Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
auslösen können.
»Trotzdem«, stellt er fest, äußerlich vollkommen ruhig, »ist das erst unsere dritte Begegnung. Nach der auf der Cap Polonio und in Buenos Aires 1928 und dem Wiedersehen in Nizza neun Jahre später.«
»Ich hatte wohl schon immer eine Vorliebe für Schufte.«
»Ich war nur jung, Mecha.«
Die Geste, die diese Antwort begleitet, ist ein weiterer Joker aus seinem Repertoire: eine geringe Kopfneigung, die Bescheidenheit ausdrücken soll, und eine nachlässige Gebärde der linken Hand, die Unwesentliches beiseite zu wischen scheint. Was in diesem Fall alles meint, mit Ausnahme der Frau, die ihm gegenübersitzt.
»Ja. Jung, bezaubernd und ein Schuft, wie gesagt. Davon hast du gelebt.«
»Nein«, widerspricht er höflich, »es hat mir das Leben erleichtert, was nicht dasselbe ist. Es waren schwere Zeiten. Letztlich ist jede Zeit schwer.«
Sein Blick ist jetzt auf die Kette gerichtet, und Mecha Inzunza bemerkt es.
»Erinnerst du dich noch daran?«
Max reagiert wie ein gekränkter Ehrenmann.
»Selbstverständlich erinnere ich mich daran.«
»Das solltest du auch.« Kurz berührt sie die Perlen. »Es ist die von Buenos Aires, die schließlich in Montevideo gelandet ist. Das gute alte Stück.«
»Ich könnte sie nie vergessen.« Und nach einer wohlberechneten melancholischen Pause: »Sie ist immer noch traumhaft schön.«
Doch sie scheint ihm nicht zuzuhören und ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
»Diese Sache in Nizza ... Wie du mich da benutzt hast, Max! Und wie dämlich ich war. Dein zweiter Streich kostete mich unter anderem die Freundschaft mit Suzi Ferriol. Und danach habe ich nichts mehr von dir gehört. Nie wieder.«
»Ich wurde gesucht, weißt du nicht mehr? Ich musste verschwinden. Diese ermordeten Männer ... Es wäre Wahnsinn gewesen zu bleiben.«
»Ich erinnere mich nur zu gut. An alles. Ich habe schließlich sogar kapiert, dass es für dich der ideale Vorwand war.«
»Du irrst dich. Ich ...«
Jetzt ist sie es, die die Hand hebt.
»Sprich lieber nicht weiter. Du würdest nur dieses nette Abendessen ruinieren.«
Ihre Hand setzt die Bewegung fort, streckt sich in aller Natürlichkeit über den Tisch und berührt für einen Augenblick seine Wange. Sie streift sein Gesicht nur ganz kurz, und als sie die Hand wieder wegzieht, küsst Max sie rasch auf die Finger.
»Mein Gott ... Es ist wahr. Du warst die schönste Frau, die ich je gesehen hatte.«
Mecha Inzunza öffnet die Handtasche, holt ein Päckchen Muratti hervor und steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Max beugt sich über den Tisch und gibt ihr Feuermit dem goldenen Dupont, das noch vor wenigen Tagen in Doktor Hugentoblers Büro gelegen hat. Sie atmet den Rauch aus und lehnt sich zurück.
»Dummes Zeug.«
»Du bist immer noch schön«, beharrt er.
»Noch mehr dummes Zeug. Schau dich an. Nicht einmal du bist noch der, der du einmal warst.«
Jetzt ist Max ehrlich. Oder könnte es vielleicht sein.
»Unter anderen Umständen hätte ich ...«
»Es war nichts als Zufall. Unter anderen Umständen hättest du nicht die geringste Chance gehabt.«
»Chance auf was?«
»Das weißt du genau. Dich mir zu nähern.«
Lange Pause. Sie meidet seinen Blick, raucht und betrachtet die kleinen Lampions, die Fischerhütten am Strand, die aufgehäuften Netze und die an Land gezogenen Boote am schummrigen Ufer.
»Dein erster Mann, das war wirklich ein Schuft.«
Mecha Inzunza zögert mit der Antwort: zwei Züge an der Zigarette und ein langes Schweigen.
»Lass ihn in Ruhe«, sagt sie schließlich. »Armando ist seit fast dreißig Jahren tot. Und er war ein hervorragender Komponist. Abgesehen davon hat er mir lediglich meine Wünsche erfüllt. In etwa so, wie ich es mit meinem Sohn tue.«
»Ich war immer überzeugt, dass er dich ...«
»... dass er mich verdorben hat? Unsinn. Er hatte natürlich seine Marotten. Sehr spezielle manchmal. Aber niemand hat mich zu irgendetwas gezwungen. Außerdem hatte ich ja auch meine eigenen. In Buenos Aires habe ich, wie überall, meine Entscheidungen immer selbst getroffen. Und in Nizza, wenn du dich erinnerst, war er schon nicht mehr an meiner Seite. Da hatte man ihn in Spanien bereits umgebracht. Oder war drauf und dran, es zu tun.«
»Mecha ...«
Er hat seine Hand über ihre gelegt, die noch immer auf der Tischdecke ruht. Langsam und entschieden zieht sie die ihre zurück.
»Ich warne dich, Max. Wenn du jetzt sagst, ich sei die große Liebe deines Lebens gewesen, stehe ich auf
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