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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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drohen? Konntest du nicht einfach Schluss machen und ihm aus dem Weg gehen?«
    Sie schnaubt leicht durch die Nase.
    »Das hört sich so einfach an, wie du es sagst. Aber in dieser Stadt kannst du nun mal nichts tun und nirgendwo hingehen, ohne jemanden zu treffen. Du kannst niemandem aus dem Weg gehen, es sei denn, du schließt dich zu Hause ein. Und selbst das hab ich versucht, glaub’s mir.«
    »Das heißt, er wollte dich zum Schweigen bringen, deshalb hat er –«
    Sie nickt. »Ja, doch es war auch seine beschissene Eifersucht. Er hat gedacht, dass du … dass wir … du weißt schon … hinter seinem Rücken.«
    »Aber haben wir doch nicht … oder? Und er hat auch die alte Frau nicht umgebracht, Neisha. So war das nicht. Rob hat den Hund getötet und die alte Frau hat deswegen geschrien und geflennt. Und dann ist sie irgendwie … zusammengeklappt. Es war schrecklich und ich hab Rob gehasst, dass er mich gezwungen hat, mitzukommen und in das Haus von Harry einzubrechen, nur weil ich es kannte und wusste, wo die Wertsachen waren. Aber Rob hat sie nicht umgebracht.«
    Sie sieht mich scharf an.
    »Rob hat es anders erzählt. Er hat gesagt, er hat sie niedergemacht. Genau das Wort hat er gebraucht. Niedergemacht. Und nein, du und ich, wir haben nichts miteinander gehabt. Du warst viel zu anständig für so eine Idiotin wie mich. Wir waren bloß Freunde.«
    Ich fahre mir durch die Haare und bekomme allmählich Zweifel an dem, was als Erinnerung wieder da ist. »Aber was ich nicht verstehe: Wenn er das gesagt hat – dass er sie umgebracht hat –, wieso bist du dann bei ihm geblieben? Wieso bist du immer wieder zu ihm zurück? War es wirklich nur wegen der Fotos?«
    Sie seufzt, stützt die Ellbogen auf den Tisch, hält den Kopf in den Händen, genau wie ich.
    »Nein, das kam erst gegen Ende. Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
    Doch, sie weiß es, sie sagt es nur nicht.
    »Du hast gedacht, er ist ein Mörder, und bist zu ihm …?«
    Tränen sickern durch ihre Wimpern. Ich möchte ja, dass die Tränen aufhören, möchte ihr sagen, dass alles gut ist, sie in den Arm nehmen. Aber ich muss es wissen.
    »Du bist zu ihm zurück, Neisha. Wieso?«
    Sie schaut hoch. Ihre Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
    »Ich hatte Angst. Er hat gesagt, er bringt mich um, wenn ich ihn verlasse. Und ich wusste ja, dass er zum Töten bereit war. Ich wusste, dass er gewalttätig war. Du hast doch gesehen, was er mit mir gemacht hat.«
    Die rote Linie um ihren Hals.
    »Im See?«
    »Und davor. Deshalb haben wir zwei uns doch angefreundet.«
    »Es war meine Schuld, Carl.«
    Die Verletzung in ihrem Gesicht scheint unter dem Make-up durch. Ein dunkler Schatten, der sich nicht verbergen lässt.
    »Nein, es kann nie im Leben deine Schuld sein. Du hast ihn doch nicht dazu gebracht. Es war falsch.«
    »Ich hab ihn wütend gemacht. Ich hab rumgemeckert. Er hat gesagt, ich soll aufhören.«
    »Er ist schon mit Wut im Bauch auf die Welt gekommen, Neisha. Glaub mir, ich weiß es.«
    Eine weitere Gedächtnislücke schließt sich.
    Neisha hält sich mit der Hand die Stirn, reibt sich die Schläfen. »Es war nicht nur die Geschichte mit der alten Frau. Er hat mich geschlagen. Erinnerst du dich? Er hat mir wehgetan.«
    Aus dem Flur dringt ein Geräusch. Ein leichter Schlag. Neisha und ich sehen uns fragend an, dann springe ich auf, um nachzuschauen. Mum steht im Flur und beugt sich nach unten, um einen Stapel Zeitschriften aufzuheben.
    »Alles in Ordnung?«, frage ich.
    Sie sieht zu mir hoch und schaut verlegen, als ob ich sie auf frischer Tat ertappt habe. Wie lange hat sie schon da gestanden? Wie viel hat sie gehört?
    »Ich wollte nur … nur die hier in die Papiertonne werfen«, antwortet sie.
    Neisha steht neben mir in der Tür, drängt sich vorbei.
    »Ich geh dann mal besser«, sagt sie.
    »Nein«, entgegne ich. »Nein, nicht jetzt. Bitte. Bitte bleib.«
    Ich strecke die Hand aus, lege sie ihr auf den Arm und Neisha zuckt zurück.
    Eine Reihe mattgrauer Blutergüsse auf der Oberseite des Arms, zwischen Handgelenk und Ellbogen. Sie glaubt, dass ich sie nicht gesehen habe. Aber ich hab sie gesehen.
    »Das hätte er dir nicht antun dürfen.«
    Sie schaut weg. Ich nehme ihre Hand in meine. Sie fühlt sich weich und warm an.
    »Ich würde dir niemals wehtun, Neisha.«
    Ich nehme die Hand wieder weg, doch ich folge ihr zur Tür. Mum steht da und beobachtet uns mit den Zeitschriften in der Hand. Es regnet, ein

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