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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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ganzen Sommer lang nicht. Sie berührte die Felsen am Ufer und fuhr erwartungsvoll zu ihm herum. Zwei Schläge, drei, da war er auch angekommen, schmiegte sich nackt an sie im Plätschern der Strömung und hielt sie fest, als hätte er sie sein Leben lang gejagt.
    Später, als die Sonne schon eine Rille in den Fluß gebrannt hatte und sich allmählich hinter die Bäume verzog, schwammen sie gemeinsam zurück, zogen sich wieder an und gingen den Hügel hinauf. Sie fühlte sich rein und erfrischt, wie immer nach dem Schwimmen, ihre Muskeln waren gestreckt und dann gestreichelt und massiert worden, bis sie so weich waren wie das Kalbfleisch, das ihre Mutter immer für Cordon bleu mürbe geklopft hatte: erst die eine Seite, dann die andere, klatsch-klatsch-klatsch. Sie hatten in einer kühlen, grasbewachsenen Senke auf einer Sandbank miteinander geschlafen, und Marco hatte sich Zeit gelassen, ihr mit der Zunge und den Fingern jeden leisen Seufzer entlockt, und sie hatte sich aufgebäumt, ihn aufgenommen und ebensosehr ihn gevögelt wie er sie. Danach lagen sie lange dort im Gras und beobachteten am kobaltblauen Himmel einen Falken, der im Sonnenlicht glühte, bis Marco sie anstupste und sie auf ihn draufrollte, jeder Quadratmillimeter ihrer Haut von innen her glühend, und sie mußte an einen Film denken, den sie einmal nachts gesehen hatte, als sie noch in die Highschool ging und ihre Eltern schon schliefen und die ganze Welt still war – Hiroshima, mon amour , so hatte er geheißen, ein französischer Film –, und an den lustvollen Schauer, den es ihr bereitet hatte, die beiden Liebenden darin zu sehen, Haut an Haut, ihre Brüste an seiner Brust, ihre eng aneinandergepreßten Körper, ihre Beine und Füße. Sie fühlte sich nicht schmutzig. Sie fühlte sich sauber. Fühlte sich, als hätte sie nie im Haus ihrer Eltern gelebt, wäre nie in den Religionsunterricht gegangen oder zur heiligen Kommunion und hätte auch nie in errötendem Schrecken Mrs. Montgomery zugehört, wenn sie in der siebenten Klasse die Mädchen beiseite nahm und ihnen vom Penis erzählte und wie das Blut dort hineinströmte und ihn hart machte, und was es für sie bedeuten würde, wenn sie nicht die Knie zusammenhielten, bis sie verheiratet waren. An Ronnie dachte sie nicht. Auch nicht an den Freak im Tipi. Sie dachte an überhaupt nichts.
    Niemand sah etwas. Niemand wußte etwas. Aber dann kam sie zusammen mit Marco vom Fluß hinauf, ihr nasses Haar fiel ihr über den Rücken, ihre Hand schwang in seiner, und sie verspürte nichts als Heiterkeit und den Frieden dieser Welt, aber da lag die Gitarre, die Saiten ringelten sich durch das Laub, und das Griffbrett war in glitzernde Stücke zersplittert, die kaum noch als Souvenirs taugten. Sie überquerten die Straße und sahen etwas, was an die Überreste eines Privatflohmarkts erinnerte, unter dem Baum verstreut liegen: seine Bücher, seine Kleider, sogar seine Zahnbürste. Marco sagte kein Wort. Er bückte sich nicht einmal, um die Bücher aufzuheben oder zu versuchen, die Seiten zu ordnen und die Einbände zusammenzukleben – das alles hatte Zeit. Er drehte sich nur um und ging in Richtung des hinteren Hauses, die Schultern vorgeschoben, die Arme reglos herabhängend, und sie sagte auch keinen Ton – oder vielleicht doch, vielleicht stieß sie eine blödsinnige Frage hervor wie Wer ? oder Warum ? –, aber sie folgte ihm auf den Fersen.
    Sky Dog saß auf der Veranda, und Sky Dog sah sie kommen. Und was tat er? Er erhob sich von dem wackligen Küchenstuhl und rief irgend jemanden im Innern des Hauses – Lester, Franklin, Dewey? –, aber niemand folgte seinem Ruf, während Marco wild und beinahe kopfüber die Stufen hinaufstürmte, und Sky Dog, der jetzt ganz aus erhobenen Händen und hervorquellenden Augen bestand, vor ihm zurückwich. »Hey, ich hab kein Problem mit dir«, sagte er und verzog sich in eine Ecke, bereit, sich einzuigeln, abzuducken und einen schützenden Arm hochzuwerfen. Marco ging schnurstracks auf ihn los.
    Sie wußte nicht, wie lange es dauerte, aber über das Ergebnis bestand nie irgendein Zweifel. Alfredo, Jiminy und Mendocino Bill mußten Marco mit vereinten Kräften von Sky Dog wegzerren, der im ersten Ansturm zu Boden gegangen war und nicht wieder hochkam. Sie stand in einem dünnen Balken Sonnenlicht, das ihren Kopf festnagelte, und hörte den Aufprall jedes einzelnen Schlags, ein unbarmherziges Krachen von Knochen auf Haut, Knochen auf Knochen, und es war fast so, als

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