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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Toten. Sie lagen auf dem Boden und auf den Krankenliegen, die er bereits auf der anderen Krankenstation kennen gelernt hatte. Ein paar der drahtigen Metallgestelle waren umgestürzt und hatten die Toten unter sich begraben. Hier und da lagen die Leichname sogar aufeinander. Im Tode aneinandergeklammert. Ein verrücktes Wirrwarr aus Armen und Beinen.
    Adam schluckte. Er verspürte den unmissverständlichen Drang sich zu übergeben. Er hörte Eve an der Schleuse würgen. Sie hatte sich nicht bewegt. Adam drehte sich um seine eigene Achse. Der widerliche Verwesungsgestank und der süßliche Geruch von Blut waren übermächtig.
    »Adam …« Eve hustete und spukte. Wie schaffte sie es nur dabei zu reden? »Was ist hier passiert? Wer kann so etwas getan haben?«
    Er hatte keine Antwort auf diese Frage parat und war genauso fassungslos wie sie. Adam war der Meinung gewesen, dass der Krieg grausam war. Wenn dem so war, dann musste man ein neues Wort erfinden, um dieses brutale Gemetzel hier zu beschreiben. Die Krankenstation glich einem verdammten Schlachthaus!
    Adam unterteilte die Toten in zwei Gruppen. Die Einen trugen orangefarbene Leibchen, so wie er, als er in der Zelle zu sich gekommen war. Die Anderen waren in weiße Arztkittel gekleidet. Stethoskope hingen wie grotesker Schmuck um ihre Hälse. Keine Soldaten … So sehr er auch suchte, er konnte keine Tarnanzüge finden, weder grüne, noch braune oder andersfarbige. Keine Panzergrenadiere. Keine Krieger der Sturmtrupps. Es gab auch keine Waffen.
    »Das sind nur Zivilisten!«, beschwerte sich Adam.
    »Das ist doch scheißegal!«, erwiderte Eve fassungslos. »Siehst du nicht, wie grausam sie getötet worden sind. Das ist … ist ein … Blutbad.«
    Sie hatte natürlich Recht. Adam war einfach nur enttäuscht, weil er erwartet hatte endlich auf einige Gleichgesinnte zu treffen. Offensichtlich versteckten sich diese in einem anderen Winkel des Schiffes.
    Oder es gibt keine Anderen mehr , flüsterte eine unheilvolle Stimme in seinem Kopf.
    »Was können wir tun?«, wollte Eve wissen.
    Sie sprach leise, als befänden sie sich in einer Kirche oder einem anderen heiligen Ort.
    »Hier können wir nichts mehr tun, befürchte ich.« Adam suchte nach Überlebenden. Es gab keine. Alle waren tot. »Hol die Schmerzmittel und ich schau mich ein wenig in den anliegenden Räumen um.«
    Eve nickte und marschierte los. Adam kämpfte sich mühsam zum anderen Ende des Raumes durch. Dort musste er sich erst einmal ins Waschbecken übergeben. Er hatte die Übelkeit so weit es nur ging hinausgezögert, verschoben, aber er hatte sie niemals ganz besiegt.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Eve besorgt nach seinem Befinden.
    Adam nickte. Zu mehr war er nicht fähig. Eine weitere Welle aus Verklumptem schoss seinen Hals hinauf. Er wischte sich den Mund mit einem groben Papiertuch ab und ließ es achtlos ins Waschbecken fallen. Hier würde sich sowieso niemand mehr die Hände waschen. Adams Magen verkündete mit einem stechenden Schmerz, dass er immer noch Hunger hatte. Das Letzte, woran Adam jetzt aber denken wollte, war essen. Trotzdem mussten sie dringend Nahrung finden, sonst würden sie früher oder später sterben.
    Die Krankenstation war ähnlich konstruiert wie die Erste, auf der er Roland getroffen hatte. Dadurch fand er recht schnell eine ganze Ladung Notfallriegel in einer blauen Plastikbox. Er riss sofort eine der goldenen Verpackungen auf, stopfte sich einen ganzen Riegel in den Mund und zerkaute ihn schmatzend. So viel zu seiner Appetitlosigkeit, die plötzlich wie weggeblasen war.
    Er suchte nach einem Lasergewehr, das sie leider damals wegen der Enge des Lüftungskanals zurückgelassen hatten, konnte aber keines finden. Trotzdem spürte er, dass es eines gab. Sein Blick wanderte zu Eve hinüber, die eine Schranktür aufgerissen hatte. Sie benutzte ihre Hand wie einen Schneeschieber und ließ die Medikamentenschachteln zu Dutzenden in eine weiße Tasche fallen, die sie irgendwo gefunden hatte.
    Das wird für eine Weile reichen , dachte er zufrieden. Ich muss Acht geben, dass sie nicht wieder eine Überdosis nimmt. Die Verlockung ist groß.
    Vor ihm tauchte eine schmale Luke auf. Die Tür war verschlossen, doch Adam konnte sich denken, was dahinter lag.
    Bald werde ich dich zurückholen , raunte die Zelle.
    Sie stand da, als wäre sie ihm vorausgeeilt und hätte bereits auf ihn gewartet. Oder als wären sie die ganze Zeit im Kreis gegangen. Adam spürte Panik in sich

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