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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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vorstellte. Wie sollte es da erst den anderen
gehen? Einerlei, noch war er nicht Häuptling und niemand
wusste von Ronan, also konnte er ihn genauso gut besuchen.
    Der mit Gras bewachsene Boden wich dem felsigen Grund
eines Geröllfeldes, das er von seinem ersten Besuch hier noch gut
in Erinnerung hatte. Es war nicht ungefährlich hier schnell zu
reiten, aber Blau war ausgesprochen trittsicher und Leo hielt es
kaum noch aus. Obwohl sich Pferd und Reiter mühten, bis beiden
der Schweiß ausbrach, schoben sich die dunklen Felsriesen zur
Rechten und zur Linken quälend langsam vorbei, schienen
Büsche und dürre Bäume durch sein Sichtfeld zu kriechen.
Endlich wurde der Boden wieder ebener.
    Eine innere Stimme riet ihm ganz deutlich, umzukehren
und den Wolfsjungen nie wieder zu sehen, aber Leo schaffte es
nicht, der Stimme der Vernunft zu folgen. Wie von selbst legte
sich sein Oberkörper eng an Blaus Mähne, schlossen sich seine
langen Schenkel um dessen Bauch und trieben den Hengst so an.
*
    Sie kamen von allen Seiten, ein ganzes Rudel. Und diesmal
gänzlich unerwartet. Kein flaues Gefühl im Bauch, kein
abstehendes Fell, kein Laut, der ihn gewarnt hätte. Erst als ein
Wolf Blau ansprang, mit seinen furchtbaren Zähnen nach dem
Hals des Hengstes schnappte und ihn nur knapp verfehlte, wurde
Leo der mordgierigen Bestien gewahr.
"Uahhhh!"
    Zu schreien und dem Viech die Faust auf die Nase zu
schlagen war eins. Leo wusste, er war nicht gerade der mutigste
Gager unter Zipfels Himmelszelt, aber er würde nicht zulassen,
dass jemand Blau etwas zu Leide tat. Der Hengst wieherte
ängstlich und versuchte zu steigen, doch Leo hatte ihn fest im
Griff und flüsterte beschwörend auf ihn ein.
    Lauernd und geifernd umkreisten ihn die Wölfe, wagten
immer wieder kleinere Ausfälle. Er wehrte sich mit Fäusten und
Füssen, und Blau kickte einen Wolf mit den Hinterläufen so heftig
fort, dass er gegen einen Baum prallte und liegenblieb. Einer
weniger, aber die Verbliebenen waren deutlich in der Übermacht.
Ohne ein Wunder würde er hier nicht herauskommen. Leo starrte
die Tiere an, hoffte und fürchtete Ronan unter ihnen zu erkennen.
Doch keine der Färbungen glich der, die er an seinem Freund so
widerwillig bewundert hatte.
    Erneut sprang ein Tier hoch und schnappte nach Blau. Er
warf sich dazwischen, schlug mit der Faust in Richtung Nase,
aber er verfehlte die Schnauze. Der Wolf verfehlte zwar sein
eigentliches Ziel, aber anstelle des Halses von Blau bekam er Leos
Oberarm zu packen. Keinen Deut nachlassend hängte sich das
Tier mit seinem ganzen Gewicht an Leos Arm und zog ihn so aus
dem Sattel. Er sah Blaus wirbelnde Hufe in der Luft, dann schlug
er hart auf dem felsigen Boden auf. Zumindest hatte der Aufprall
bewirkt, dass der Wolf seinen Arm losgelassen hatte.
    Der Schmerz war unbeschreiblich. Leo riss schützend den
gesunden Arm hoch, fühlte, wie sich die gierige, nasse Schnauze
unter seinen Oberarm durch in Richtung Kehle wühlte. Er wusste,
er sollte in den letzten Minuten seines Lebens in Gedanken einzig
und allein bei seinem Pferd sein, wie es sich für einen Gager
gehörte, aber obgleich er Blaus ängstliches Gewieher hörte, seine
Silhouette gegen die Strahlen der aufgehenden Sonne in Panik
immer wieder steigen sah, schlich sich Ronans Gesicht vor das
seines anvertrauten Pferdegefährten. Das Einzige, was ihn seinen
nahen Tod wirklich bedauern ließ, war, dass er Ronan nicht mehr
singen hören würde. Er schloss die Augen.
Dass zerrende Wühlen an seinem Hals hörte auf, der Druck
auf seiner Brust ließ nach.
     
"Halt."
    Eine Frauenstimme. Nah dran. Menschen, hier waren
Menschen. Vielleicht hatten sie Waffen? Er riss die Augen wieder
auf, suchte nach der Stelle an der er die Frau vermutete.
Sie stand genau zwischen seinen langen Beinen- und er
kannte sie. Es war Sarba.
     
*
     
Einer der anderen Wölfe sprang an Sarba vorbei, stemmte
ihm die Pfoten auf die Brust, geiferte nach seiner Kehle.
    Sarba knurrte, sprang den Wolf an und schlang die Arme
um seinen Hals. Ein Ruck, ein trockenes Knacken; der Kopf des
Wolfes sank zur Seite und sein Körper folgte ihm, landete jedoch
zur Hälfte auf Leos Bauch und seinen Beinen. Beim Zipsel war
das Vieh schwer. Leo stützte sich auf den heilen Arm und zerrte
seine langen Glieder unter den warmen Kadaver hervor.
    Die anderen Wölfe im Rudel hatten sich nicht verwandelt.
Unruhig tapsten sie im Kreis um ihn herum, ein mordlüsternes
Glitzern in den Augen, Speichel troff von

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