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Dringernder Verdacht

Dringernder Verdacht

Titel: Dringernder Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Gericht stammt aus neunte
Jahrhundert. Ist serr gutt. Die Schafhirte kochen die Würfel von Fleisch mit
Zwiebel, wenig Flüssigkeit dabei. Keine Paprika, so ich benutze auch nicht.
Wenn Flüssigkeit ist verkocht, Fleisch wird an Sonne getrocknet und dann
gesteckt in Beutel, was ist gemacht aus runde Ding von Schaf... Wie sagt man...«
    »Hoden?«
    »Magen.«
    »Hmm, vorverdaut. Sehr schmackhaft. Ich
nehme es. Den Rest will ich lieber nicht hören.«
    »Gutt«, sagte sie zufrieden.
    Das Gericht, das sie mir brachte, war
das, was meine Tante »Galoschen« zu nennen pflegte: Rindfleischwürfel, mit
Zwiebeln geschmort und mit Sauerrahm angedickt. Es war wirklich köstlich, und
der saure Salat hinterher der perfekte Kontrast. Rosie gestattete mir ein Glas
mittelmäßigen Rotwein, ein paar Brötchen mit Butter und einen Käseteller zum
Nachtisch. Das Essen kostete nur neun Dollar, also konnte ich mich nicht
beschweren. Ich fragte mich nur dunkel, ob ich vielleicht zu schnell
kapituliert hatte.
    Während ich meinen Kaffee trank, baute
sie sich neben mir auf, um mir ihr Leid zu klagen. Ihr Hilfskellner Miguel, ein
mürrischer Bursche von fünfundvierzig, drohte zu gehen, wenn sie nicht seinen
Lohn erhöhte. »Ist doch lächerlich. Warum sollte er kriegen mehr? Nur weil er
hat gelernt Geschirrwaschen, wie ich ihm habe gezeigt? Er sollte bezahlen
mich.«
    »Rosie!«, sagte ich. »Der Mann hat die
Spülerei übernommen, als Ralph vor sechs Monaten gegangen ist. Jetzt macht er
zwei Jobs, und dafür sollte er auch bezahlt werden. Außerdem ist bald
Weihnachten.«
    »Ist leichte Arbeit«, erklärte sie,
unbelastet von Idealen wie Fairness, Gerechtigkeit oder festtäglicher
Großzügigkeit.
    »Seine letzte Lohnerhöhung ist zwei
Jahre her. Das hat er mir selbst erzählt.«
    »Sie sind seine Partei, ich sehe
schon.«
    »Natürlich bin ich das. Er ist eine
prima Kraft. Ohne ihn wären Sie doch aufgeschmissen.«
    Ihre Miene war stur. »Ich nicht mag
Männer, die immer ziehen Flunsch.«
     
    Die Bildungsstätte, wo Rhe Parsons
unterrichtete, lag an der Bay Street, jenseits des Freeway, etwa zwei
Querstraßen vom St.-Terry-Krankenhaus. Der Komplex, der früher eine Grundschule
gewesen war, enthielt ein paar Büroräume, eine kleine Aula und zahllose mobile
Klassenräume. Raum zehn war gleich hinter dem Parkplatz, ein überdimensionales
Malatelier mit einer Tür an jedem Ende. Licht fiel von drinnen über den Fußweg.
Ich habe eine natürliche Abneigung gegen Bildungsinstitutionen, aber Zeichnen
schien mir harmlos — anders als Mathematik oder Chemie. Ich linste hinein.
    Der Raum war fast leer, bis auf einige
Staffeleien und ein paar hölzerne Stühle mit geraden Lehnen. In der Mitte
befand sich ein niedriges Podest, auf dem eine Frau in einem Morgenmantel,
offenbar das Modell, auf einem hohen, hölzernen Höcker thronte und in einer
Illustrierten las. Überall standen Kursteilnehmer herum. Sie waren zwischen
Ende dreißig und über siebzig. In Santa Teresa sind die meisten
Erwachsenenbildungskurse kostenlos. Bei einer praktischen Veranstaltung wie
dieser werden vielleicht zwei Dollar für Material kassiert, aber der Unterricht
ist in der Regel gratis und für jedermann offen. Ich blieb am Ende des Raumes
stehen. Hinter mir fuhren weitere Autos auf den Parkplatz. Es war 18 Uhr 52,
und immer noch kamen Leute schwatzend hereinspaziert. Ich beobachtete, wie ein
paar Frauen zusätzliche Staffeleien aus einem kleinen Materialraum
heranschleppten. Jemand hatte eine Kaffeemaschine in Gang gesetzt, und ich sah
eine große, rosafarbene Konditorei-Schachtel, wahrscheinlich voller Plätzchen,
für die Pause zum Kaffee. Aus einem Kassettenrecorder erklang Kitaros Silk
Road, leise und verführerisch. Es roch nach Ölfarbe und Kreidestaub und
frisch gebrühtem, starken Kaffee.
    Das dort musste Rhe Parsons sein. Sie
kam mit einer großen Papierrolle und einer Schachtel Stifte aus einem
Kämmerchen: Jeans und ein Arbeitshemd aus Baumwollköper mit aufgerollten
Ärmeln, ein Päckchen Zigaretten in der linken Brusttasche. Kein Make-up, kein
BH. Sie trug solide Ledersandalen und einen handgemachten Ledergürtel. Ihr Haar
war dunkel und hinten zu einem Zopf geflochten, der ihr über den halben Rücken
hing. Ich schätzte sie auf Ende dreißig und fragte mich, ob sie wohl damals in
Woodstock dabei gewesen war. Ich hatte Videos von dem Konzert gesehen und
konnte sie mir gut vorstellen, wie sie barfuß durch den Matsch tanzte,
splitternackt, mit einem Joint,

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