Drucke zu Lebzeiten
Bankettisch hinweg den
Freund zu treffen, fehlt es nicht; und vielen ist Macedo-
nien zu eng, so daß sie Philipp, den Vater, verfluchen –
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aber niemand, niemand kann nach Indien führen. Schon
damals waren Indiens Tore unerreichbar, aber ihre Rich-
tung war durch das Königsschwert bezeichnet. Heute
sind die Tore ganz anderswohin und weiter und höher
vertragen; niemand zeigt die Richtung; viele halten
Schwerter, aber nur, um mit ihnen zu fuchteln; und der
Blick, der ihnen folgen will, verwirrt sich.
Vielleicht ist es deshalb wirklich das Beste, sich, wie es
Bucephalus getan hat, in die Gesetzbücher zu versenken.
Frei, unbedrückt die Seiten von den Lenden des Reiters,
bei stiller Lampe, fern dem Getöse der Alexander-
schlacht, liest und wendet er die Blätter unserer alten
Bücher.
Ein Landarzt
Ich war in großer Verlegenheit: eine dringende Reise
stand mir bevor; ein Schwerkranker wartete auf mich in
einem zehn Meilen entfernten Dorfe; starkes Schneege-
stöber füllte den weiten Raum zwischen mir und ihm;
einen Wagen hatte ich, leicht, großräderig, ganz wie er
für unsere Landstraßen taugt; in den Pelz gepackt, die
Instrumententasche in der Hand, stand ich reisefertig
schon auf dem Hofe; aber das Pferd fehlte, das Pferd.
Mein eigenes Pferd war in der letzten Nacht, infolge der
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Überanstrengung in diesem eisigen Winter, verendet;
mein Dienstmädchen lief jetzt im Dorf umher, um ein
Pferd geliehen zu bekommen; aber es war aussichtslos,
ich wußte es, und immer mehr vom Schnee überhäu,
immer unbeweglicher werdend, stand ich zwecklos da.
Arn Tor erschien das Mädchen, allein, schwenkte die
Laterne; natürlich, wer leiht jetzt sein Pferd her zu sol-
cher Fahrt? Ich durchmaß noch einmal den Hof; ich
fand keine Möglichkeit; zerstreut, gequält stieß ich mit
dem Fuß an die brüchige Tür des schon seit Jahren un-
benutzten Schweinestalles. Sie öffnete sich und klappte
in den Angeln auf und zu. Wärme und Geruch wie von
Pferden kam hervor. Eine trübe Stallaterne schwankte
drin an einem Seil. Ein Mann, zusammengekauert in
dem niedrigen Verschlag, zeigte sein offenes blauäugiges
Gesicht. „Soll ich anspannen?“ fragte er, auf allen Vieren
hervorkriechend. Ich wußte nichts zu sagen und beugte
mich nur, um zu sehen, was es noch in dem Stalle gab.
Das Dienstmädchen stand neben mir. „Man weiß nicht,
was für Dinge man im eigenen Hause vorrätig hat“, sag-
te es, und wir beide lachten. „Hollah, Bruder, hollah,
Schwester!“ rief der Pferdeknecht, und zwei Pferde,
mächtige flankenstarke Tiere schoben sich hintereinan-
der, die Beine eng am Leib, die wohlgeformten Köpfe
wie Kamele senkend, nur durch die Kra der Wendun-
gen ihres Rumpfes aus dem Türloch, das sie restlos aus-
füllten. Aber gleich standen sie aufrecht, hochbeinig, mit
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dicht ausdampfendem Körper. „Hilf ihm“, sagte ich,
und das willige Mädchen eilte, dem Knecht das Geschirr
des Wagens zu reichen. Doch kaum war es bei ihm,
umfaßt es der Knecht und schlägt sein Gesicht an ihres.
Es schreit auf und flüchtet sich zu mir; rot eingedrückt
sind zwei Zahnreihen in des Mädchens Wange. „Du
Vieh“, schreie ich wütend, „willst du die Peitsche?“,
besinne mich aber gleich, daß es ein Fremder ist; daß ich
nicht weiß, woher er kommt, und daß er mir freiwillig
aushil, wo alle andern versagen. Als wisse er von mei-
nen Gedanken, nimmt er meine Drohung nicht übel,
sondern wendet sich nur einmal, immer mit den Pferden
beschäigt, nach mir um. „Steigt ein“, sagt er dann, und
tatsächlich: alles ist bereit. Mit so schönem Gespann, das
merke ich, bin ich noch nie gefahren und ich steige fröh-
lich ein. „Kutschieren werde aber ich, du kennst nicht
den Weg“, sage ich. „Gewiß“, sagt er, „ich fahre gar
nicht mit, ich bleibe bei Rosa.“ „Nein“, schreit Rosa
und läu im richtigen Vorgefühl der Unabwendbarkeit
ihres Schicksals ins Haus; ich höre die Türkette klirren,
die sie vorlegt; ich höre das Schloß einspringen; ich sehe,
wie sie überdies im Flur und weiterjagend durch die
Zimmer alle Lichter verlöscht, um sich unauffindbar zu
machen. „Du fährst mit“, sage ich zu dem Knecht,
„oder ich verzichte auf die Fahrt, so dringend sie auch
ist. Es fällt mir nicht ein, dir für die
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