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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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ihn unter ihm weg. Im nächsten Augenblick landete Sky Dog unsanft auf dem Rand des Grabens, noch einen Augenblick später lag er spuckend und tobend unten drin, und Marco beobachtete sich mit der ruhigsten Gelassenheit der Welt dabei, wie seine rechte Faust vor und zurück sauste wie ein Kolben, während er daranging, die Visage dieses speziellen Freaks auf denkbar unbrüderliche Weise umzugestalten.
    Falls er gedacht hatte, damit irgend etwas zu beenden, irrte er sich, und er hätte es auch besser wissen sollen, hätte besser überlegen und sich seine besten Chancen ausrechnen können, aber das hatte jetzt alles keine Bedeutung. Von Bedeutung war nur Dewey, der ihm den Oberarm um die Kehle legte und seinen Kopf nach hinten riß, als würde er sich einen Basketball schnappen; und von Bedeutung war auch Lester mit seinem leicht gedunsenen Gesicht und den Plateaustiefeln und dem breitkrempigen Zuhälterhut samt blinkendem Silberkettchen, der sich auf dem Erdhügel aufpflanzte und Marco zwei sauber getanzte Tritte in den Bauch setzte, während Marco gegen den Würgegriff an seiner Kehle ankämpfte und Sky Dog – Bruce! – sich aus dem Graben rappelte, mit beiden Fäusten ausholend. Es vergingen zehn Sekunden, zwanzig, in denen alle auf Marco losschlugen, der in Deweys hartem Griff fixiert war wie eine Strohpuppe, bis Alfredo brüllte: »Schluß damit! Schluß damit! Kommt schon, Leute, Schluß damit! «
    Marco gab sich keinen Illusionen hin. Es war Kraft gegen Kraft, es war das, was er wollte, gegen das, was sie wollten, und was er wollte, das war nichts Geringeres als Drop City. Er wand sich, trat mit den Füßen aus, versuchte Sky Dog zu treffen, und kämpfte gegen den Arm, der seine Kehle einschnürte. Es war ein richtiger Tanz. Ein zuckender, schlängelnder und letztlich nutzloser Tanz, vom dumpf-feuchten Klatschen der Treffer punktiert. Sky Dog schlug unachtsam, er war den Tränen nahe, aber Dewey war aus gehärtetem Stahl, und Lester steigerte seine Tritte ständig, traf immer besser, als würde er eine Leiter erklettern. »Du Ficker«, wiederholte er immer wieder, leise und beinahe zärtlich, als verwechselte er Tat und Benennung, »du kleiner Ficker!«
    Es hätte auch noch länger gehen können, denn diesmal war es anders als sonst, Blut auf Blut, das Messer in der Scheide, die Scheide am Gürtel, das feuchte Klatschen von Fleisch auf Fleisch, wenn nicht die Touristen gewesen wären. Es waren zwei – ein Ehepaar, Bluejeans und Leder, Peace-Amulette aus Bronze, und sie waren am Vorabend eingetrudelt, um zu sehen, wie die Gegenkultur so lebte, vielleicht würden sie einen Essay oder ein Buch drüber schreiben, über freie Liebe und Frieden, Haferflocken, Ziegenmilch und Marihuana unter dem Sternenzelt. Marco hatte am Morgen mit ihnen geredet – sie kamen aus Berkeley, er war dort Prof und sie eine Dichterin. Sie hatten jeder zwei Dollar für die dünnflüssigen Haferflocken und die schwammartigen süßen Brötchen gespendet, und da war jeder Cent klug investiert, denn sie kamen voll gut an. Der Prof hatte eine Glatze, aber er trug ein Tuch um den Kopf geschlungen und hatte sich die langen Haarsträhnen im Nacken eingefettet, so daß sie ihm über den Kragen abstanden und ihm bei seinen Kollegen an der soziologischen Fakultät bestimmt den Ruf eines enorm hippen Typs einbrachten. Die Dichterin war um die Vierzig, total unbekannter Name, mit eingefallenen Brüsten in einem ärmellosen T-Shirt, vogelfederartigen Haaren, einem verkniffenen Mund und scharfen, verstohlenen, neugierigen Blicken, die sich überall prüfend hineinbohrten, schließlich lag in allem der Stoff für ein Gedicht. Nun, hier war auch so ein Stoff, der sich ihnen unmittelbar darbot, und welchen Titel könnte sie dafür finden? – »Kampf um den Graben zum Rieselfeld«? Oder einfach nur »Der Graben«? Marco wand sich und wich den Schlägen aus oder versuchte, sie so gut wie möglich zu verkraften. Aber hey, »Der Graben« klang doch wunderbar. »Der Graben«, das hatte was.
    Passiert war folgendes: sie hatten einen Spaziergang unternommen, der Prof und die Poetin, hatten sich die Hitze und den Staub und die Eidechsen reingezogen, deren winzige Reptilienbrüste in der Superaura von Frieden und Liebe und Gemeinschaftsgeist pulsierten, als plötzlich sie – die Dichterin – einen Schrei ausstieß. Und es war kein gewöhnlicher Schrei, nicht die Sorte von mäßig aufgeregtem Proforma-Schrei, wie man ihn von einer Dichterin erwarten würde, die

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