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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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seine Innereien würden sich gegenseitig auffressen. Es rumorte ungewöhnlich laut in seiner Magengegend, wie in einem Teekessel mit kochendem Wasser. Er beendete sein »Geschäft« und wollte seinen Hosenladen schließen. Da fiel ihm auf, dass er überhaupt keine Hose trug.
    Verdrängungsstrategie , schoss es ihm durch den Kopf. Ich bin gar nicht in einem stählernen Würfel gefangen. Ich stehe vor dem luxuriösen Pissoire eines 5-Sterne-Nobelrestaurants auf dem Planeten Sirius und pinkle teuren Champagner, den ich mir gerade genehmigt habe.
    Ein wundervoller Gedanke.
    Als er sich herumdrehte war eine Kamera hinter ihm erschienen. Wie die körperlosen Hände hatte sie sich einfach aus der Decke geschoben und musterte ihn regungslos wie ein außerirdisches Wesen. Adam machte völlig perplex einen Schritt nach links. Ein mechanisches Surren erklang und die Kamera schwenkte ihm hinterher, bis der Blick ihrer starren Linse wieder auf ihn gerichtet war. Unter der Linse, die an einem wurmartigen, grauen Kabel hing, leuchtete ein rotes Lämpchen wie ein glühendes Zyklopenauge.
    Adam trat einen Schritt nach rechts und die Kamera kehrte surrend in ihre Ausgangsposition zurück. Ein Schritt nach vorne. Die Kamera fuhr nach unten und war jetzt genau auf seine Stirn gerichtet. Der Lauf einer Maschinenpistole, die ihm einen tödlichen Kopfschuss verpassten wollte. Die Patrone würde wie ein überdimensionaler Zahn aus Metall ein münzgroßes Loch in seinen Schädel stanzen, aus dem sein Gehirn spritzen würde.
    Adam schloss seine Augen. Als er sie wieder öffnete, hatte sich der Lauf der automatischen Feuerwaffe zurück in die Linse der Kamera verwandelt.
    Eine Kamera , prägte er sich in Gedanken ein. Es ist nur eine Kamera.
    Wer mochte sie aktiviert haben?
    »Hallo«, sagte Adam und winkte mit der Hand.
    Die Kamera folgte seiner Handbewegung und zoomte dann zurück auf seinen Kopf.
    Bewegungssensoren , stellte Adam fest. Das bedeutet, dass ich noch immer nicht weiß, ob jemand irgendwo an einem Computer sitzt und sich die Bilder, die dieser Apparat einfängt, auch wirklich ansieht. Es könnte auch alles vollautomatisch ablaufen.
    Aber daran wollte er nicht glauben. Es musste noch jemanden außer ihm auf dem Raumschiff geben. Adams Zelle war Teil des Fluchtschiffes, das er irgendwie auf der Flucht vor seinen schattenhaften Verfolgern erreicht hatte. Sie hatten das Todesplateau verloren, doch sie waren erfolgreich geflohen.
    Tausende waren bei der Schlacht grausig verendet. Sinnlose Opfer. Sie hatten das Todesplateau verloren. Doch sie waren geflohen und es musste einfach noch jemanden auf dem Raumschiff geben.
    Adam streckte seine Hand nach der Kamera aus. Er ahnte bereits, wie sie sich anfühlen würde. Kalter, fester Kunststoff. Seine ausgestreckten Finger sollten sie jedoch niemals berühren. Als die Fingerkuppen noch ungefähr einen Zentimeter von dem Kameragehäuse entfernt waren, bemerkte Adam den sanften Flimmer, der die schwarze Außenhülle des Apparats umgab.
    Ein Schutzschild , erschrak er.
    Das Flimmern erinnerte ihn an ein Phänomen, das man ›Szintillation‹ bezeichnet. Das Licht der Sterne durchdringt auf dem Weg zu unseren Augen die Erdatmosphäre. Dort steigt die warme Luft, die eine geringere Dichte wie die kalte Luft aufweist, nach oben. Ein Luftwirbel entsteht, der die Luftdichte verändert. Das Licht der Sterne wird abgelenkt und gebrochen, was schließlich das Flimmern erzeugt.
    Funkel, funkel kleiner Stern, ach wie bist du mir so fern , dachte Adam verträumt.
    Er wollte die Hand zurückziehen, aber es war bereits zu spät. Der Schutzschild, der bisher fast unsichtbar gewesen war, baute sich mit einem statischen Knistern auf. Aus dem sanften Flimmer wurde ein Asteroidenhagel aus winzigen, silbernen Sternen.
    Die Funken sprangen auf Adams Hand über. Zuerst spürte er gar nichts. Seine Muskeln bebten, doch er hatte keine Schmerzen. Die Funken wanderten an seinem Arm empor. Als sie seine Schulter erreicht hatten, explodierten sie in einer Super-Nova der Pein.
    Adams Beine gaben unter seinem Körper nach. Er brach haltlos zusammen, wie eine Marionette, bei der man die Seile durchgeschnitten hatte. Er verfügte nicht mehr über die nötige Kraft um die Wucht des Sturzes abzufangen. Adams Wange schlug auf dem Boden auf. Der Aufprall hatte etwas von dem Knockout-Punsch eines Profiboxers. Speichel flog wie in Zeitlupe durch die Luft und bildete ein bizarres Muster vor seinen Augen. Sein Gesicht verschob sich

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