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Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition)

Titel: Dritte Halbzeit: Eine Bilanz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldemar Hartmann
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weigern, Programm für die Zuschauer zu machen.
    HARTMANN: Ich werfe nichts vor, ich bin ja eben genau nicht der Richter. Das ist ein Spruch aus meinem Bühnenprogramm. Da lasse ich einen Programmdirektor sagen: Ja, wo kommen wir denn da hin, wenn wir Programm für die Zuschauer machen?
    taz: Diese Einstellung soll es auch in Zeitungshäusern geben.
    HARTMANN: Ich fürchte das auch. Manche Häuser, die mit Auflagenschwund kämpfen und Task Forces einsetzen, sollten vielleicht einfach mal überlegen, ob sie nicht am Leser vorbeischreiben.
    taz: Welche Medien schätzen Sie?
    HARTMANN: Zunächst mal die Fachpresse wie kicker und Sport-Bild . Auch wenn ich da alle zwei Jahre mal mehr oder weniger angepinkelt werde, gehört die Süddeutsche zu meiner Grundausstattung. Morgens googel ich, lese die Mediendienste turi2.de und dwdl.de und damit alles aus der Branche auf einen Blick. Und dann lese ich Süddeutsche Online , Spiegel Online und Bild.de . Den Spiegel lese ich vor allem, wenn ich ihn günstig im Flugzeug kriege.
    taz: Was finden Harald Schmidt und Sie aneinander?
    HARTMANN: Diese Fragezeichen in den Augen habe ich schon oft gesehen. Die SZ hatte damals die Frage gestellt: Bildungs-Harry und Weißbier-Waldi – wie soll das funktionieren? Wir haben dann über 20 Sendungen bei Olympia in Turin 2006 und Peking 2008 miteinander gemacht. Bevor es losging, saßen wir eine Stunde beim Italiener und da sagt er: »Weißt du, Waldi, wenn die mir so einen jungen aufstrebenden Dynamiker hingesetzt hätten, wäre ich wieder nach Hause gegangen. Aber mit dir abgefucktem Profi mach ich das, und zwar mit großem Spaß.«
    taz: Das nahmen Sie als Kompliment?
    HARTMANN: Zwischen uns hat sich dann eine gefühlte Freund schaft entwickelt.
    taz: Man wollte Sie einige Male loswerden, aber Sie kamen jedes Mal stärker zurück. Woher nehmen Sie die Kraft?
    HARTMANN: Vielleicht liegt das wirklich an meiner Biogra fie: Von meinem 18 . Geburtstag stand ich auf eigenen Füßen. Mit 23 habe ich meine erste Kneipe aufgemacht. Ich musste immer für mich selbst kämpfen. Ich habe nie eine Mark von meinen Eltern bekommen.
    taz: In Ihrem berühmtesten Interview sagten Sie auf die Behauptung des DFB -Teamchefs Völler, Sie hätten drei Weißbier intus, Sie seien gar kein Weißbiertrinker. Sondern?
    HARTMANN: Entgegen dem bierdümpelnden Bild von mir trinke ich zum Frühstück Tee oder Kaffee. Zum Essen auch mal ein Glas Wein. Und an der Bar abends einen Wodka. Weißbier trinke ich nur zur Brotzeit oder nach dem Radeln. Das ist ein Wohlgenuss.
    taz: Wie sehen Sie sich und Ihr Schaffen richtig eingeordnet?
    HARTMANN: Der Kollege Michael Horeni hat nach dieser Völler-Nummer in der FAZ eine kleine Hymne auf mich geschrieben. Und der letzte Satz war: »Absolut lebens- und livetauglich.«
    taz: Das bringt Sie auf den Punkt?
    HARTMANN: Der Satz soll auf meinem Grabstein stehen.

13
    RECHTSAUSSEN, DU SCHWARZE SAU!
    Sammy Drechsel und der FC Schmiere
    Noch einmal muss ich auf die roten Socken zurückgekommen. Nein, die gehörten zwar nicht zur Ausstattung des FC Schmiere, der bestgelaunten Fußballmannschaft aller Zeiten, waren in selbigem aber reichlich vertreten. Und ich mittendrin als schwarzer Waldi – mal wieder.
    Der FC Schmiere mit dem heimlichen Vereinsheim im Alten Simpl – das waren herrliche Zeiten! Für alle Nichteingeweihten: Der FC Schmiere ist eine mehr als legendäre Fußballmannschaft, die aus Kabarettisten, Schau spielern, ehemaligen Fußballgrößen und anderen oft trinkfes ten Menschen besteht und die Sammy Drechsel, der große Kabarettist mit der noch größeren Berliner Schnauze, der Gründer der Münch ner Lach- und Schießgesellschaft, bereits 1956 ins Leben gerufen hat. So gut wie alle 54 er-Weltmeister haben irgendwann für die Schmiere gekickt, später auch 74 er-Weltmeister wie Paul Breitner und 90 er-Weltmeister wie Klaus Augenthaler, außerdem Weltstars wie Maximilian Schell.
    Die Süddeutsche Zeitung hat vor einigen Jahren eine Statistik des FC Schmiere veröffentlicht, mit einer rekordverdächtigen Bilanz von 153 9 Siegen und 366 Niederlagen, bei einem Torverhältnis von 11948 zu 6838 , darunter auch drei oder vier Kisten meiner Wenigkeit. Man kann den FC Schmiere also mit Fug und Recht als den FC Barcelona des Thekenfuß balls bezeichnen – und Sammy Drechsel, den Rekordtorschüt zen mit sagenumwobenen 1500 Treffern, als den Lionel Messi von Schwabing.
    Als ich 1 984 zum BR -Sport kam, war Sammy Drechsel noch Reporter

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