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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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sich an seinem Ärmel fest. Der Stoff riss. Eves Fingernägel bohrten sich in seine Haut.
    »Nicht«, stöhnte Adam.
    Er konnte kaum sprechen. Die Anspannung war gewaltig. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren und einfach nur zu ziehen. Stück für Stück wuchtete er Eve in die Höhe. Sie bekam den Rand der Plattform zu fassen und half ihm. Als sie ihre Füße gegen das Gitter stemmen konnte, hatten sie es geschafft. Der letzte Ruck katapultierte die junge Frau regelrecht auf die Plattform hinauf.
    Adam stolperte zurück und landete auf dem Hintern. Eve stürzte ebenfalls und lag plötzlich auf ihm. Ihre Nasen berührten sich fast. Da spürte Adam etwas Unförmiges unter seiner Hand. Er griff zu und hob den deformierten Gegenstand auf.
    Es war … ein Finger!
    Eve stieß einen spitzen Schrei aus und sprang zurück. Auch Adam erschrak und warf das kalte Gliedmaß angeekelt fort.
    Hinter ihm lauerte die Schleuse. Eingetrocknetes Blut zeichnete ein wirres Muster auf den blanken Stahl. Als Adam die kranken Blutspritzer (wie rote Pinselstriche) sah, ahnte er bereits, dass es schlimm werden würde. Was er noch nicht wusste: Es sollte viel schlimmer werden.
    Er stemmte sich hoch und half Eve auf die Beine. Seine Hand wanderte in die Hosentasche und er zog das Tuch heraus, in das er das Skalpell eingepackt hatte. Nachdem die Waffe ausgewickelt war, blitzte sie in seiner Hand. Er legte die rechte Hand auf den Türöffner, drückte ihn aber noch nicht.
    »Bist du bereit?«, fragte er und blickte Eve streng an.
    »Nein«, gestand Eve. »Aber das ist egal.«
    Adam nickte und drückte den Türöffner.
    Eve schloss die Augen.
    Sie bettet , dachte er. Sie fleht den Herrn an, dass er ihr Schmerzmittel geben soll, damit sie ihre Sucht frönen kann. Das wird dem Herrn nicht gefallen.
    Ein hohes Piepsen. Grünes Licht. Mechanisches Zischen.
    Er glaubte zu hören wie Eve »ich danke dir« flüsterte, war sich aber nicht sicher. Die Schleuse öffnete sich gähnend langsam, als wäre sie mit klebrigem Sirup bestrichen. Adams Hand zitterte, als würde das Skalpell zappeln, wie ein Fisch, den er mit bloßen Händen gefangen hatte.
    Vor ihnen fiel eine Hand zu Boden. Ihr fehlte an Finger. Adam vermutete, dass das Wesen versucht hatte zu fliehen, doch die Schleuse hatte sich vor dessen Nase geschlossen und den Finger vom restlichen Körper abgetrennt. Dieser war dabei nicht einfach durchgeschnitten, sondern zuerst einmal zwischen den Türhälften eingeklemmt und mehrfach gebrochen worden. Danach war kein Blut mehr durch die winzigen Venen zirkuliert und das Gliedmaß abgefault.
    Eine scheußliche Vorstellung …
    Zu der Hand gehörte ein Arm und zu dem Arm ein menschlicher Körper. Jedenfalls glaubte Adam, dass der blutgetränkte Fleischfetzen ein menschliches Geschöpf gewesen war. Er wandte seinen Blick entsetzt von dem abscheulichen Anblick ab.
    Der Körper des Mannes (er nahm einfach mal an, dass es ein Mann gewesen war; Beweise dafür gab es keine) war bis zur Unkenntlichkeit zerrissen worden, als wäre er unter einen Rasenmäher geraten. Einen sehr großen Rasenmäher.
    Adam wandte sich zu Eve um und rechnete damit, dass sie eine weitere Panikattacke bekam. Die junge Frau blieb aber völlig ruhig und studierte die Leiche des Mannes sogar mit sadistischem Interesse.
    »Das ist … traurig«, sagte sie.
    Traurig? , brüllte Adam sie innerlich an. Traurig? Das ist ekelhaft! Widerlich! Bestialisch! Aber traurig?
    In Wirklichkeit gab er keinen Mucks von sich und stieg schweigend mit einem großen Schritt über den blutigen Leichnam des Mannes hinweg. Es kam ihm wie ein schlimmer Frevel vor, aber er hatte keine andere Chance. Umkehren und sich in der Küche verbarrikadieren war keine akzeptable Alternative. Sie mussten etwas zu essen finden.
    Ein makabrer Gedanke …
    Hinter der Leiche lag eine weitere. Eine Frau. Irgendetwas hatte ihr den halben Kopf weggerissen. Adam spürte, wie Übelkeit in ihm aufstieg. Er zwang sich dazu weiterzugehen. Es gab noch mehr Leichen.
    Adam trat fast auf einen bärtigen Greis, dessen Hand sich im Tod an seiner Brust festgekrallt hatte. Der Arme lag seltsam verrenkt da, als hätte ihn eine ausgewachsene Dampfwalze überrollt und ihm jeden Knochen im Leib mehrfach gebrochen. Dann passierte Adam eine schwarze, fette Dame, die wie ein gestrandeter, ölverschmierter Wal aussah.
    Schließlich blieb er stehen und hob seinen Blick. Er war bis ins Zentrum des Raumes vorgedrungen. Um ihn herum lagen Tote. Dutzende von

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