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Drucke zu Lebzeiten

Drucke zu Lebzeiten

Titel: Drucke zu Lebzeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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durch
    Fahnen, deren Tücher sich wanden und mit großer Kra
    aneinanderschlugen; man sah die Fahnenträger nicht,
    aber es war, als herrsche dort viel Jubel.
    Während er den Blick noch in die Ferne gerichtet hat-
     te, sah er plötzlich den gleichen Grabhügel neben sich
    am Weg, ja fast schon hinter sich. Er sprang eilig ins
    Gras. Da der Weg unter seinem abspringenden Fuß wei-
    ter raste, schwankte er und fiel gerade vor dem Grabhü-
    gel ins Knie. Zwei Männer standen hinter dem Grab und
     hielten zwischen sich einen Grabstein in der Lu; kaum
    war K. erschienen, stießen sie den Stein in die Erde und
    er stand wie festgemauert. Sofort trat aus einem Gebüsch
    ein dritter Mann hervor, den K. gleich als einen Künstler
    erkannte. Er war nur mit Hosen und einem schlecht
     zugeknöpen Hemd bekleidet; auf dem Kopf hatte er
    eine Samtkappe; in der Hand hielt er einen gewöhnli-
    chen Bleisti, mit dem er schon beim Näherkommen
    Figuren in der Lu beschrieb.
    Mit diesem Bleisti setzte er nun oben auf dem Stein
     an; der Stein war sehr hoch, er mußte sich gar nicht
    bücken, wohl aber mußte er sich vorbeugen, denn der
    Grabhügel, auf den er nicht treten wollte, trennte ihn
    [  ]
    von dem Stein. Er stand also auf den Fußspitzen und
    stützte sich mit der linken Hand auf die Fläche des Stei-
    nes. Durch eine besonders geschickte Hantierung gelang
    es ihm, mit dem gewöhnlichen Bleisti Goldbuchstaben
    zu erzielen; er schrieb: „Hier ruht – “ Jeder Buchstabe 
    erschien rein und schön, tief geritzt und in vollkomme-
    nem Gold. Als er die zwei Worte geschrieben hatte, sah
    er nach K. zurück; K. der sehr begierig auf das Fort-
    schreiten der Inschri war, kümmerte sich kaum um den
    Mann, sondern blickte nur auf den Stein. Tatsächlich 
    setzte der Mann wieder zum Weiterschreiben an, aber er
    konnte nicht, es bestand irgendein Hindernis, er ließ den
    Bleisti sinken und drehte sich wieder nach K. um. Nun
    sah auch K. den Künstler an und merkte, daß dieser in
    großer Verlegenheit war, aber die Ursache dessen nicht 
    sagen konnte. Alle seine frühere Lebhaigkeit war ver-
    schwunden. Auch K. geriet dadurch in Verlegenheit; sie
    wechselten hilflose Blicke; es lag ein häßliches Mißver-
    ständnis vor, das keiner auflösen konnte. Zur Unzeit
    begann nun auch eine kleine Glocke von der Grabkapel- 
    le zu läuten, aber der Künstler fuchtelte mit der erhobe-
    nen Hand und sie hörte auf. Nach einem Weilchen be-
    gann sie wieder; diesmal ganz leise und, ohne besondere
    Aufforderung, gleich abbrechend; es war, als wolle sie
    nur ihren Klang prüfen. K. war untröstlich über die Lage 
    des Künstlers, er begann zu weinen und schluchzte lange
    in die vorgehaltenen Hände. Der Künstler wartete, bis
    [  ]
    K. sich beruhigt hatte, und entschloß sich dann, da er
    keinen andern Ausweg fand, dennoch zum Weiterschrei-
    ben. Der erste kleine Strich, den er machte, war für K.
    eine Erlösung, der Künstler brachte ihn aber offenbar
     nur mit dem äußersten Widerstreben zustande; die
    Schri war auch nicht mehr so schön, vor allem schien
    es an Gold zu fehlen, blaß und unsicher zog sich der
    Strich hin, nur sehr groß wurde der Buchstabe. Es war
    ein J, fast war es schon beendet, da stampe der Künst-
     ler wütend mit einem Fuß in den Grabhügel hinein, daß
    die Erde ringsum in die Höhe flog. Endlich verstand ihn
    K.; ihn abzubitten war keine Zeit mehr; mit allen Fin-
    gern grub er in die Erde, die fast keinen Widerstand
    leistete; alles schien vorbereitet; nur zum Schein war
     eine dünne Erdkruste aufgerichtet; gleich hinter ihr öff-
    nete sich mit abschüssigen Wänden ein großes Loch, in
    das K. von einer sanen Strömung auf den Rücken ge-
    dreht, versank. Während er aber unten, den Kopf im
    Genick noch aufgerichtet, schon von der undurchdring-
     lichen Tiefe aufgenommen wurde, jagte oben sein Name
    mit mächtigen Zieraten über den Stein.
    Entzückt von diesem Anblick erwachte er.
    [  ]
    Ein Bericht für eine Akademie
    Hohe Herren von der Akademie!
    Sie erweisen mir die Ehre, mich aufzufordern, der
    Akademie einen Bericht über mein äffisches Vorleben
    einzureichen.
    
    In diesem Sinne kann ich leider der Aufforderung
    nicht nachkommen. Nahezu fünf Jahre trennen mich
    vom Affentum, eine Zeit, kurz vielleicht am Kalender
    gemessen, unendlich lang aber durchzugaloppieren,

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