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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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kein gewöhnlicher Diebstahl gewesen sein soll. Ernesto Keller hat von Geld und Unterlagen gesprochen.«
    »Mehr brauchst du nicht zu wissen. Warum sollte ich dich da mit hineinziehen?«
    »Das hast du doch längst.« Ihre Geste schloss sie beide ein, den Wagen und den Bahnhof, alles. »Wie du siehst.«
    »Je weniger du weißt, umso weniger Gedanken musst du dir machen. Es sind Papiere. Briefe.«
    »Verfängliche?«
    Max antwortete schnell, um der hinter der Frage lauernden Verachtung zuvorzukommen.
    »Nicht, was du denkst,« sagte er. »Erpressung ist nicht mein Metier.«
    »Und Geld? Stimmt es, dass du Geld mitgenommen hast?«
    »Auch.«
    Mecha nickte ein paarmal langsam. Sie schien ihre Überlegungen bestätigt zu finden. Und sie hatte, befürchtete Max, viel Zeit zum Nachdenken gehabt.
    »Suzis Unterlagen. Was kann daran für dich so interessant sein?«
    »Sie gehören ihrem Bruder.«
    »Oh. In diesem Fall solltest du dich hüten.« Ihr Ton war jetzt abweisend. »Tomás Ferriol ist keiner von denen, die die andere Wange hinhalten. Und er hat zu viel zu verlieren, um zuzulassen, dass ein ...«
    »Ein Niemand?«
    Mecha rauchte ihre Zigarette zu Ende und übersah geflissentlich Max’ freches Grinsen. Dann kurbelte sie das Fenster ein Stück herunter und warf die Kippe ins Freie.
    »Um zuzulassen, dass ihm jemand wie du dazwischenfunkt.«
    »Ich glaube, in den letzten Tagen habe ich zu vielen Leuten dazwischengefunkt. Sie werden Schlange stehen, um mir den Kopf abzureißen.«
    Sie erwiderte nichts. Max sah auf die Armbanduhr: zehn vor sieben. In vierzig Minuten ging sein Zug, der aus Monaco kam, und es war keine gute Idee, so lange auf dem Bahnsteig stehenzubleiben und sich womöglich unerwünschten Blicken auszusetzen. Er hatte telefonisch ein Einzelabteil im Schlafwagen der ersten Klasse reserviert. Wenn alles gut lief, wäre er am nächsten Morgen in Paris: ausgeschlafen, frisch rasiert und gewappnet, sich dem Leben wieder zu stellen.
    »Wenn ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist, werde ich versuchen zu verhandeln«, sagte er. »Irgendeinen Profit aus dem zu schlagen, was mir da in die Hände gefallen ist.«
    »Nett gesagt ... In die Hände gefallen. Klingt wie vom Himmel gefallen.«
    »Ich habe mir das nicht ausgesucht, Mecha.«
    »Hast du die Unterlagen bei dir?«
    Er zögerte einen Moment.
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, entgegnete er. »Du hättest nichts davon, wenn du es wüsstest.«
    »Hast du daran gedacht, sie Ferriol zurückzugeben? Dich mit ihm zu einigen?«
    »Natürlich habe ich daran gedacht. Aber es wäre nicht ungefährlich für mich, an ihn heranzutreten. Außerdem gibt es andere potentielle Kunden.«
    »Kunden?«
    »Es gibt da zwei Männer. Oder gab. Zwei Italiener. Sie sind tot. Es ist absurd, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ihnen etwas schuldig zu sein.«
    »Wenn sie tot sind, schuldest du ihnen doch nichts.«
    »Nein, schon klar. Ihnen nicht ... Und trotzdem ...«
    Er senkte den Blick, als er sich an die beiden erinnerte. Diese armen Teufel. Das Prasseln des Regens, der in Rinnsalen außen an den Scheiben herablief, machte ihn nur noch trübsinniger. Wieder sah er auf die Uhr.
    »Und was ist mit uns, Max? Schuldest du mir etwas?«
    »Ich melde mich bei dir, sobald sich die Lage entspannt hat.«
    »Kann sein, dass ich dann nicht mehr hier bin. Vielleicht findet ein Gefangenenaustausch statt, und mein Mann kommt frei. Es ist außerdem immer öfter von einem neuen Krieg in Europa die Rede ... Womöglich ist schon bald alles anders. Oder zu Ende.«
    »Ich muss jetzt los«, sagte er.
    »Wer weiß, wo ich sein werde, wenn sich, wie du sagst, die Lage wieder entspannt hat. Oder verschlimmert.«
    Max hatte die Hand am Türgriff. Dann hielt er inne, ihmwar, als käme das Aussteigen einem Sprung in den Abgrund gleich. Er erschauderte und fühlte sich plötzlich sehr verletzlich. Der Einsamkeit und dem Regen schutzlos ausgeliefert.
    »Ich bin kein großer Leser«, bemerkte er versonnen. »Mir ist das Kino lieber. Ich blättere höchstens mal unterwegs oder im Hotel diese schlichten Kurzromane in den Zeitschriften durch. Aber eine Stelle kommt mir immer wieder in den Sinn. Ein Abenteurer, der sagte: ›Ich lebe von meinem Säbel und meinem Pferd‹.«
    Angestrengt bemühte er sich, seine Gedanken zu ordnen, suchte nach den richtigen Worten für das, was er zum Ausdruck bringen wollte. Sie saß unbeweglich da. Nur die Regentropfen waren zu hören, die jetzt in längeren Abständen auf

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