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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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das Autodach fielen.
    »Mir geht es ähnlich. Ich lebe von dem, was ich bei mir trage. Und was ich auf dem Weg finde.«
    »Alles hat einmal ein Ende«, sagte sie sanft.
    »Ich weiß nicht, wie dieses Ende sein wird, aber ich kenne den Anfang ... Als Kind hatte ich wenig Spielzeug, fast alles aus buntem Blech und Streichholzschachteln gemacht. Manchmal ging mein Vater sonntags mit mir in die Matinée-Vorstellung ins Kino Libertad. Der Eintritt kostete dreißig Centavos, und man bekam Bonbons und Lose für eine Lotterie geschenkt, bei der ich nie etwas gewann. Auf der Leinwand, untermalt von der Musik eines Pianisten, sah ich gestärkte, schneeweiße Hemden, gut gekleidete Männer, schöne Frauen, Autos, Feste und Champagnergläser ...«
    Er zog sein Schildpattetui wieder hervor, öffnete es aber nicht, drehte es nur spielerisch in den Händen und strich mit einem Finger über die goldenen Initialen M. C. in der einen Ecke.
    »Ich blieb immer vor einer Konditorei in der Calle California stehen«, erzählte er weiter, »und betrachtete die Plätzchen, Kuchen und Torten. Oder ich trieb mich am Uferdes Riachuelo herum bis nach La Boca hinüber, um den Seeleuten zuzuschauen, wenn sie an Land stiegen. Männer mit tätowierten Armen, die aus Gegenden kamen, die ich mir aufregend vorstellte.«
    Unvermittelt brach er ab. Verlegen, weil er merkte, dass er die Reihe seiner Erinnerungen unendlich fortsetzen könnte. Auch weil ihm bewusst wurde, dass er noch nie so viel über sich gesprochen hatte. Mit niemandem. Nie so aufrichtig, nicht über seine wahren Erinnerungen.
    »Es gibt Leute, die davon träumen wegzugehen, und es auch wagen. Ich habe es getan.«
    Mecha saß starr da, als fürchtete sie, ihn zu unterbrechen. Max stieß einen tiefen Seufzer aus, fast ein Schluchzen, und steckte das Zigarettenetui ein.
    »Natürlich hat alles ein Ende, wie du sagst. Nur weiß ich nicht, wo meines ist.«
    Er wandte den Blick von den verschwommenen Lichtern und Schatten draußen, beugte sich zu ihr und küsste sie. Behutsam. Auf den Mund. Mecha hielt still und verweigerte sich der Berührung nicht. Die verregnete Landschaft draußen wirkte trostloser denn je. Dann schauten sie einander in die Augen, sehr nah.
    »Du musst nicht fort«, murmelte sie leise. »Es gibt hundert Orte hier, an denen du bleiben kannst. In meiner Nähe.«
    Er wich ein Stück zurück. Ohne ihren Blick loszulassen.
    »In meiner Welt«, sagte er, »ist alles wunderbar einfach: Ich bin das, was ich dank der Trinkgelder, die ich hinterlasse, zu sein scheine. Und wenn eine Identität auffliegt oder ihren Zweck erfüllt hat, nehme ich eine neue an. Ich lebe vom guten Glauben der anderen. So ist das, und es macht mir nichts aus.«
    »Ich könnte das ändern. Ist dir das nie in den Sinn gekommen?«
    »Hör zu. Vor einiger Zeit war ich auf einem Fest, in einem Haus in der Gegend von Verona. Schwerreiche Leute. Nach dem Dessert begannen die Gäste, ermuntert von ihren Gastgebern, unter viel Gelächter mit den silbernen Kaffeelöffeln den Gips von den Wänden zu kratzen, um die Fresken freizulegen, die darunter verborgen waren. Ich sah ihnen zu und dachte, wie absurd das alles war. Und dass ich mich niemals so fühlen könnte wie sie. Mit ihren Silberlöffelchen und ihren unter dem Putz verborgenen Reichtümern. Und ihrem Gelächter.«
    Er drehte das Fenster herunter und sog die feuchte Luft ein. Auf den Mauern des Bahnhofs klebten zwischen Reklameplakaten kämpferische Parolen der Action Française und der Volksfront, politische Ideologien zwischen Werbung für Unterwäsche, Mundwasser und die bevorstehende Premiere des Films Vertrauensbruch .
    »Wenn ich diese schwarzen, braunen, roten und blauen Hemden sehe, die alle wollen, dass du dich dieser oder jener Bewegung anschließt, dann denke ich, früher gehörte die Welt den Reichen und jetzt gehört sie den Verbitterten. Ich bin weder das eine noch das andere. Ich könnte nicht einmal Bitterkeit empfinden, selbst wenn ich mich sehr anstrengen würde. Und ich strenge mich wirklich an, das schwöre ich dir.«
    Wieder sah er sie an. Sie saß wieder reglos da. Bedrückt.
    »Ich glaube, die einzig denkbare Freiheit in der heutigen Welt ist die Gleichgültigkeit«, schloss Max. »Und darum ziehe ich weiter mit meinem Säbel und meinem Pferd.«
    »Steig aus.«
    »Mecha ...«
    »Du wirst den Zug verpassen.«
    »Ich liebe dich. Glaube ich. Aber die Liebe hat mit alledem nichts zu tun.«
    Mecha hämmerte mit beiden Händen aufs Lenkrad

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