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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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Haifischen im Aquarium, die rund um dich herumgeschwommen sind. Alles war als U-Boot inszeniert, sehr gewöhnungsbedürftig. Das sollte der neue absolute Topladen werden. Und der Betreiber meinte: »Hartmann, kommen Sie doch die ersten drei Monate nach München.«
    Voilà: Waldi nach München.
    Bei der Eröffnung habe ich zum ersten Mal Rudolph Moshammer gesehen, seine Mutter und den Rolls-Royce. Diesen Auftritt werde ich nie vergessen. Ich dachte, ich bin in Holly wood. So etwas Exotisches wie die Mama mit den lila Haaren und den Mosi mit einem Topf auf dem Kopf, das hatte ich noch nie erlebt, weder in Hamburg noch in Berlin. Die Invasion der Marsmenschen!
    Nach drei Monaten in München bin ich zurück ins Moby Dick nach Augsburg. Damals war ich auch schon verheiratet, zum ersten Mal. Meine Frau Gabi hatte ich kennengelernt, als sie als Aushilfe an der Bar jobbte.
    Meine weitere Karriereplanung schaute so aus: Ich war Ge schäftsführer gewesen, ich hatte im großen München gearbei tet, was nochmal eine andere Liga war als das kleine Augsburg. Also habe ich mir gedacht: Warum sollst du immer in fremde Taschen wirtschaften? Der eigene Laden muss her! Also habe ich 1 971 in der Stettenstraße in Augsburg Waldys Club aufgemacht, als Jungwirt mit dreiundzwanzig, und damals noch mit y. Meine letzte Fernsehsendung bei der ARD , fünfunddreißig Jahre später, hieß dann ebenfalls Waldis Club , auch wenn aus dem y zwischenzeitlich ein i geworden war – ich finde, an einem bewährten Namen sollte man so lange wie möglich festhalten. Gleichzeitig habe ich weiterhin Hand ball gespielt und meine Promikolumnen in der Schwäbischen Neuen Presse geschrieben.
    Die Finanzierung des ersten eigenen Ladens war nicht ganz einfach. Aber ein bisserl was hatte ich gespart, der Schuppen war von der Brauerei gepachtet – und ein paar Stammgäste haben kräftig mit angepackt. Im Prinzip haben sich meine Stammgäste aus dem Moby Dick ihren eigenen Lieblingsladen buchstäblich selber zusammengebastelt.
    Und es war keine normale Kneipe, sondern ein sogenannter Schlüsselclub. Das hatte ich irgendwo gesehen, und das funktionierte so: Jeder Stammgast konnte sich einen Schlüssel kaufen, mit dem er in den Club kam – aber nur für die innere Tür. Den Schlüssel zur äußeren Tür hatte nur ich. Aber wenn dort auf war, konnte jeder rein, und ich musste keinen Türsteher bezahlen.
    Auf diese Weise konnte sich also jeder Gast besonders wich tig fühlen. Und der Clou: Jeder Schlüssel passte auch zu einem Schließfach, wo die Gäste ihre persönlichen Flaschen deponieren konnten. Die Idee klang eigentlich genial, denn damals wurden noch flaschenweise Spirituosen gesoffen. Whisky, Cognac, Wodka. Und wer sein Flascherl nicht leer bekommen hatte, konnte es dort einlagern und am nächsten Tag weitertrinken. Und für die Clubmitglieder gab’s die Flaschen natürlich zum Special Price. Eine grandiose Idee, die nur einen gröberen Nachteil hatte: Sie funktionierte leider nicht. Es waren zwar tolle Leute bei mir im Club – aber immer nur zehn oder fünfzehn. Mein Freund Roland hat in der Augsburger Allgemeinen zwar anständig getrommelt für den ersten Schlüsselclub der Stadt – bloß schienen das alle außer mir zu kompliziert zu finden. Die Leute dachten wohl, in meinen Club kommt man nur mit einem Schlüssel rein, was Unsinn war. Denn natürlich durfte jeder kommen, der Schlüs sel war nur ein Extra-Gag.
    Ergebnis: Es kam (fast) kein Mensch.
    Waldi hatte ein Kommunikationsproblem. Und Waldi musste seine Rechnungen bezahlen. Dringend. Also Schluss mit der Schlüsselnummer.
    Eine neue Strategie und vor allem neue Gäste mussten her. In Augsburg war die Uni gerade erst frisch gegründet worden, aber schon länger gab es die Pädagogische Hochschule, die PH , mit 2000 bis 3000 Studenten. Also habe ich dort einen Zettel ans Schwarze Brett geheftet: Bedienungen als Aushilfe gesucht! Die Mädels rückten an, mich hat überhaupt nicht interessiert, ob sie unfallfrei ein Tablett tragen konnten, ich habe nur geschaut: schön – oder sehr schön?
    Die sehr Schönen, und noch lieber die sehr, sehr Schönen, durften bei mir anfangen – und, das war natürlich der Plan, ihre Kommilitonen in meinen Laden locken.
    Montag war ab sofort PH -Abend. Wir haben Flug blätter verteilt, Gas gegeben, alle Schlüssel weggeschmissen – und vom ersten Montag an brummte der Laden. Hundert Leute, volles Haus. An einem Montag!
    Und meine ganz alten Scheiben, »Marina,

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