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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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komm …«
    Als das Fuhrwerk endlich wieder auf dem Weg stand, tätschelte er das Tier zärtlich. Carras schien in kürzester Zeit das Vertrauen der Stute gewonnen zu haben. Sie schnaubte dankbar, als er ihr zart über die Nüstern strich.
    »Schaut, was für schöne Augen sie hat! Und das rotbraune Fell mit der hellen Mähne!«, schwärmte er. Nachdenklich sah sich Carras zu Lex und Fiona um. »Was machen wir jetzt mit ihr?«
    »Na, was wohl?«, brummte Lex. »Wir nehmen sie mit. Oder wollt ihr, dass sie wieder diesem Widerling in die Hände fällt …?«
    Sie sah verblüfft zu Carras, der begeistert in die Hände klatschte.
    » Los, rauf mit dir!«. Lex packte sie und hob sie auf den Karren.
    »Ein paar Kartoffeln sind auch noch drin, falls du Hunger kriegst«, stellte Carras fest. »Roh schmecken sie doch immer noch am besten …«
    Sie verzog das Gesicht. Nicht nur wegen des Ausblicks auf rohe Kartoffeln. Sie hörte, wie Lex dem Wolfsjungen etwas zuraunte.
    »Jetzt müssen wir wenigstens nicht mehr dauernd auf sie warten.«
     
    *
     
    Verschlafen kuschelte sich Fiona in das Deckenlager, das sie sich hinten auf dem Pferdekarren eingerichtet hatte. Zwar rumpelte der Wagen fürchterlich, zwar waren die harten Knollen, die sich unter den Decken wölbten, nicht gerade der Inbegriff von Bequemlichkeit – aber das kümmerte sie nicht, weil sie endlich, endlich schlafen durfte, wenn ihr danach war .
    Erst jetzt spürte sie, wie sehr die Reise sie angestrengt hatte. Aber die Zeit der endlosen Fußmärsche war nun dank des alten Holzkarrens ausgestanden.
    Genügsam und gelassen zog das Pferd den Wagen über Stock und Stein. Sie glaubte, Dankbarkeit in den ruhigen Augen des Tiers zu lesen.
    Es war eine glückliche Fügung des Schicksals gewesen, dass sie das Gefährt gefunden hatten, als ihr Weg endlich talwärts in flachere, weniger felsige Gefilde führte, wo sich wieder Bäume gegen den scharfen Herbstwind stemmten und die Sonne den Reisenden ein wenig Wärme zugestand, nach all den düsteren Tagen.
    Nicht alle Pfade, auf denen sie Serafin folgten, waren mit dem Wagen befahrbar. Oft musste Fiona das Pferd, das alles gehorsam über sich ergehen ließ, führen, während Lex und Carras keuchend den Karren anhoben oder ihn schief gelegt durch schmale Pfade manövrierten. Dabei purzelten stets einige Knollen aus dem Kartoffelberg, von dem sie sich seit Tagen ernährten. Steinpilze, Heidelbeeren, Holzäpfel, Haselnüsse … Sie aßen, was der Herbst ihnen schenkte.
    Das Jagen hielt Lex für zu zeitaufwendig.
    Nur einmal hatte Carras in der Nacht aus einem nahe gelegenen Dorf zwei Hühner gestohlen. Während die Wolfsmänner die Vögel an Ort und Stelle verputzten, hatte sie bei jedem Rascheln eine Horde tobender Bauersleute mit Mistgabeln erwartet – doch sie waren unentdeckt geblieben.
    In den ersten Tagen hatten sie das verletzte Pferd geschont, doch das Tier erholte sich erstaunlich schnell. Es lief stoisch voran. Bald wagten sie, alle drei auf den Wagen zu steigen. Während sich Lex und Carras vorn auf der Sitzbank um die Zügel stritten, tat Fiona zwischen den Kartoffeln das, was sie so bitter nötig hatte; schlafen.
    War sie wach, blickte sie zumeist auf die staubige Strecke, die sie hinter sich ließen. Dazu musste sie lediglich den Kopf heben und über die hölzerne Absperrung blicken, auf die ein Schöngeist – sicher nicht der plumpe Bauer – mit blauer, inzwischen stark abgeblätterter Farbe, weiche Wellenmuster gepinselt hatte. Da saß sie dann und dachte an Serafin; wo er wohl war, ob es ihm gut ging. Was wohl gewesen wäre, wenn diese Neuschnee nie …
    »He! Sieh nach vorn!«
    Verdutzt drehte sie sich zu Carras um.
    » Fiona, guck mal, was ich kann!«
    Sie nickte dem Wolfsjungen zu, der lachend auf dem Rücken des Pferdes saß – mal wieder.
    »Runter von dem Gaul!«, stöhnte Lex. »Junge, du versperrst mir die Sicht!«
    »Erstens ist Nena kein Gaul, sondern eine Pferdedame! Nicht wahr, Nena?« Freundschaftlich klopfte Carras gegen den Hals des Tieres. »Und zweitens kann ich nicht absteigen, weil ich Fiona mein neustes Kunststück zeigen muss.«
    »Musst du das?«, knurrte Lex.
    »Natürlich muss er das!«, sagte sie fröhlich und kletterte neben Lex auf die Sitzbank.»Worauf wartest du, Carras?«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Rasch legte er die Hände hinter sich auf den Pferderücken – bewusst weit entfernt von Nenas sorgfältig verarzteten Peitschenstriemen –, dann streckte

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