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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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sie die breiten schwarzen Plastikfolien aus, für die Lydia und Harmony nach Fairbanks gefahren waren und die Ronnie dann im Motorboot flußaufwärts gebracht hatte. Das Zeug kam in großen Rollen, knapp einen Meter breit und dreißig Zentimeter im Durchmesser, mit regelmäßiger Perforation, damit man ein Stück abreißen konnte, um den Mülleimer in der Garage der Doppelhaushälfte auf dem Tausend-Quadratmeter-Grundstück im baumgesäumten Stadtrandbezirk damit auszukleiden. Aber Mülleimer hatten sie hier gar nicht – oder doch, aber die dienten alle dazu, solche Dinge wie Linsen, Reis und Haferflocken vor den Mäusen zu schützen, die überall herumwuselten –, sondern sie verwendeten lange Streifen der Folie zum Abdecken der Erde rings um die Pflanzen, ein Trick, den sie von Pamela Harder gelernt hatten.
    Das war übrigens etwas völlig Unerwartetes: Pamela. Sie und Star hätten verschiedener nicht sein können – Pamela war älter, in Alaska geboren und aufgewachsen, sie nahm keine Drogen, jedenfalls bis jetzt nicht, und sie hatte noch nie von The Band oder von Crosby, Stills & Nash gehört, geschweige denn von Abbie Hoffman und den Yippies, von Gloria Steinem, den Konzerten im Fillmore Ballroom, von Purpfeifen, »Mellow Yellow«, Keith Richards, nicht mal von Mick Jagger –, und dennoch, wenn Star das Kanu für eine Stippvisite flußabwärts lenkte, fühlte sie sich immer, als besuchte sie eine liebe Schwester, so entspannt war alles. Während Sess Holz fällte, die Hunde fütterte oder irgendwo jagen ging, setzten sich die beiden mit einer Kanne Tee an den Picknicktisch unten beim Fluß und redeten, und das war nett, weil Pamela nach Gesellschaft lechzte, und für Star war es eine Abwechslung von der Routine, von den immer gleichen Gesichtern und dem immer gleichen Gerede und Genörgel.
    »Du darfst auf keinen Fall den Eindruck bekommen, ich wäre hier nicht glücklich«, hatte Pamela gesagt, als Star das erstemal vorbeigeschaut hatte; sie mußte mal weg von der Kommune, wollte ein Stück mit dem Kanu spazierenfahren, hatte dann den Rauch gesehen, die Hunde gehört und vorgehabt, einfach mal hallo zu sagen, warum auch nicht, schließlich waren sie beide Frauen, oder? Sie tranken Tee miteinander, und Pamela schob einen Teller mit selbstgebackenen Schokokeksen über den Tisch und goß ihnen noch einmal ein. »Denn ich bin glücklich. Ich bin die glücklichste Frau auf der Welt. Es ist nur, daß Sess – na ja, er ist eben daran gewöhnt, hier draußen ganz allein zu sein, und manchmal gerät er so in ein Ja-nein-Schema, dann kann ich zu ihm sagen, was ich will, er nickt einfach nur und checkt ab, ob ich ja oder nein oder vielleicht hören will. Verstehst du, was ich meine?«
    Der Tee war der reinste Treibstoff, süß und so stark, daß einem die Zähne weh taten. Star sah über den Fluß, wo die Sonne die Baumstämme anstrahlte, die Silhouetten von Vögeln flitzten herum wie Insekten, alles war still, nur Sess ließ seinen Hammer immer wieder niedersausen, irgendwo hinter dem Haus. »Klar doch«, sagte Star und wandte sich Pamela zu, ihrem braungebrannten Gesicht, den zerschundenen Nägeln und den abgearbeiteten Händen, die die Teetasse liebkosten, und ihren Augen, die wie weiträumige Zimmer wirkten, in denen man wohnen könnte – »und genau das finde ich ja so toll an Drop City, daß man da seine Brüder und Schwestern hat, ständig um sich herum, besonders die Schwestern.«
    »Da wird’s euch wohl nie langweilig, was?«
    Star versprühte ihr Ein-Millionen-Kilowatt-Lächeln. »O nein, niemals.«
    »Und ihr fallt einander nie auf die Nerven?«
    »Doch, natürlich kommt das vor. Das gehört einfach dazu. Norm sagt, die größte Lektion beim Kommuneleben ist, daß man lernt, wie die anderen zu denken, Dinge vorauszusehen, zu geben , verstehst du? Und dann ist ja alles im Fluß. Das ist auch sehr wichtig. Daß alles fließt und man weiß, daß man nicht nur ein Ich ist.«
    »Aha, darum geht es euch? Das versucht ihr also zu erreichen – euer Ego zu unterdrücken?«
    Diese Frage hatte Star überrumpelt. Sie hatte die Sache nie im Sinne eines klar formulierten Ziels zu Ende gedacht – sie ließ sich eher treiben, so wie alle anderen, und hoffte auf etwas Glück und vielleicht einen Durchbruch to the other side . Sie stellte die Teetasse ab und formte mit den Händen eine Kugel. »Da geht’s um die Erde, glaub ich«, sagte sie. »Um die Natur, ja? Und darum, daß wir materielle Dinge ablehnen und nahe der

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