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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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und gehe.«

5 EINE HÄNGEPARTIE
    »Das ist nicht die Stadt, die ich mir vorgestellt habe«, sagte Mecha.
    Es war heiß, und in der Nähe des Riachuelo war die Hitze noch schlimmer. Max hatte den Hut abgenommen, um das Schweißband trocknen zu lassen, und schwenkte ihn in einer Hand, während er die andere halb in die Jackentasche geschoben hatte. Streckenweise gingen sie im Gleichschritt und kamen sich gelegentlich so nah, dass sie einander streiften.
    »Es gibt viele Buenos Aires«, versetzte er, »hauptsächlich jedoch zwei: das erfolgreiche und das gescheiterte.«
    Sie hatten im Gasthaus El Puentecito, fünfzehn Autominuten von der Pension Caboto entfernt, in der Nähe vom La Ferroviaria zu Mittag gegessen. Nachdem sie aus dem Pierce-Arrow gestiegen waren – der schweigsame Petrossi saß wieder am Steuer und blickte kein einziges Mal in den Rückspiegel –, hatten Mecha und der Eintänzer zunächst in der Bahnhofskneipe einen Aperitif getrunken, die Ellbogen auf den Marmortresen gestützt, über dem ein großes Foto des Sportvereins von Barracas hing und daneben ein Schild mit der Aufschrift: Es wird gebeten, Ruhe und Anstand zu bewahren und nicht auf den Boden zu spucken . Sie hatte Granatapfelsirup mit Limonade bestellt und er einen Wermut, einen Cora mit einem Schuss Amer Picon, wobei sie neugierig beäugt wurden, umringt von spanisch und italienisch sprechenden Männern mit Kupferketten an den Westen, die Morra spielten, rauchten und zähen Schleim aus ihren Kehlen in die Spucknäpfe beförderten. Es war Mechas Idee gewesen, hinterher in dem bescheidenen Restaurant zu essen, in das, wie Max ihr in der vorigen Nacht erzählt hatte, sein Vater sonntags mit der Familie gegangen war. Mecha verspeiste genüsslich die Ravioli und das Churrasco vom Grill, das sie auf Empfehlung des flinken spanischen Kellners mit einer halben Flasche kratzigem, würzigem Mendocino hinunterspülten.
    »Sex macht mich hungrig«, hatte sie ihren Vorschlag heiter begründet.
    Während des Essens tauschten sie lange, erschöpfte, vertrauliche Blicke, ohne das, was in der Pension in der Avenida Almirante Brown geschehen war, mit einem Wort zu erwähnen. Mecha gab sich sehr unbekümmert und schien die Ruhe selbst, wie Max mit Erstaunen feststellte; er hingegen grübelte über die Konsequenzen nach, die diese Situation über kurz oder lang für ihn haben mochte. Er dachte während des ganzen Essens daran, verschanzt hinter einwandfreien Manieren und erlesener Höflichkeit, wurde jedoch immer wieder abgelenkt und von leisen Schauern überrieselt bei der lebendigen, eindringlich frischen Erinnerung an das weiche, warme Fleisch der Frau, die ihn über den Rand ihres Glases ansah, als betrachtete sie den Mann, der ihr dort gegenübersah, nun mit verstärkter Neugierde.
    »Ich würde gern ein paar Schritte gehen«, hatte sie später gesagt. »Am Riachuelo.«
    In der Nähe von La Boca hatte sie Petrossi gebeten, Max und sie dort aussteigen zu lassen. Und so spazierten sie jetzt am Nordufer entlang der Vuelta de Rocha, gefolgt von dem Wagen mit dem schweigsamen Chauffeur am Steuer, der langsam auf der linken Straßenseite hinter ihnen her rollte. In der Ferne, jenseits des schwarzen Holzrumpfes und der nackten Spanten eines alten, halb versunkenen Segelschiffs –Max entsann sich, als kleiner Junge darin gespielt zu haben –, reckte sich das hohe Eisengerüst der Schwebefähre Avellaneda.
    »Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte sie.
    Sie drückte Max ein Päckchen in die Hand. Er öffnete es, es war ein kleines, längliches Etui. Eine Schachtel aus Leder, darin eine Armbanduhr, eine prachtvolle quadratische Longines aus Gold mit römischen Ziffern und Sekundenzeiger.
    »Warum?«, fragte er.
    »Eine Laune. Ich habe sie im Schaufenster eines Geschäfts in der Calle Florida gesehen und mich gefragt, wie sie sich wohl an deinem Handgelenk machen würde.«
    Sie half ihm, sie anzulegen, zu stellen und aufzuziehen. Gut sehe sie aus, meinte Mecha. Das Lederband und die goldene Schnalle waren tatsächlich ein passender Schmuck für seinen gebräunten Unterarm. Ein exquisites Stück, das ihm gut stand.
    »Wie für dich gemacht«, bekräftigte sie. »Du hast auch die richtigen Hände für solche Uhren. Es ist sicher nicht das erste Mal, dass dir eine Frau etwas schenkt.«
    Er sah sie ausdruckslos an. Mit geheuchelter Gemütsruhe.
    »Ich weiß nicht ... Ich kann mich nicht entsinnen.«
    »Natürlich nicht. Ich würde es dir auch nie verzeihen, wenn du

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