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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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fertig?«
    Ich habe immer noch einen schalen Geschmack im Mund. Er lauert in den kleinen Lücken zwischen meinen Zähnen.
    »Fast.«
    Ich halte noch einmal meinen Kopf unter den Wasserhahn.
    Hörst du mich, kleiner Bruder?
    Ich schaue auf das Wasser, das aus der Tülle des Hahns auf meinen Mund zustürzt, und sehe kurz etwas. Etwas Ruhendes mitten in dem rauschenden Wasser. Es ist ganz nah, doch ich kann es nicht erkennen. Es beunruhigt mich, aber gleichzeitig zieht es mich an.
    Es klingelt und alles ist weg. Ich stehe auf und stelle den Wasserhahn ab. Mum scheint wie gelähmt, ihre Augen sind voller Unsicherheit.
    »Ich mach schon auf«, sage ich und wische mir mein Gesicht an einem Geschirrtuch ab, während ich in den Flur gehe.
    Die Befragung ist wenig erfolgreich. Mein Gedächtnis ist so unscharf und nichts in meinem Kopf ergibt einen Sinn. Ich schaffe es nicht mal, die einfachsten Fragen zu beantworten.
    »Wieso wart ihr am See?«
    »Weiß nicht.«
    »Was habt ihr gemacht, bevor ihr zum See gegangen seid?«
    »Weiß nicht. Ich erinnere mich nur noch, dass es geregnet hat, so richtig geprasselt, und es hat geblitzt und gedonnert.«
    »Als dich die Rettungskräfte fanden, hattest du Hose und Hemd deiner Schuluniform an, Rob aber nur eine Unterhose. Wieso bist du in deinen Schulsachen geschwommen, Carl?«
    »Tut mir leid. Ich kann mich echt nicht erinnern.«
    »Carl, ich muss dich das fragen. Rob hatte Blutergüsse und Schrammen an … an seinem Körper. Weißt du, wie sie da hingekommen sind?«
    Meine Knöchel treffen ihn seitlich am Kopf. Er zuckt zurück und geht erneut auf mich los. Ich boxe und trete, doch das Wasser macht meine Arme und Beine langsam und schwer. Und mir ist kalt, so kalt. Es zieht mir die Kraft aus dem Körper. Ich spanne die Beine, versuche ihn mit den Fersen zu treten. Es klappt, ich erwische ihn. Er brüllt und schreit und hält mit aller Kraft dagegen.
    »Nein, ich weiß nicht.« Ich spüre, wie die Handflächen anfangen zu schwitzen. Wenn die Erinnerungen echt sind, dann war ich es, der ihm die Blutergüsse und Kratzer zugefügt hat.
    Mum sitzt auf der Sofakante. Ihre Hände hält sie zwischen den Beinen verschränkt, den Rücken gebeugt, die Schultern nach vorn gezogen. Sie sieht aus, als ob sie im Wartezimmer beim Zahnarzt sitzt, aber nicht in ihrem eigenen Wohnzimmer.
    »Jungs kämpfen doch ständig«, sagt sie auf einmal. »Das ist bei Jungs so.«
    PC Underwood zieht die Augenbrauen hoch, doch der andere ist es, der sich in seinem Sessel vorbeugt und fragt: »Wann haben sie denn die beiden das letzte Mal kämpfen sehen, Kerry?«
    Oje, was hat er vor? Glaubt er, ich hätte irgendwas mit dem Ganzen zu tun? Weiß er es?
    Mum schaut auf ihre Hände.
    »Sie haben sich immer gestritten«, sagt sie. »Was weiß ich, wann das letzte Mal war.«
    »Haben Sie auch gestern gestritten? Gestern Morgen? Oder am frühen Nachmittag?«
    »Weiß ich nicht. Morgens hab ich geschlafen. Und nachdem ich aufgestanden bin …«
    »Wann sind Sie aufgestanden?«
    Es entsteht eine Pause. Er glaubt tatsächlich, dass er etwas gefunden hat.
    »… bin ich in den Pub.«
    Mum zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück, den Kopf geduckt, die Schultern fast an den Ohren. Ich versuche ruhig zu bleiben.
    Der Polizist schreibt etwas in sein Notizbuch. PC Underwood schaut auf eine Bierdose unter dem Kaffeetisch, die ich beim Aufsammeln übersehen haben muss. Mist. Ich hasse es, wenn Leute wie diese beiden zu uns kommen. Sich umschauen. Sich ein Urteil bilden.
    Underwood wendet sich wieder an mich.
    »Erinnerst du dich noch an irgendwas anderes, Carl?«
    »Ein Mädchen war da«, antworte ich.
    »Neisha Gupta«, sagt sie.
    »Robs Freundin«, murmelt Mum vor sich hin. »Gott, die hab ich ja ganz vergessen.«
    Seine Freundin.
    Wie sie vor der Kamera einen Schmollmund macht. Der Träger von der Schulter fällt. Lass das, verdammte Scheiße!
    »Wir haben sie bereits befragt. Sie ist … sie ist sehr aufgewühlt.«
    »Bestimmt, das arme Ding. Was hat sie gesagt? Was ist passiert?«
    »Sie wollte nicht drüber reden. Es ist offenbar sehr schmerzhaft für sie. Aber sie meinte, dass sie zu dritt baden waren, herumgealbert hätten und alles in Ordnung gewesen wär, ehe das Unwetter losging. Auf einmal hätte es so stark geregnet, dass sie nichts mehr sehen konnten und voneinander getrennt wurden. Als sie und Carl sich wiederfanden, hätten sie plötzlich gemerkt, dass Rob nicht mehr da war.«
    Alles in Ordnung, ehe das Unwetter

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