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Dringernder Verdacht

Dringernder Verdacht

Titel: Dringernder Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hässlich
zu mir sein?«
    »Essen Sie auf, Curtis, und sparen Sie
sich diesen Hundeblick. Er löst bei mir nur den Wunsch aus, Ihnen mit der
zusammengerollten Zeitung einen Klaps zu geben.«
    »Verdammt, Sie sind wirklich süß«,
sagte er. Die Liebesgefühle schlugen ihm offenbar auf den Appetit. Er schob
seinen Teller weg und zündete sich eine Zigarette an. Er offerierte mir einen
Zug, als seien wir postkoitale Bettgenossen.
    »Ich bin gar nicht süß. Ich bin eine
sehr kratzbürstige Person. Könnten wir jetzt vielleicht zur Sache kommen? Ich
habe da ein Problem mit der Geschichte, die Sie mir erzählt haben.«
    Er runzelte die Stirn, um Ernst zu
demonstrieren. »Wieso?«
    »Sie sagten, Sie hätten sich den
Prozess gegen David Barney angesehen...«
    »Nicht den ganzen. Das hab ich ja schon
gesagt. Verbrechen sind ja vielleicht was Spannendes, aber die Justiz ist
langweilig, finden Sie nicht?«
    »Sie sagten, Sie hätten mit David
Barney gesprochen, als er gleich nach dem Freispruch aus dem Gerichtssaal kam.«
    »Das hab ich gesagt?«
    »Jawohl, das haben Sie gesagt.«
    »Weiß ich gar nicht mehr. Und was ist
das Problem?«
    »Das Problem ist, dass Sie zu dem
Zeitpunkt im Gefängnis saßen und auf Ihre Anklagevernehmung wegen Einbruchs
gewartet haben.«
    »Neee«, sagte er ungläubig. » Ich war im Knast?«
    »Jawohl, das waren Sie.«
    »Na gut, Treffer. Da haben Sie mich
drangekriegt. Hatte ich ganz vergessen. Ich hab da wohl mit dem Datum was
durcheinander gebracht, aber der Rest ist die reine Wahrheit.« Er hob die Hand,
als wolle er einen Eid ablegen. »Ich schwör’s bei Gott.«
    »Sparen Sie sich den Quatsch, Curtis,
und sagen Sie mir, was hier abläuft. Sie haben nie mit ihm geredet. Das ist
doch alles erstunken und erlogen.«
    »Moment. Warten Sie mal. Ich hab mit
ihm geredet. Es war nur nicht da, wo ich gesagt hab.«
    »Wo dann?«
    »Bei ihm zu Hause.«
    »Sie waren bei ihm zu Hause ? Das
ist doch Blödsinn. Wann soll das denn gewesen sein?«
    »Weiß nicht. Ein paar Wochen nach dem
Prozess.«
    »Ich dachte, da saßen Sie noch im Gefängnis.«
    »Nee, da war ich schon wieder draußen,
ganz legal und normal. Mein Anwalt hat einen Deal rausgehandelt. Ich hab mich...
wie sagt man noch mal? Der geringfügigeren Straftat schuldig bekannt.«
    »Sparen Sie sich das Wortgeklingel, und
erzählen Sie mir, wie es kam, dass Sie zu David Barney nach Hause gegangen
sind. Haben Sie ihn angerufen oder er Sie?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Sie wissen es nicht mehr?«,
äffte ich ihn in beißendem Ton nach. Ich wurde allmählich grob, aber Curtis
schien es gar nicht zu merken. Er war es vermutlich gewohnt, so behandelt zu
werden — von all den wenig zart fühlenden Vertretern der Staatsanwaltschaft,
mit denen er im Zuge seiner kurzen, glanzvollen Karriere zu tun gehabt hatte.
    »Ich hab ihn angerufen.«
    »Wie sind Sie an seine Telefonnummer
gekommen?«
    »Über die Auskunft.«
    »Was hat Sie dazu bewogen, sich mit ihm
in Verbindung zu
    setzen?«
    »Ich dachte, er hat bestimmt nicht
viele Freunde. Ich kenn das ja. Wenn man mal mit dem Gesetz in Konflikt kommt,
wollen die Leute nichts mehr von einem wissen. Mit einem Knastbruder wollen sie
nichts zu tun haben.«
    »Und da dachten Sie sich, er hätte
einen Freund nötig und der würden Sie sein. Und wie geht die Geschichte
weiter?«
    Er guckte verlegen und hatte immerhin
den Anstand, sich ein bisschen zu winden. »Na ja, ich wusste ja, wo er wohnt — draußen
in Horton Ravine. Und da hab ich mir gedacht, ein Essen oder ein paar Drinks
würden allemal dabei rausspringen. Wir waren ja schließlich Zellengenossen, und
ich dachte, er würde mich auf jeden Fall höflich behandeln.«
    »Sie sind zu ihm gegangen, um ihn
anzupumpen«, sagte ich.
    »So könnte man es sagen.«
    Das war bislang der einzige Satz aus
seinem Mund, der aufrichtig klang.
    »Ich war gerade aus dem Knast gekommen.
Ich hatte so gut wie nichts auf der Kralle, und dieser Typ hatte jede Menge
Kohle. Er ist stinkreich...«
    »Schon gut. Das können Sie sich
schenken. Beschreiben Sie das Haus.«
    »Er hat zu der Zeit in dem Haus von
seiner toten Frau gewohnt — dort oben auf dem Hügel, so ein spanisches Ding,
mit einem Innenhof und so einer Terrasse mit einem Pool, der so schwarz...«
    »Alles klar. Weiter.«
    »Ich klingle. Er ist da, und ich sag,
ich war gerade in der Gegend und wollte mal reinschauen, um ihm zu gratulieren,
dass er aus dieser Mordsache rausgekommen ist. Er sagt, ich soll doch
reinkommen,

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