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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Haar schimmerte in der Sonne.
    Doch als dieser schließlich zu Schattenklaue herübersah, erkannte er im Blick des Kohortenführers einen Ausdruck, den er nicht recht einschätzen konnte. Da war eine Spur von Tadel, sicher, weil er ein Stück zu weit vorausgegangen war, neben einer gewissen Anspannung, wohl ob der nahen Begegnung mit den Verrätern – auch das war verständlich. Doch was ihn stutzig machte, war die Besorgnis, ja, fast schon der Argwohn , der in Rotpelz’ Blick aufblitzte. Oder waren es Pfauenauges üble Unterstellungen, ermahnte sich Schattenklaue, die seine Sinne trübten?
    Schon hatte sich Rotpelz wieder von ihm abgewandt, um sich den Verrätern zuzuwenden. Die anderen Wolfskrieger blieben drohend hinter ihm stehen, als er einen Schritt auf Basalt zutat, der sich noch immer schützend vor Frau und Sohn aufbaute.
    »Du weißt, warum wir hier sind«, sprach Rotpelz mit lauter, bedrohlicher Stimme. »Pfauenauge«, brüllte er, ohne sie auch nur anzusehen, »hat die Schwarze Sichel verraten! Sie hat den Hohen Richter niedergeschlagen. Und unseren wertvollsten Schatz gestohlen.«
    »Diebin! Verräterin!«, fauchten die anderen Krieger. Schattenklaue schwieg.
    »Du weißt genau, dass es so nicht gewesen ist«, wollte sich Pfauenauge verteidigen, doch Rotpelz sprach nur zu ihrem Mann, als hätte die Wolfsfrau das Recht verwirkt, Gehör zu finden.
    »Ich ahne, dass dich wenig Schuld an alledem trifft, Basalt! Du bist ein stolzer Krieger. So eine feige Flucht passt nicht zu dir«, erklärte der Kohortenführer. »Pfauenauge hat dich da mit hineingezogen, nicht wahr? Du wolltest die Rotburg nie verlassen!«
    Betroffen blickte Basalt zu Boden.
    »Ich habe recht, ist es nicht so?«, fuhr Rotpelz hitzig fort. »Basalt, du liebst die Rotburg! Dies ist deine letzte Chance, als freier Wolf dorthin zurückzukehren. Alkarn wird dir verzeihen!«
    Basalts Hände verkrampften sich.
    »Du musst sie uns nur aushändigen!«, forderte der Kohortenführer. »Sag es uns! Wo hat dein Weib ihr Diebesgut versteckt?«
    Der Wolfsmann zögerte.
    »Los sag es! Wo ist die Kralle?«, drängte ihn Rotpelz. Voller Ungeduld starrte er Basalt an.
    Und Schattenklaue verstand.
    Rotpelz hatte in seiner Gier nicht nach dem Satorakt verlangt. Nicht nach beiden Teilen des Schatzes, den Pfauenauge in seiner und Kaltschnauzes Version der Geschichte doch als Ganzes an sich gerissen haben soll. Er wollte offensichtlich nur die Rotaskralle, von der Pfauenauge gesprochen hatte.
    Die Wahrheit traf ihn wie ein Schlag. Pfauenauge war also … keine Lügnerin?
    Er wollte sich entschlossen an Rotpelz wenden.
    Doch in diesem Moment streckte Basalt dem Kohortenführer fügsam die Hand entgegen – und rammte, als dieser zufrieden einen Schritt auf ihn zu tat, dieselbe mit solch einer Wucht ins Gesicht, dass der Wolfsmann rückwärts zu Boden stürzte.
    Pfauenauge nutzte die Sekunde der Verwirrung, packte Carras bei der Hand und stürzte sich in das Roggenfeld. »Worauf wartet ihr? Schickt ihn zum Teufel!«, brüllte Rotpelz seine Männer an.
    Doch Basalt hatte sich in einen großen, hellen Wolf verwandelt und versperrte ihnen zähnefletschend den Weg zu seiner Frau.
    Die Krieger stürzten sich auf ihn.
    Rotpelz raffte sich auf und jagte am Kampfgetümmel vorbei ins Roggenfeld.
    Er will sie töten!, schoss es Schattenklaue durch den Kopf, dieser Verräter!
    Noch im Sprung vollzog er die Verwandlung. Wut kochte in ihm hoch, trieb ihn rasend voran.
    Der Kohortenführer preschte wie ein Blitz durch den Roggen. Keuchend verfolgte er Pfauenauge und ihr Kind, jeden Moment würde er sie eingeholt haben.
    Jäh stieß er sich vom Boden ab, schnellte empor und setzte zum mörderischen Klauenschlag an – doch Schattenklaue war schneller.
    Mit einem gewaltigen Sprung rammte er Rotpelz aus der Bahn und zu zweit wälzten sie sich durch den Roggen.
    Kurz verloren beide Krieger die Orientierung. Rotpelz sprang fauchend auf. Ein bedrohliches Knurren löste sich aus seiner Kehle, als er Schattenklaue erblickte. Für eine unendliche Sekunde sahen sich die Werwölfe in die Augen.
    Du bist es gewesen, dachte Schattenklaue hasserfüllt. Du hast den Priester angegriffen! Du hast dich mit Kaltschnauze zusammengetan, um das Satorakt zu stehlen. Deswegen bist du auch so erpicht darauf gewesen, Pfauenauge zu verfolgen. Um dir den gestohlenen Teil zurückzuholen! Und um eine Zeugin zu beseitigen!
    Das höhnische Grinsen, das die Lefzen des Roten formten, war Beweis genug für

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