwar gab sich Max weiter gelassen, bemühte sich jedoch nicht mehr, sein Interesse zu verhehlen.
»Ich verstehe«, sagte er. »Sofern es an die Öffentlichkeit dringt, meinen Sie.«
»Das ist der springende Punkt.« Mit einem Finger hinderte Mostaza einen Tropfen Wein daran, am Stiel seines Glases entlang bis auf die Tischdecke zu laufen. »Als ich Erkundigungen über Sie eingezogen habe, hat man Sie mir alsgutaussehenden und hellwachen Typen beschrieben. Ersteres beeindruckt mich nicht weiter, wenn ich das so sagen darf. Mein Geschmack ist im Allgemeinen eher konventionell. Aber ich freue mich, Letzteres bestätigt zu finden.«
Er machte eine Pause und ließ sich noch einen Schluck Burgunder schmecken.
»Tomás Ferriol ist ein listiger Fuchs«, fuhr er fort, »und wollte alles schriftlich festgehalten haben. Die Zeit drängte, es war ein sicheres Geschäft, und Cianos Provisionen sind in Rom ohnehin ein offenes Geheimnis. Sein Schwiegervater ist über alles im Bilde, und so lange es diskret gehandhabt wird, schreitet er nicht ein ... Und so hat Ferriol es irgendwie hinbekommen, den Handel mit den Flugzeugen zu dokumentieren, sodass jetzt drei von Ciano eigenhändig unterschriebene Briefe existieren, in denen er seine vier Prozent erwähnt. Den Rest können Sie sich leicht zusammenreimen.«
»Warum will er diese Briefe jetzt wiederhaben?«
Befriedigt betrachtete Mostaza sein Weinglas.
»Dafür mag es viele Gründe geben. Spannungen innerhalb der italienischen Regierung, weil andere Faschistenfamilien die Position des Außenministers infrage stellen. Vorsorgemaßnahmen Cianos, da ein Sieg der Rebellen jetzt nicht mehr
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