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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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aufkeimen.
    »Schwachsinn«, sagte er laut.
    Diese Krankenstation unterschied sich gleich in mehreren Punkten von der ersten Krankenstation. Er zählte doppelt so viele Krankenliegen. Dazu kamen noch einige Liegen mit Rollen und schließlich waren da noch die ganzen Toten, die ihm damals bestimmt aufgefallen wären.
    Er hörte ein leises Knistern hinter sich und fuhr herum. Eve stand hinter ihm, drückte eine Tablette aus einem Folienstreifen und zerkaute sie wie ein Kind einen Lutscher. Sie legte den Kopf schief und sah Adam eindringlich an.
    »Was ist los?«, fragte er verwirrt.
    »Nichts«, antwortete Eve. »Ich möchte von hier weg.«
    Ihre Hose war bis zu den Knien blutverschmiert. Adam vermutete, dass seine nackten Beine nicht anders aussahen. Der Gedanke hatte etwas Beängstigendes. Das Blut von mehreren Toten klebte an ihm …
    »Wir sollten vorher aber noch in den Aufenthalts- und Schlafräumen nachsehen«, fügte Eve etwas verspätet hinzu.
    »Gut«, stimmte Adam ihr zu. »Dann lass uns.«
    Weiter kam er nichts. Plötzlich waren sie wieder da.
    Die Geräusche …
    Es begann, wie es immer schon begonnen hatte, wie eine schreckliche Endlosschleife, die immer und immer wieder abgespielt wurde.
    Zuerst hörten sie das quälende, lang gezogene Scharren. Der Laut wurde von einem emsigen Kratzen verfolgt. Zum Schluss stimmte noch das dumpfe Wühlen mit ein, wie bei einem dreistimmigen Chor. Doch diesmal war es irgendwie anders. Es kam nicht nur von oben, sondern von allen Seiten. Die Wände ächzten. Über ihren Köpfen krachte und polterte es.
    Was ist nur dort oben? , wollte Adam wissen.
    Wir kommen … Wir kommen …
    Er packte Eve am Arm und stürmte los. Hinter ihm riss der Boden auf und ein farbloses Gas strömte zischend aus, wie eine sprudelnde Fontäne. Adam beschleunigte seine Schritte. Immer mehr Geysire aus heißem Dampf schossen aus gezackten Rissen. Schon bald hatte sich ein grauer Schleier vor Adams Augen gebildet und er lief nahezu blind durch den Raum.
    Seine Hand streckte er nach vorne, um nicht gegen ein jäh auftauchendes Hindernis zu laufen. Er achtete nun nicht mehr darauf, nicht auf die Leiber der Toten zu treten, sondern ging einfach über sie hinweg. Die Leichen bildeten einen holprigen Teppich aus menschlichen Körpern unter ihren Füßen. Gelegentlich erklang ein feuchtes Schmatzen und Adam zuckte erschrocken zusammen.
    »Diesmal werden ›sie‹ uns holen«, wimmerte Eve. »Verstehst du das nicht? ›Sie‹ wollen nicht, dass wir hier sind.«
    Sie versuchte anzuhalten, aber Adam zog und zerrte wie ein Besessener an ihrem Arm. Er tat ihr weh, doch das störte ihn nicht. Es ging immerhin um ihr Leben und verglichen damit erschien ein harmloses Ziehen im Arm geradezu lächerlich.
    Die tobenden Geräusche überschritten den Lärmpegel vom letzten Mal um ein Vielfaches. Die Frequenz der Laute lag in einem hohen Bereich, der in den Ohren schmerzte. Adam war somit nicht nur blind, sondern auch so gut wie taub.
    Ging er überhaupt noch in die richtige Richtung?
    Oder lief er ohne es zu wollen zum anderen Ende des Raumes zurück?
    Möglicherweise direkt auf die schmale Luke zu?
    Bald werde ich dich zurückholen …
    Über ihren Köpfen heulte es: Wir kommen … Wir kommen …
    Adam hatte Angst. Erbärmliche Angst. Er stand kurz davor sich in die Hosen zu machen. Ein peinliches Schamgefühl breitete sich in ihm aus. Jedes Mal, wenn das lang gezogene Scharren erklang, als würde ein Kind einen spitzen Stein über eine Glasscheibe ziehen, zuckte er spürbar zusammen. Die Laute trafen ihn wie Peitschenhiebe. Vor ihnen lichtete sich der graue Dunst und Adam machte eine Tür aus.
    Die Rettung! , schoss es ihm durch den Kopf.
    Er schlug regelrecht auf den Türöffner und die Schleuse öffnete sich. Hinter ihnen wurden polternde Schritte laut. Etwas bewegte sich im Schutz des einströmenden Dampfes. Etwas Großes. Etwas Gefährliches.
    Wir kommen … Wir kommen …
    Adam erinnerte sich an den toten Finger, den sie gefunden hatten, an den armen Teufel, der versucht hatte zu fliehen, dann wieder an die Schleuse, die sich geschlossen hatte, und zum Schluss noch ein allerletztes Mal an den Finger, der wie von einer Guillotine von der Hand geköpft worden war.
    Der Mann hatte gewusst, dass er es nicht mehr schaffen würde. Die Schleuse musste sich bereits halb geschlossen haben, bevor er überhaupt erst losgelaufen war. Und trotzdem hatte er es versucht … wenigstens die Hand durch die Öffnung quetschen

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