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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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mit Kristina Schröder? Dann noch lieber mit Horst Seehofer – und wenn’s nur dazu gut ist, um ihm ein wenig Fußballsachverstand zu vermitteln. Er hat ja beim Politischen Aschermittwoch 2009 in Passau seinen damaligen CSU -Superstar von und zu Guttenberg, der später zum Glühwürmchen verkümmerte, so gefeiert: »Karl-Theodor, du bist der Franck Ribéry der CSU !« Bei aller Liebe zu stoiberschen Fußballanalogien – aber der Vergleich hat ein bisserl gehinkt. Ein Moslem, der auf der linken Seite und noch dazu in rosa Schuhen spielt, ist vielleicht doch nicht das ideale Aushängeschild für den klassischen niederbayerischen CSU -Stammwähler. Jedenfalls haben mir die Roten immer mehr gelegen als die Schwarzen, rein von der Lebenstauglichkeit her.
    Wobei: Einmal habe ich von einem Schwarzen einen Brief bekommen, der mich so richtig gefreut hat. Der damalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein hat mir zu meinem sechzigsten Geburtstag einen netten Brief an den »Sehr geehrten Herrn Hartmann« geschickt, computergeschrie ben, handelsüblicher Inhalt. Und darunter hat er mit der Hand hinzugefügt: »Lieber Waldemar, auch privat gratuliere ich herzlich. Du prägst die Marke ›Bayern‹ entscheidend mit. Danke! Dein Günther«. Beckstein war ein Politiker – und ist ein Mensch – mit dem Herzen am richtigen Fleck. Eine Charaktereigenschaft, die als Ministerpräsident wahrscheinlich eher schadet als nützt.
    Aber schöner war es immer mit den Roten. Peer Steinbrück hat mir 2009 zur Verleihung des Münchner Ehrenpreises Sigi- Sommer-Taler der Faschingsgesellschaft Narhalla für mein Kabarettprogramm Born to be Waldi eine wunderbare Laudatio (hier etwas gekürzt) gehalten – einen echten Steinbrück, der bis heute nichts an Aktualität verloren hat.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren,
    lieber Preisträger,
    das Schönste ist, dass ich heute nicht mehr amtlich zu wissen brauche, ob der Sigi-Sommer-Taler für Herrn Hartmann einen geldwerten Vorteil darstellt, den er versteuern müsste, sondern nur noch der Frage nachgehen muss, ob er ihn denn wirklich verdient hat. Das, lieber Waldi, werden wir noch sehen.
    Wie Karl Dall sagt: Sport und Humor kommen normalerweise nicht zusammen. Waldemar Hartmann und sein kongenialer Partner Harald Schmidt: Die haben es geschafft, mit Wahnsinnsquoten. Waldis Club , ausgestrahlt nach den Spielen der deutschen Fußballnationalmannschaft, nehmen die Zuschauer als perfekte Mischung aus Stammtisch, Kabarett und Fußballkompetenz an, nach Spitzenspielen mit Marktanteilen von über 30 Prozent! Hätten wir als Sozialdemokraten auch mal wieder gerne, aber das ist für den Franz-Josef-Strauß-Fan und -Imitator Hartmann kein Thema, allenfalls kabarettistisch. Und genau da ist er nun, auf seine älte ren Tage, angekommen. Er ist über den Journalismus zu jenen Wurzeln zurückgekehrt, aus dem die Brettln sind, die für viele die Welt bedeuten.
    Nun hat er wie Blasius, der Spaziergänger [einer von Sommers Protagonisten; Anm. d. Red.] auf der Bank Platz genommen: nicht etwa, um ins Spiel eingewechselt zu werden, sondern – um im Bild zu bleiben – Geschichten aus den Kabinen des Sports und den Kantinen des Fernsehens zu erzählen. Die ›Du-mit-deinen-drei-Weißbier-Story‹ aus der Studiokneipe in Reykjavík mit Rudi Völler im Ausschank ist ja nun – nicht zuletzt auch durch offene Schleichwerbung – hinlänglich bekannt.
    Aber heute steht die Verleihung des Sigi-Sommer-Talers im Vordergrund. Ich kenne Blasius, den Spaziergänger nur vom Hörensagen, aber wenn ich mir die stolze Liste der Preisträger ansehe, dann bin ich mir ganz gewiss, dass Waldi Hartmann nicht nur in diese Riege passt, sondern dazu gehört.
    Er gehört dazu, weil er als Sportreporter nicht den Grimme- Preis oder den Beifall des Feuilletons im Blick hatte, sondern jene wirklichen Fans in den Süd-, Ost-, Nord- oder Westkurven der Stadien, die den Fußball nicht aus kommerzieller, sondern aus ganz persönlicher Leidenschaft lieben. Dem Volk aufs Maul schauen und nicht den Stars nach dem Munde reden. Waldi Hartmann, den man getrost und voller Sympathie als ›Rampensau‹ bezeichnen darf, knipst seine Sport-, seine Fußballleidenschaft nicht erst an, wenn sich Kameras auf ihn richten. Ich weiß, wie sehr dich, lieber Waldi, auch der Tod von Robert Enke bewegt, so wie uns alle, die Sport nicht bloß als Geschäft verstehen: Mensch sein, Mensch bleiben dürfen.
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich

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