Drimaxid 04 - Antara
vor auf dem Knochen herum, der in der Zwischenzeit beträchtlich geschrumpft war. Ab und zu grunzte er dabei erfreut und kratzte sich hinter den spitz zulaufenden Ohren. Allerdings tat er das mit den Händen und nicht mit den Füßen; zumindest ein bisschen Menschlichkeit und zivilisiertes Benehmen schien den Rudyoh angeboren zu sein.
Adam entschloss sich dazu, mit Taurok zu reden, der schon die ganze Zeit kein einziges Wort von sich gegeben hatte. Adam vermutete, dass der dunkelhäutige Riese schon eine ganze Weile in der starren Pose auf dem Stein saß, und weder etwas gegessen, noch getrunken hatte. Warum tat er das nur?
Adam ging zu dem Antara hinüber und setzte sich neben ihn. Er versuchte die Beine, wie Taurok, im Schneidersitz zu überkreuzen, hielt es aber nicht lange aus, so dazusitzen. Schon nach kurzer Zeit streckte er die Beine wieder aus und ließ sich zurücksinken. Er stützte sich mit den Ellbogen ab und genoss mit Taurok den atemberaubenden Ausblick, der sich ihnen bot.
»Ich weiß, warum du gekommen bist«, brach Taurok ihr Schweigen.
»Ach ja?« Adam setzte sich auf. »Und warum glaubst du, bin ich gekommen?«
»Du willst nicht, dass ich mich opfere«, antwortete der dunkelhäutige Riese.
»Du weißt davon?«, fragte Adam überrascht.
»Selbstverständlich. Oder dachtest du etwa, Hypno würde mich unter einem falschen Vorwand ins Verderben locken und hinterrücks ermorden? Du tust ihm wirklich Unrecht, Adam«, tadelte Taurok ihn gutmütig.
»Ich weiß nicht …«, begann Adam, wurde aber von seinem Gegenüber unterbrochen.
»Er hat uns allen die Wahrheit gesagt, genau wie dir. Sogar Chuck hat er mittels eines Übersetzungsgeräts über unsere Situation aufgeklärt. Und wir sind alle bereit, unseren Teil zu tun, um unser gemeinsames Schicksal zu erfüllen.«
»Du wirst sterben …«, hauchte Adam.
»Ich weiß. Aber was ist falsch daran? Hat dein Volk nicht früher eurem Gott auch Opfer dargebracht, um ihn gnädig zu stimmen?«
»Das ist lange her und wird heute nicht mehr praktiziert!«, protestierte Adam.
»Und ist es darum falsch?« Taurok maß ihn mit herausforderndem Blick und provokativ hochgezogenen Augenbrauen. »Es ist eine große Ehre, sich für etwas Großes opfern zu dürfen.«
»Warum willst du das tun?«, wollte Adam wissen.
»Ein Gott muss für sein Volk sterben«, sagte sein Gegenüber, voller Überzeugung. »Auch euer Gott ist durch seinen Sohn gestorben, um sein Volk von allen Sünden zu erlösen, wenn ich mich recht entsinne.«
»Du glaubst ernsthaft, dass du ein Gott bist?«, fragte Adam zweifelnd.
»Ich BIN ein Gott«, korrigierte ihn Taurok streng. »Und mein Tod wird das ein für allemal beweisen. Aber sei ohne Furcht, ich bin ein Gott voller Gnade und Liebe.«
»Das ist verrückt. Absolut verrückt!«, schnaubte Adam. »Das darf nicht geschehen! Wie können wir Frieden schaffen, das Töten beenden, indem wir jemanden umbringen?«
»Du wirst es verstehen. Irgendwann. Glaub mir. Aber jetzt lass mich bitte allein. Ich muss mich auf meine große Aufgabe vorbereiten.«
Taurok schloss seine Augen und nahm wieder die angespannte Haltung ein. In seinen Händen, das sah Adam soeben zum ersten Mal, lag die Waffe, mit der er sich töten würde. Entgegen seiner Erwartungen handelte es sich nicht um einen goldenen Revolver, sondern um ein goldenes Messer!
Adam erinnerte sich daran, wie er nach seinem Erwachen in der zerstörten Nachkriegswelt auf die Suche nach einem ganz bestimmten Messer gewesen war. Alles in ihm hatte danach gestrebt, dieses Messer zu finden, weil er tief in sich drin gespürt hatte, dass diesem Messer eine große Macht innewohnte. Bis heute hatte er nicht verstanden, warum er das getan hatte. Bis heute …
Adam spürte, dass er Taurok nicht umstimmen konnte.
Am äußeren Rand des Plateaus kauerte Chuck. Knirschend bissen seine Zähne den Knochen durch. Er stopfte die Überreste gierig in sein Maul, schluckte und rülpste behaglich. Dann rollte er sich zum Schlafen zusammen. Sekunden später schlummerte er friedlich, wie ein kleiner Hund, der vage Ähnlichkeit mit einem Vampirjungen hatte.
Adam beschloss, dass er noch am ehesten mit Hypno reden konnte. Er musste die Aktion abwenden, koste es was es wolle. Warum? Nun, weil er instinktiv spürte, dass es falsch war. Weil er wusste, dass es ›so‹ nicht geschehen durfte!
Auf dem Weg zur Höhle kam ihm Meline entgegen; sie würdigte ihn keines Blickes, sagte nicht ein einziges Wort. Trotzdem
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