Drimaxid 01 - Die Zelle
genau wie die Schleuse. Als hätten die Hände eines Riesen dagegen geschlagen, die hinter dem Stahl waren und versuchten sich hindurch zu bohren …
Adam verwarf den grotesken Gedanken sofort wieder, weil er Erinnerungen an den Traum in der Zelle wachrief.
Körperlose Hände, die ihn gepackt und zu Fall gebracht hatten. Die auf einmal überall gewesen waren. Die …
GENUG! , rief Adam sich zu Besinnung.
Die stählernen Bodenplatten waren verschwunden und darunter lag ein ungefähr fünf Meter tiefer Schacht, aus dem ein fluoreszierendes Licht zu ihnen hinauf drang. Es gab keine Leiter. Sie würden über die schmalen Stege gehen müssen, die links und rechts von dem Abgrund lagen. Adam erinnerte sich an den Balanceakt im Lüftungsschacht, bei dem Eve ausgerutscht und beinahe von dem Generator, wie von einem überdimensionalen Häcksler, zu menschlichem Brei verarbeitet worden wäre. Wenn Roland sie nicht in letzter Sekunde gerettet hätte …
»Schaffst du das?«, fragte er Eve.
Sie nickte.
Er glaubte ihr.
Adam presste seinen Rücken gegen die Wand und bewegte sich seitlich gehend über den Sims hinweg. Seine Hände suchten nach Halt, aber er fand keinen. Sollte er abrutschen, würde er unweigerlich in die Tiefe stürzen.
Er legte seinen Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hinauf. Adam horchte gespannt hin und wartete auf das lang gezogene Scharren, das sie das letzte Mal wie die wütenden Kampfschreie einer ganzen Armee aus dem Korridor gejagt hatte. Es blieb aus. Diese Feststellung setzte neue Kräfte in ihm frei. Adam beschleunigte sein Vorankommen, während Eve ein ganzes Stück hinter ihm zurückfiel.
Als er nach links sah und sich auf Eve konzentrierte, verlor er den schmalen Sims unter seinen Füßen für einen Augenblick aus den Augen. Plötzlich trat sein Fuß ins Leere und er drohte das Gleichgewicht zu verlieren. Er schwankte einen Moment hin und her, ehe er mit seitlich ausgebreiteten Armen in der Senkrechten verharrte.
Er gewahrte Eve, die in seinem Augenwinkel gestikulierte. Der Steg endete so abrupt vor ihm, dass Adam es überhaupt nicht bemerkt hatte. Sie hatten den Gang zu zwei Dritteln hinter sich gebracht. Die Plattform vor der Schleuse zur Krankenstation war zum Greifen nahe. Es galt nur noch den ungefähr vier Meter langen Abgrund zu überqueren, der vor ihnen lag.
Adam schaute sich suchend um und fand über seinem Kopf einen metallenen Haken in der Wand. Er rüttelte probeweise daran. Der Griff hielt und erinnerte ihn an eine rostige Leitersprosse. Weiter vorne gab es noch zwei ähnliche Sprossen.
Ob er vielleicht …?
Eve stieß ihm in den Rücken. Adam hatte keine Zeit den Gedanken zu Ende zu bringen. Er rutschte vom Sims und konnte sich gerade noch an dem Griff fest halten. Ein ächzender Laut drang aus der Wand, aber die Sprosse verharrte brav an ihrem Platz. Vorsichtig begann Adam zu schwingen und bekam den zweiten Griff zu fassen. Er ließ von seinem ersten Halt ab und schwang sich wie Tarzan über den Abgrund hinweg.
Vor ihm lag der letzte Griff. Adam bekam ihn zu fassen. Mit einem beherzten Ruck zog er sich vollends zu der Plattform hinüber. Sein Herz raste.
Geschafft , schoss es ihm durch den Kopf. Er war erleichtert endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen zu spüren.
Seine Arme schmerzten, als hätte er Muskelkater. Er massierte sich die Oberarme. Die Sprossen hatten ein feines Gittermuster in seine Haut gedrückt.
Hinter ihm keuchte Eve. Ihre Hand verfehlte den letzten Griff und sie schaukelte zurück. Sie hielt sich nur mit einer Hand an dem vorletzten Haken fest. Adam warf sich nach vorne und packte ihr Handgelenk. Im selben Moment ließ Eve von ihrem Halt ab und fiel wie ein Stein nach unten. Ein harter Ruck ging durch Adams Arm; ein Gefühl, als würde er entzwei gerissen.
Er gab einen unartikulierten Laut von sich und wurde von Eves Gewicht auf den Abgrund zugezogen. Seine freie Hand krallte sich in dem Gitter unter seinen Füßen fest. Eves Finger drohten aus seiner Hand zu rutschten. Er beugte sich nach vorne und griff fester zu. Die junge Frau verzog schmerzerfüllt das Gesicht.
»Lass mich nicht fallen«, flehte sie.
Ihr panikgezeichnetes Antlitz gab ihm neue Kraft. Er richtete sich langsam auf. Seine Knie zitterten. Adam lehnte sich nach hinten und zog mit aller Kraft an Eves Arm. Seine Muskeln spannten sich und beschwerten sich mit einer heißen Welle der Pein über die neuerliche Belastung. Eves freie Hand schnellte nach oben und krallte
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