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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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hätte – ich meine, ich hab ein paarmal auf Proben bei denen gesungen, der Gitarrist und ich, wir waren echt gut drauf, und mit dem Drummer bin ich auf die Highschool gegangen ...« Er erzählte eine Weile so weiter, und es kam gut, er dachte an Baracca und Herlihy und die übrigen Typen in der Band, an das Gefühl zu fliegen, das er jedesmal empfunden hatte, wenn er am Mikro stand, mit der vollen Elektroenergie der Band hinter sich und Eddie Herlihys Stimme, die sich um seine eigene schlängelte wie zwei Schlagadern desselben Körpers. Wie konnte er das jemals erklären? Ja, sicher, und dazu das ganze Äitsch, das sie sich dabei gedrückt hatten, in Tütchen zu drei oder fünf Dollar, die sie von den Schwarzen auf der Rückseite der zugenagelten Ladenfronten in der Innenstadt kriegten: kurz die Qualität kosten, dann aufkochen und spritzen, einfach nur, um runterzukommen von der ausgeflippten Musik, und das war echt eine Bruderschaft gewesen, die Bruderschaft der Spritze; und diese Spritze hatte irgendwer seiner Krankenschwester-Mutter geklaut, und das Ding war schon so stumpf, daß man es sich regelrecht in den Arm rammen mußte ...
    »Also, was glaubst du?« sagte Marco. »Sollten wir das restliche Fleisch räuchern – hast du das schon mal probiert? Oder wir salzen es ein. Soweit ich weiß, kann man’s auch mit Salz haltbar machen.«
    »Wie wär’s einfach mit der Tiefkühltruhe?«
    »Träumst du? Die ist doch vollgestopft mit lauter Tofuzeug und sechs Sorten Eiskrem und Keksteig und an die fünfzig Eiswürfelbehältern. Wenn wir da noch drei Steaks reinquetschen können, ist das ein Wunder. Also, ich weiß ja nicht, wie viele heute abend Fleisch essen wollen – aber ich würde mal sagen, grillen wir erst mal soviel wie möglich.«
    »Alles klar!« sagte Ronnie, und er malte sich die Szene bereits aus: aufsteigender Qualm wie bei einem Waldbrand, der süße Duft nach Fleisch, vielleicht noch einen Joint zum Entspannen und um den Appetit anzuregen, und alle würden vor dem Grill Schlange stehen mit ihren Blechnäpfen und einem lächerlich kleinen Häufchen Reis und Gemüse drauf – sogar Alfredo –, und Pan, der großmütige Pan, der Jäger und Sammler, das stärkste Glied der Kette, der Mann der Stunde, er würde ihnen Fleisch servieren.
    Nur war es dann doch schon fast stockdunkel, bis die Holzkohlen genug Glut hatten, um die Steaks darauf zu grillen, ohne einen Großbrand auszulösen, und Ronnie, der inzwischen ziemlich jenseits von Gut und Böse war, ließ die Schwarte krachen. Ein bißchen Salz, ein bißchen Pfeffer, einen Klecks der berühmten Grillsauce à la Pan (zwei Teile Ketchup, ein Teil Senf, Knoblauchpulver ad libitum und schließlich zehn Sekunden lang die Flasche mit Apfelessig über die Mischung kippen, gluck-gluck-gluck ), und das war’s auch schon. Bevor er damals den Job in der Plattenabteilung gekriegt hatte, war er in einem Steakhaus namens »Surf ’n’ Turf« tätig gewesen, zwei Tage pro Woche am Grill, drei hinter der Bar, deshalb hatte er ziemlich klare Vorstellungen davon, was sich mit Fleisch so anfangen ließ, das heißt, wenn es erst mal wie Fleisch aussah, und er jagte die Steaks mit dem Getue eines echten Profis über den Grillrost.
    Er fühlte sich großartig, wendete beidhändig seine Steaks und quatschte mit allen Leuten gleichzeitig, nahm hie und da mal einen Zug von irgendeiner Pfeife, und dann erzählte er Jiminy von dem Tramper, der ihn und Star eines Nachts in Iowa, wenn er sich recht erinnerte – genau, in Iowa –, zu einer Party eingeladen hatte, wo vielleicht zehn bis zwölf unwahrscheinlich weggetretene Typen um einen riesig langen Picknicktisch mitten auf einer Wiese gesessen hatten, Grillengezirp, der Mond fett und groß am Horizont, alles sehr ruhig und stimmungsvoll. Die Teller – Blechteller, exakt wie diese hier, und ist das nicht einfach irre! – waren an den Tisch genagelt, immer zwei gegenüber, richtiggehend gekreuzigt mit einem einzigen Nagel, voll durch die Mitte gejagt. Und als das Fest vorbei war und alle ihre Kotelettknochen und Maiskolben und so weiter abgenagt hatten, spritzte der Bruder des Trampers – er war der Gastgeber – den Tisch einfach mit dem Gartenschlauch ab.
    »Echt? Und?«
    »Na, das war einfach absolut obercool!«
    »Kein Problem mit Fett und Keimen und so Zeug?«
    »Am nächsten Tag sind sowieso die Ameisen, die Vögel und Fliegen und sonstwas drüber hergefallen. Die Sonne. Der Regen.«
    »Die Natur regelt das schon,

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