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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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herzensgut. Noch bevor er Mütze und Arbeitshandschuhe ablegen konnte, stellte sie ihm eine Tasse Kaffee, eine Dose Kondensmilch und die Zuckerschale hin.
    »Bist beim Backen, was?« fragte er und pustete auf den dampfenden Kaffee.
    »Stimmt genau«, sagte sie. »Was soll eine junge Hausfrau schon sonst tun – vor allem an einem Tag wie heute? Glaubst du, es gibt Schnee?«
    »Mmmh, wer weiß.«
    »Und Frost?«
    »Oh, das sicher. Keine Frage.«
    Sie legte noch ein paar Zweige aufs Feuer – der Trick bestand darin, während der Stunde, in der das Brot gebacken wurde, die Temperatur einigermaßen konstant zu halten. »Haben die Hippies in ihrem Garten drüben viel zustande gebracht?«
    »Eigentlich nicht. Das meiste haben sich die Karnickel geholt.«
    »Und dann haben sie ja auch erst so spät angefangen.«
    Steve nickte nur. Er trank etwas vom Kaffee ab, schüttete die Hälfte des Zuckers aus der Schale in den Becher und füllte ihn dann mit Kondensmilch auf.
    »Und haben sie genug Verstand, heute nacht Wärmefeuer anzuzünden?« Sie sorgte sich um sie – besonders um Star und um Merry, die mochte sie auch, und sie wünschte sich, daß sie all das überstanden, ohne zu leiden, oder wenigstens ohne mehr zu leiden, als sie aushalten konnten. Es war verblüffend – sie waren alle so naiv, so arglos und blauäugig, bis zu den Haarwurzeln voll mit lauter spinnerten Ideen über alles mögliche, vom Ursprung des Universums bis zur Bruderschaft aller Menschen und dem Leben nach vegetarischen Idealen. Sie waren wie Kinder, grenzenlos zutraulich und grenzenlos unbedarft – sogar Norm Sender, und der mußte schon vierzig Jahre auf diesem Planeten verbracht haben. Sie sollten es besser wissen. Jeder von ihnen.
    »Ich hab’s ihnen gesagt, aber die sitzen die meiste Zeit nur um den warmen Ofen herum, in diesem großen Clubhaus, das sie gebaut haben, weißt du, spielen Karten und Monopoly und so Zeug.«
    »Was ist mit Verbie, hast du’s ihr auch gesagt?« Sie goß sich einen Kaffee ein und nahm gegenüber von ihm am Tisch Platz, wo es so eng war, daß ihre Ellenbogen jedesmal aneinanderstießen, wenn sie beide den Becher zum Mund hoben. »Wenn irgendwer was schafft, dann sie. Das ist eine ziemlich energische Frau.«
    Steve zog den Kopf ein und blickte beiseite. »O ja«, sagte er. »Gesagt hab ich’s ihr.«
    Wieder eine Pause. Ein Windstoß fegte über das Dach wie ein landender Jet. Sie sah zum Fenster hinaus, wo jetzt die ersten weißen Flocken waagerecht vorbeistoben. »Wie entwickelt sich das denn so?« fragte sie. »Zwischen dir und ihr?«
    Er hielt kurz ihrem Blick stand, dann wandte er sich zum Fenster. »Hab mich wohl geirrt«, sagte er. »Aber da kommt nicht viel runter. Macht nicht mal den Boden weiß.«
    »Du und Verbie«, sagte sie, und sie fühlte, wie ihr Mund sich zum Lächeln breitzog. »Das ist eine kleine Romanze, stimmt’s? Komm schon, Steve, wir wissen doch alle, daß du sie magst – Star meint, ihr beide seid mächtig dabei ...«
    Jetzt sah er sie wieder an, aus seinen stillen grünen Augen, von denen das eine einen haselnußbraunen Fleck hatte. »Es ist mehr als das, Pamela – ich liebe sie. Wirklich. Für mich ist sie das größte, was mir je passiert ist – ich hab ihnen ein bißchen bei diesen halbfertigen Blockhütten geholfen, das weißt du doch, oder? Weil sie nämlich etwas knapp mit Arbeitskräften sind, seit Pan und Sky Dog und der andere, wie hieß er noch – der, der aussieht wie ein Pferd von hinten?«
    »Dale.«
    »Genau, Dale – also, seit die weg sind.«
    »Wo sind die eigentlich hin, zurück nach Kalifornien?«
    »Nein, ach was – die sind alle drei bei Joe Bosky eingezogen, in seine Hütte drüben am Woodchopper Creek. Ist so eine Junggesellenbude. Vier Stinktiere im selben Bau.« Er blickte an ihr vorbei, in den Raum dieses Blockhauses, das wie jedes andere Blockhaus war, eng und vollgestopft mit den kunterbunten Notwendigkeiten eines Lebens ohne Garage oder Keller, ohne den Komfort eines Einfamilienhauses mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, Eßküche und geräumigem Aufenthaltsraum. »Ich möchte nicht, daß sie den ganzen Winter im Zelt schlafen muß, und ich sag dir, die haben bei den kleineren Häusern noch nicht mal die Dächer fertiggedeckt oder einen Ofen reingestellt. Weißt du, ich dachte mir, ich hab ja mein Plätzchen in Boynton, und es stimmt schon, daß es nicht viel ist, aber ...«
    Es rumste an der Tür, und da stand Sess im Raum, das Haar vom Schnee bestäubt,

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