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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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Sie hatte nicht schlafen können, die Wände angestarrt und versucht, weder Angst noch Verzweiflung die Oberhand gewinnen zu lassen.
    Er begrüßte sie knapp und machte sich daran, die Verbände zu wechseln. Imogen wollte nicht fragen, wo er gewesen war oder warum er sie so lange allein gelassen hatte. In einem Krankenhaus hätte man sie in ihrem Zustand auch nicht dauerbewacht.
    Während er eine nach Kräutern riechende Salbe auf die Wunden strich, sprach er kein Wort. Wollte er ihr aus dem Weg gehen, oder bildete sie sich das nur ein? Durch ihre mangelnde Erfahrung mit Männern fiel es ihr schwer, subtile Hinweise zu erkennen oder seine Körpersprache richtig zu deuten. Bei ihren Mitstudenten war das nie nötig gewesen. Zwar gab es darunter welche, die Imogen mochte, und hin und wieder hatte auch mal einer versucht, mit ihr zu flirten. Doch etwas Ernstes hatte sich daraus nie entwickelt. Dafür hatte zum einen Tante Mables Erziehung gesorgt, zum anderen war kein einziger darunter gewesen, der wirklich Imogens Interesse geweckt hatte.
    Bei Dian jedoch spürte sie nie da gewesene Gefühle. Seine Gegenwart allein genügte, um ein Flattern in ihrer Magengegend entstehen zu lassen. Außerdem fühlte sie sich ihm auf unerklärliche Art verbunden. Und egal, wie oft sie es mit einer rationalen Herangehensweise versuchte, sie merkte immer wieder, wie ihre Gefühle die Oberhand gewannen und sie ein geradezu brennendes Verlangen spürte.
    Ob er es ebenfalls merkte? Nicht, dass es ihm genauso ging – aber ob er wusste, was sie empfand? Der Gedanke war einerseits beunruhigend, andererseits aber aufregend.
    Nachdem er den zweiten Verband sicher verschlossen hatte, blickte er sie an. »Möchtest du ein wenig laufen?«
    »Wenn ich darf.« Es gelang ihr nicht, den zynischen Unterton aus ihrer Stimme herauszuhalten. Inzwischen so daran gewöhnt, dass Dian die Befehle gab und ihr nichts anderes übrig blieb, als ihm zu gehorchen, hatte sich Zorn in ihr angesammelt. Zwar schickte er sie nicht mehr in den Schlaf, aber dennoch gefiel es ihr nicht, mit welcher Selbstverständlichkeit er über sie bestimmte.
    Dian lächelte. »Natürlich darfst du.«
    Sie blickte auf seine ihr hingestreckte Hand und ergriff sie nach kurzem Zögern.
    Im nächsten Augenblick stand sie. Fest hielt Dian ihre Hand und hatte den Arm um sie gelegt. Sie war schon mit Dians oder Gwyds Hilfe bis zur Waschschüssel gelaufen. Doch da Dian keine Anstalten zeigte, loszugehen, wollte er wohl ihr die Führung überlassen. Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis sie die rückwärtige Tür erreichte. »Wohin führt sie?«
    »In einen langen Gang«, erklärte Dian.
    Also wohl zu weit für sie – oder sollte sie nicht sehen, wohin die Tür führte? Bei der Vorstellung, dass es der Weg zur Oberfläche war, klopfte ihr Herz schneller. Vielleicht befand sich den Gang hinunter ja der Lastenaufzug. Ob es wohl eine Möglichkeit gab, das herauszufinden?
    Allerdings fühlte sich Imogen nach diesen wenigen Schritten schon ziemlich erschöpft und stützte sich auf Dians Arm. Nein, im Moment war nicht einmal daran zu denken, auf eigene Faust Erkundungstouren zu unternehmen.
    »Soll ich dich tragen?«, bot er an.
    »Nein!« Sie wollte es allein zurück zum Lager schaffen, obwohl die Vorstellung, von ihm getragen zu werden, aufregend war.
    Wieder ließ Dian sie selbst das Tempo bestimmen und hielt sie den ganzen Weg über in sicherem Griff, bereit, sie jederzeit aufzufangen. Das gab ihr Sicherheit, auch wenn es zugleich verwirrend war, seinen Arm um ihren Körper zu spüren. Am Bett angekommen, half er ihr und ging dabei so vorsichtig vor, dass weder ihr verletztes Bein noch der Arm schmerzten.
    Nachdem sie wieder lag, verabschiedete sich Dian.
    Imogen schloss die Augen. Allmählich beruhigte sich ihr Puls. Nur die Anstrengung, versuchte sie sich einzureden, aber sie wusste es besser.
    Warum mussten die Fomore ausgerechnet jetzt für Unruhe sorgen? Dian konnte sich keinen ungünstigeren Zeitpunkt dafür vorstellen.
    Es hatte schon wieder Vorfälle gegeben. Drei Krieger waren verletzt worden, einer davon noch auf dem Heimweg verstorben. Die beiden anderen hatte Dian behandeln können, und ihre Verletzungen heilten. Bald schon würden sie wieder voll einsatzfähig sein.
    Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass die Gefahr zunahm, denn die drei Elfenkrieger waren im Schattenland angegriffen worden, einem Bereich, in den die Dämonen offenbar stetig weiter vordrangen. Und wenn es

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