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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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und Maya Grimassen zogen, und die Ziegen blökten bei hundert Stundenkilometern von ihrem zurechtgezimmerten Pferch oben auf dem Dach, und das war überhaupt völlig irre – der Bus war eine derart topplastige, auf ächzenden Federn schwankende und schlingernde Geschichte, daß selbst die Familie Joad aus Früchte des Zorns schreiend davor weggelaufen wäre. Vereinigte Washo-Schamanen , das paßte. Er fand es lustig, weil es eben eine Art Insiderwitz war, und er kapierte ihn. Hinter ihm – er brauchte nur in den Rückspiegel zu sehen, um sich geborgen zu fühlen – fuhr Harmonys leberfleckiger Käfer, der knapp vor der Schnauze von Lesters Lincoln dahinratterte.
    Und das war ja noch ein total anderer Trip: Lester und Franklin. Die zwei waren im letzten Moment aufgetaucht, hatten im Dreck herumgescharrt, die Hände in den Taschen spielen lassen, ihre Blicke hatten jedes einzelne Gesicht erfaßt, als wären sie mit eingebauten Lasern ausgerüstet, und sie hatten verkündet, sie kämen erst mal mit auf die Fahrt, auch wenn sie nicht sicher seien, ob sie wirklich bis an den arschkalten Arsch der Welt hinaufwollten, aber es sei ja ein freies Land, oder nicht? Pan war das ziemlich egal – die zwei waren okay, er hing mit jedem gern rum, obwohl er seine Zweifel hegte, wie gut sie darin wären, Luchsfallen auszulegen, Elche zu schießen oder Baumstämme für ein Blockhaus zu entrinden. Sky Dog war auch dabei. Er hockte auf der Rückbank des Lincoln in einem Haufen aus Schlafsäcken und Kochgeschirr und einem ausgebleichten Zelt, das aussah, als hätte Eisenhower es bei der Invasion der Normandie dabeigehabt, und sein Kumpel Dale Murray bildete die Nachhut auf seiner Maschine. Wie hatte Alfredo so schön die ganze Woche lang geunkt: Das letzte, was wir brauchen können, ist eine Zirkusparade . Na, da war sie schon, und die Sonne stand still am Horizont, die Tanks waren gefüllt, aus dem Radio fetzte Hardrock, und Pan war stolzgeschwellt und froh, ein Teil davon zu sein.
    Nicht daß es am Ende wirklich lustig gewesen wäre. Eine echt finstere Stimmung hatte sich breitgemacht, als jeder für sich beschließen mußte, ob er nun mit dabei war, zurück nach San Francisco wollte oder versuchen würde, sich einer der anderen Landkommunen anzuschließen, und eine beachtliche Zahl von Leuten hatte ihr Zeug gepackt und war abgehauen. Dann gab es da noch das heiße Eisen der Platzfrage – wer würde wo mitfahren und mit wem? Ein paar Tage lang hatte die ganze Brüder- und Schwesterlichkeit den Geist aufgegeben wie eine alte Schrottschleuder mit Kolbenfresser. Es herrschte das reinste Chaos. Total ohne Plan. Reba hatte versucht, mit der Peitsche zu knallen, Alfredo hatte seine Nase überall drin gehabt, aber der Krishna-Typ (Tom Krishna, so nannten ihn jetzt alle) war immerhin lange genug aus seinem Krishna-Ding rausgekommen, um echt handwerkliches Geschick mit Hammer und Säge zu zeigen, und sämtliche Bräute hatten Sachen in Kartons gepackt wie Hilfstruppen nach einer Naturkatastrophe – aber trotzdem sah es in Drop City kein bißchen danach aus, als ob es ein Ziel gäbe, bis zu der Minute, als die Bullen vom County in ihren Bullenwagen mit den kleinen rotierenden Leuchtkugeln obendrauf die Einfahrt entlangkamen und die Bulldozer von der Straße abbogen.
    Wenigstens brachten sie die Bulldozer am Abend vorher in Stellung und ließen sie an der Hauptstraße stehen, wo sie sich jeder gut ansehen konnte, nur falls irgendwer eine Erinnerungshilfe benötigte – zwei Caterpillar-Räumfahrzeuge von der Größe eines Hauses, jeder zu einer Seite der Einfahrt geparkt. Mendocino Bill wollte ihnen gleich Sand in die Tankstutzen füllen, und in Pans Augen war das keine so üble Idee – als Kind hatte er solche Sachen im Umkreis seiner Wohnsiedlung oft genug gemacht, einfach weil es leicht ging und weil das Zerstören von Dingen stark war –, aber Norm sagte, nein, sie sollten sie in Ruhe lassen. Aber lustig war es wirklich nicht gewesen, als sie nebeneinander auf dem Hügel hinter der Farm gestanden und ein paar lahme Joan-Baez-Lieder gesungen hatten, während der erste Bulldozer auf seinen Raupen die Einfahrt heranklackerte und das hintere Haus niederwalzte, als bestünde es aus Pappe und Zahnstochern. Jiminy hatte fluchend die Faust geschüttelt, Star rannen die Tränen über die Wangen, und Norm sah dauernd über die Schulter, weil er den Sheriff mit einem Haftbefehl in der Hand fürchtete. Staubwolken stoben auf. Wände stürzten ein,

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