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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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er.
    Die Hand gehörte zu einem Handgelenk, welches wiederum direkt aus dem Boden wuchs. Adam konnte keinen Unterarm ausmachen. Keinen Oberarm. Keine Schulter. Keinen Körper. Es gab nur ihn und die Hand. Und die eiskalte, starre Umklammerung.
    Er wird dich glauben lassen, dass du Dinge siehst, die es gar nicht gibt. Dass du Dinge spürst, die es gar nicht gibt. Dass es Dinge gibt, die es gar nicht geben dürfte.
    Zögerlich griff er nach der Hand und wollte sie abstreifen. Es gelang ihm nicht. Wie bei der Leichenstarre hatten sich die Finger fest um seinen Knöchel geschlossen. Adam kroch in die andere Ecke der Zelle. Seine Hand tauchte in die unförmige Pfütze aus Urin. Die gelbe Flüssigkeit brannte wie Säure, als sie mit dem aufgeplatzten Knöchel in Kontakt kam. Seine Gesichtszüge verzerrten sich.
    Er ignorierte den Schmerz und konzentrierte sich auf die körperlose Hand. Wie eine widerspenstige Klette hing das hautfarbene Anhängsel an seinem Fußgelenk fest. Adams Bein zuckte.
    Ich muss die Hand abschütteln. Ich muss mich aus der Umklammerung befreien. Weg, nur weg.
    Aber die Hand ließ nicht von ihm ab und klammerte sich unbeirrt an ihm fest.
    Verschwinde! Weiche Dämon! Weiche! , zischte eine Stimme in seinem Inneren.
    Die blasse Leichenhand hielt ihn unbeeindruckt fest.
    »Verschwinde!«, fauchte Adam.
    Weiche Dämon! Weiche!
    Nichts geschah. Die Hand zerrte an seinem Bein. Adam rutschte über den spiegelglatten Untergrund zurück in die Zellenecke, in der er erwacht war.
    Wie sollte sie seine Worte auch hören? Es war nur eine Hand. Sie hatte keine Ohren und auch sonst keine Organe, die zur Wahrnehmung von Geräuschen dienten.
    Er trat mit dem freien Fuß nach der Hand. Er traf sie ein-, zwei Mal hart. Der Griff lockerte sich keinen Millimeter. Nicht mal für eine winzige Sekunde.
    Konnte sie Schmerzen spüren? Es war doch nur eine Hand.
    »Was hat das zu bedeuten?«, kreischte er.
    Panik breitete sich in seinem Inneren aus. Er hasste die kalten Finger an seinem Fußgelenk. Er hasste die eisige Berührung. Der Griff drohte seinen Verstand zu pulverisieren. Als würde ein Asteroid in die Erdumlaufbahn seines Bewusstseins rasen und dort mit der Wucht einer Hiroshima-Bombe explodieren.
    Adam beugte sich nach vorne. Er packte die körperlose Hand und brach einen Finger nach dem anderen. Die Haut unter seinen Händen war kalt und tot. Die Finger brachen wie trockene Zweige. Adam vernahm keine Schmerzenslaute.
    Er musste auch den Daumen brechen. »Der Große Onkel« hatte sich besonders fest um seinen Knöchel gewunden, wie eine tödliche Würgeschlange, die ihn ersticken wollte.
    Adam kam frei und robbte wie ein Kleinkind auf allen Vieren vor der Hand davon. Er massierte sein Fußgelenk und ließ Blut durch die Venen fließen. Die Haut hatte sich blau gefärbt. Ein unangenehmes Prickeln breitete sich in seinem Knöchel aus.
    Die Hand vor ihm zuckte wie ein Wurm, den man in zwei Hälften geteilt hatte. Die gebrochenen Finger schienen noch immer von einem grausigen Eigenleben erfüllt zu sein.
    Verschwinde! Weiche Dämon! Weiche!
    Adam wich so weit zurück, bis sein Hinterkopf die kalte Wand berührte. Links von ihm lag der stinkende Ozean aus goldenem Urin. Vor ihm zuckte die körperlose Hand. Er beäugte die gierig auf und zu schnappenden Finger genauer. Die Hand wuchs direkt aus dem Boden. Es gab kein Loch, aus dem sie ragte. Keine Öffnung. Die Haut war mit dem kalten Metall verschmolzen.
    Eine Symbiose?
    Er musste automatisch an Cyborgs denken. Groteske Missgeburten aus Stahl und Fleisch.
    Adam hatte einmal gelesen, dass eine gewisse Donna Haraway alle Menschen der heutigen Welt für Cyborgs hielt, da diese durch diverse Interfaces an Maschinen angeschlossen sind, die den Alltag zunehmend mehr dominieren (Prothesen, künstliche Organe, etc.). In Gedanken stellte er sich ein Universum vor, das von emotionslosen Menschen beherrscht wurde, die sich in kaltherzige Maschinen verwandelt hatten.
    Noch während Adam damit beschäftigt war die Hand, eine winzige Krake mit fünf zuckenden Tentakelauswüchsen, unter die Lupe zu nehmen, spürte er wieder tastende Finger auf seiner Haut. Diesmal strichen die kalten Gliedmaßen durch sein Haar und tippten gegen seine Schädeldecke.
    Da ist nichts , hämmerte ihm sein logischer Menschenverstand ein. Das bildest du dir nur ein.
    Eine Hand! , kreischte sein Verstand voller Entsetzen.
    Plötzlich packte die Hand hinter ihm zu und krallte sich in sein wirres Haar. Adams

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