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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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über Tausend sein. Es konnte gar nicht anders sein. Das Gewehrfeuer hatte mehrere Dutzend das Leben gekostet. Die Granaten weitere Hundert zerrissen. Und trotzdem kam das feindliche Heer immer näher. Der Kampf schien aussichtslos.
    Der Krieg war grausam.
    Adam wurde nervös. Er knabberte an seinen völlig heruntergekauten Fingernägeln. Der ekelhaft süßliche Kupfergeschmack von frischem Blut drang in seinen Mund.
    Über ihm stöhnte jemand. Eine körperlose Hand krallte sich am Kraterrand fest. Adam spannte sich. Er hatte keine Feuerwaffe mehr und verfügte nur noch über ein kleines Messer, das in seinem Stiefel steckte. Krampfhaft umklammerte er den Griff, aus dem eine gezackte, spitz zulaufende Klinge ragte. Über ihm folgte eine zweite, körperlose Hand der Ersten und klammerte sich ebenfalls an dem kantigen Fels fest. Wie ein Schiffbrüchiger an einem Stück Treibholz, während Sturm und Ozean an seinem Körper zerren.
    Über Adam erschien das entstellte Gesicht eines Soldaten. Ein einzelnes Auge fokussierte ihn. Das andere baumelte unter der leeren Augenhöhle in Form einer breiigen Masse an der Wange des Verwundeten.
    Der Mann musste ein ganzes Stück gekrochen sein. Seine Hände und Ellbogen waren von dem schroffen Fels wie von einer Käsereibe bearbeitet worden. Adam konnte an der seltsamen Haltung des Mannes erkennen, dass sein Rückgrad gebrochen war.
    Höchstwahrscheinlich gehörte er zu den armen Teufeln, die von den berstenden Explosionen durch die Luft geworfen worden waren und sich bei dem Sturz alle Knochen gebrochen hatten. Möglicherweise war er sogar durch die Granate verwundet worden, die Adam aus dem Krater geschleudert hatte. Adam empfand bei diesem Gedanken Mitleid und was noch viel wichtiger war: Reue.
    Als der Soldat ihn auf dem Grund des Kraters bemerkte, hielt er inne. Adam bedachte ihn mit einem frostigen Blick.
    Nicht zu mir , schienen seine kalten, blauen Scharfschützenaugen zu sagen. Bitte kriech nicht zu mir herunter.
    Der Soldat zögerte. Und genau dieses kurze, unentschlossene Zögern sollte ihn das Leben kosten. Er wurde plötzlich von etwas gepackt und blitzartig nach hinten weggezogen. Als hätte man seine Beine mit einem Seil an der Stoßstange eines Geländewagens festgebunden, der in einem rasenden Tempo über das Felsplateau fuhr und den Soldaten hinter sich her schleifte.
    Hauptsache nicht ich , dachte Adam. Hauptsache nicht ich …
    Er blieb alleine in dem Krater sitzen. Auf einer winzigen Insel in einem Ozean aus Blut, Tod und Schreien. Bestialischen Schreien, bei deren Klang es ihm eiskalt den Rücken herunter lief. Als würde man ihm das Kreuz mit einem scharfen Fleischermesser aufschlitzen.
    Das ist mein Krater , verkündete er stimmlos. Das ist meine Welt!
    Über ihm erklang ein gieriges Schmatzen. War der Soldat zurückgekehrt? Oder stieg der grausame Mörder über sein Opfer hinweg und wollte Adam seinen geliebten Krater streitig machen?
    Adam schloss stillschweigend einen Pakt mit sich selbst. Er kämpfte nicht länger für den Weltfrieden oder die Freiheit aller Völker der United Planets. Es war ihm egal, was mit der Menschheit geschah. Es ging ihm nur noch um den Krater. Niemand durfte in sein neues Reich eindringen.
    Das ist mein Krater. Das ist meine Welt!
    Schritte näherten sich. Es konnte sich unmöglich um den Soldaten von vorhin handeln. Das , was immer auch da oben war, gehörte nicht zur menschlichen Spezies.
    Einer von »ihnen«! , schoss es ihm durch den Kopf. Es muss einer von »ihnen« sein!
    Adam versuchte sich ihr verdorbenes Antlitz ins Gedächtnis zu rufen, aber es gelang ihm nicht. Dennoch bestand kein Zweifel: Es muss einer von »ihnen« sein!
    Das RATTATATATA der Maschinengewehre erstarb und eine gespenstische Stille breitete sich auf dem Felsplateau aus. Nur ab und an wurde das unheimliche Schweigen von dem schmerzerfüllten Wimmern eines Sterbenden unterbrochen.
    Adam gewahr ein leises Schnaufen. Ein raschelndes Röcheln, als würde jemand an Asthma leiden. Der Laut ging aber nicht von einem Asthmatiker aus, sondern … von dem Ding. Die blutrünstige Bestie suchte ihn. Sie nahm schnüffelnd wie ein Spürhund seine Witterung auf. Adam wich bis zur Kraterwand zurück und presste sich gegen den Fels. Kalt und hart spürte er den schwarzen Stein in seinem Rücken.
    Das Todesplateau , so würde man diesen Ort von nun an nennen.
    Über ihm erschien … »es«. Eine groteske Wesenheit, die sich aus dünnen Ärmchen und Beinchen und einem

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