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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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hier raus!«, schrie er wie von Sinnen. »Ich bin doch einer von euch. Ich bin doch einer von euch …«
    Seine Stimme verlor an Kraft. Er fing an zu schluchzen, was seine Worte bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte. Sein Mut und seine Entschlossenheit waren versiegt. Er hockte im Schneidersitz auf dem Boden. Wozu aufstehen? Wo sollte er denn hingehen? Seine Welt (sein Universum!) beschränkte sich auf diese verdammte Metallzelle.
    Ein vier Meter im Quadrat messender Kubus. Er fühlte sich wie eine Zooattraktion. Adam ließ es aber erst gar nicht so weit kommen, dass er unruhig wie ein wildes Tier durch seinen Käfig tigerte. Er hatte seine Triebe unter Kontrolle. Dennoch wünschte er sich nichts sehnlicher als frei zu sein. Aber er würde sich nicht provozieren lassen.
    Meditieren , dachte er optimistisch. Vielleicht ist das die Lösung.
    Er hatte noch niemals zuvor meditiert, kannte sich aber zumindest ansatzweise mit den Riten einer Meditation aus. Man musste dazu ruhig sitzen, so wie er es tat. Man musste die Augen schließen, so wie er es tat. Man musste sich konzentrieren, so wie er es zumindest versuchte.
    Musste man auch die Hände falten? Ein Gebet sprechen?
    Er wusste es nicht.
    Ihm fiel ein, dass man Summen musste.
    Dieses völlig verblödete, eintönige Summen ist sehr wichtig , erinnerte er sich.
    Also fing er an zu summen.
    » Ohmmm. «
    Seine Stimmbänder vibrierten wie gezupfte Gitarrenseiten.
    » Ohmmm. «
    Die Zelle übernahm die Aufgabe des hohlen Gitarrenkörpers und verstärkte den Ton. Adam fragte sich, ob die Architekten des Kubus diesen Effekt geplant hatten. Aber er dachte zu viel nach. Meditation bedeutete Gedankenlosigkeit.
    » Ohmmm. «
    Er spürte, wie der Laut durch Mark und Bein ging.
    » Ohmmm«, und: »Ohmmm«, und: »Ohmmm.«
    Adam spürte, wie sich sein rasender Herzschlag beruhigte. Sein Atem wurde flacher und etwas von der Anspannung, die sich wie Stacheldraht um seinen Leib gewickelt hatte, fiel von ihm ab. Er legte Daumen und Zeigefinger beider Hände aufeinander, sodass sie ein ›O‹ formten, und streckte die anderen sechs Finger seitlich weg. Eine höchst spirituelle Pose, wie er fand.
    » Ohmmm «, summte er.
    Dann fiel ihm auf, dass er noch immer in der Zelle feststeckte. Er fühlte sich zwar gelassener, aber der bizarre Singsang hatte nichts an seiner ausweglosen Situation verändert.
    »Meditieren«, schnaubte er abfällig. »So ein Schwachsinn.«
    Er wollte seine Beine gerade entknoten um sich zu erheben, als eine flüchtige Berührung sein Bein streifte. Es war nur ein kurzes Tippen, als hätte ein Windhauch die feinen Härchen auf seinem Schienbein gestreichelt. Trotzdem erstarrte er bei der Berührung.
    Es gab hier drinnen keinen Wind. Einige versteckte Luftlöcher mit Sicherheit, denn ohne Sauerstoff wäre er in dieser Zelle schon lange an Atemnot gestorben. Aber diese Art von Luft strömte unbemerkt herein, ohne dass er sie spürte. Und sie verursachte mit Sicherheit keinen Lufthauch!
    Die Berührung wiederholte sich, als hätte sie seine Gedanken gelesen und wollte ihm widersprechen. Wie ein kleines Kind, das energisch an der Schürze der Mutter zupft, um sich bemerkbar zu machen. Adam spürte, wie sich etwas Kaltes um sein Fußgelenk schloss. Er zwang sich krampfhaft dazu nicht herabzusehen.
    Da ist nichts , versuchte er sich einzureden. Das bildest du dir nur ein. Wenn du jetzt nachgibst, wird dein Verstand grausame Dinge mit dir anstellen. Er wird dich glauben lassen, dass du Dinge siehst, die es gar nicht gibt. Dass du Dinge spürst, die es gar nicht gibt. Dass es Dinge gibt, die es gar nicht geben dürfte.
    Das Tippen wurde energischer.
    Da ist nichts , beharrte Adam.
    Es tat weh.
    Das bildest du dir ein.
    Glühende Stricknadeln bohrten sich durch seine Haut.
    Wenn du jetzt nachgibst, wird dein Verstand grausame Dinge mit dir anstellen.
    Er konnte nicht mehr anders.
    Sein Blick glitt an seinem Bein herab. Das orangefarbige Leibchen reichte gerade einmal über seine Lenden hinweg. Seine Beine lagen nackt da und Adam konnte seine Fußgelenke sehen. Er lokalisierte die schmerzende Stelle und erstarrte.
    Da war … eine Hand!
    Starre Finger, die sich eisern wie eine Rohrzange um sein linkes Fußgelenk gelegt hatten. Adam sah grüne Äderchen unter der hellen, fast durchsichtigen Haut. Unförmige Fingernägel, unter denen Dreck klebte. Knöchel, die hörbar knackten, als er versuchte zurückzuweichen und die Hand ihn unbeirrt fest hielt.
    »Aufhören!«, stöhnte

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