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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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es Sie, wenn ich dem Sachverhalt meine eigene Fassung gebe?«
    »Durchaus nicht, Mademoiselle.«
    »Also gut! Carlotta war erregt, was bei ihr nicht häufig vorkommt. Sie weigerte sich, mir frisch von der Leber weg alles zu erzählen, verschanzte sich hinter Versprechungen, die sie gegeben hätte, ließ jedoch durchblicken, dass sie etwas im Schilde führte – ein ungeheures Possenspiel.«
    »Ein Possenspiel?«
    »Ja, darauf lief es hinaus, wenn sie auch nicht das Wort selbst gebrauchte. Auch über das Wie, Wann oder Wo schwieg sie. Nur…« Sie zögerte, starrte, die Stirn gerunzelt, ins Leere. »Sehen Sie, Monsieur Poirot, Carlotta war nicht der Typ, der Schabernack treibt und Streiche macht; sie ist eine ernsthafte, schwerblütige und hart arbeitende Frau gewesen. Und daher bin ich der Meinung, dass jemand sie zu dem Ganzen aufgestachelt hat. Ich glaube – beachten Sie bitte, dass sie mir das keineswegs sagte…«
    »Nein, nein, ich verstehe vollkommen, Mademoiselle. Was glauben Sie?«
    »Ich glaube – nein, ich bin sicher, dass irgendwie Geld dabei im Spiel war. Geld, und nur Geld allein vermochte Carlotta ihrer kühlen Ruhe zu berauben. Es muss sich schon um eine erkleckliche Summe gehandelt haben, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man sie auf eine Wette festgelegt hat – eine Wette, die sie sicher war zu gewinnen. Nein, nein, so stimmt es auch nicht ganz. Ich meine, Carlotta wettete nicht. Wenigstens habe ich sie in der ganzen Zeit unserer Freundschaft noch nie bei einer Wette getroffen. Aber wie es auch sei: Um Geld muss es sich gedreht haben.«
    »Sie sagte es aber nicht eindeutig, wie?«
    »N-nein. Freilich sagte sie, dass sie sich sehr bald dies und jenes werde leisten können. Sie wollte zum Beispiel ihre Schwester aus Amerika kommen lassen und sich mit ihr in Paris treffen. Ach, sie war ja rein vernarrt in ihre kleine Schwester – ein sehr zartes, aber sehr musikalisches Ding, soviel ich weiß. Genügt Ihnen das, Monsieur Poirot? Mehr weiß ich nämlich nicht.«
    Hercule Poirot nickte.
    »Ja. Und es bestätigt meine Theorie. Allerdings will ich Ihnen nicht verhehlen, dass ich auf reichere Ausbeute gehofft hatte. Ich rechnete damit, Miss Adams würde, als Frau, ihrer besten Freundin das Geheimnis enthüllt haben.«
    »Nein, sie hat all meinem Drängen widerstanden und mir lachend erklärt, dass ich mich noch ein bisschen gedulden müsse, bis ich mehr erfahren könne.«
    Poirot schwieg eine Weile, dann fragte er: »Sie kennen den Namen Lord Edgware, Mademoiselle?«
    »Wie? Der Mann, der ermordet wurde? Auf einer Polizeibekanntmachung las ich vor einer halben Stunde den Namen.«
    »Ja, den meine ich. Wissen Sie, ob Miss Adams mit ihm bekannt war?«
    »Ich glaube, nein. Aber… Oh, warten Sie eine Minute. Mein Gott, wie war das doch?« Jenny Driver rieb sich mit beiden Händen die Stirn, als vermochte sie dadurch ihrem Gedächtnis zu helfen. »Halt, jetzt habe ich’s. Sie erwähnte den Namen einmal, in äußerster Erbitterung.«
    »Erbitterung?«
    »Ja. Sie sagte, dass solche Menschen mit allen Mitteln daran gehindert werden müssten, durch ihre Grausamkeit und ihren Mangel an Verständnis das Leben anderer Leute zu ruinieren. Und weiter, dass er ein Mann sei, dessen Tod für alle eine Wohltat bedeuten würde.«
    »Wann machte sie diese Äußerung, Mademoiselle?«
    »Oh, vielleicht vor einem Monat.«
    »Und wie kam sie darauf zu sprechen?«
    Wieder strengte Jenny Driver einige Minuten ihr Hirn an, um schließlich resigniert den Kopf zu schütteln.
    »Ich kann mich nicht mehr darauf besinnen, Monsieur Poirot. Möglicherweise durch eine Zeitungsnotiz? Aber wie gesagt – da lässt mich mein Gedächtnis im Stich. Nur so viel weiß ich noch, dass ich mich wunderte, dass die beherrschte Carlotta so leidenschaftlich einen Menschen verdammte, den sie gar nicht kannte.«
    »Das ist auch verwunderlich«, gab Poirot zu. Und dann fragte er: »Pflegte Miss Adams eigentlich Veronal zu nehmen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Haben Sie jemals eine goldene Dose mit den Buchstaben C. A. aus Rubinen bei ihr gesehen?«
    »Eine goldene Dose? Nein, nie!«
    »Ist Ihnen zufällig bekannt, wo Miss Adams sich im vergangenen November aufhielt?«
    »Ende November fuhr sie nach Amerika zurück, nachdem sie vorher in Paris gewesen war.«
    »Allein?«
    »Natürlich allein! Ich möchte wissen, warum alle Welt bei der Erwähnung von Paris immer gleich das Schlechteste annimmt. Sie kennen es doch wahrscheinlich zur

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