Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
an
sein Ohr. Neugierde und Zeitdruck fochten einen kurzen Kampf
in seinem Inneren aus; schließlich entschied er sich, nachzusehen.
Zweig um Zweig der Krüppelkiefern schob er beiseite, doch
als endlich eine kleine Lichtung vor ihm lag, war der
Nadelübersäte Boden leer. Hatte er sich getäuscht?
"Hier!"
Das war deutlicher gewesen. Und die Stimme, die hinter
dem kleinen Teepavillon ertönte, war ihm gut bekannt.
"Großmutter!"
"Mein Junge."
Danimiè zog ihn zu sich heran und legte kurz ihre Wange
gegen seine, wie sie es von klein auf getan hatte, wenn keiner
zusah.
"Geht es dir gut? Er schien mir ungehalten."
"Wie man es nimmt. Er hat mich geschlagen" antwortete
Daan.
"Er hat- was?" fragte Danimiè.
Fast erfreut sah sie aus, wie passte denn das zu seiner
Nachricht?
"Mir ins Gesicht geschlagen. Ich war selbst schuld, ich habe
gesagt, dass ihm sein Sohn egal ist. Und das er ihn nicht schnell
genug für tot erklären kann." Daan senkte den Kopf. Aus dem
Abstand heraus betrachtet, schien ihm seine Bemerkung grausam
und unangebracht.
Danimiè zog ihn im Schatten des Pavillons auf die
umlaufende Bank.
"Ach Daan. Glaubst du das denn wirklich? Er hatte keine
Wahl" seufzte sie.
Daan verschränkte die Hände im Schoss.
"Man hat immer eine Wahl."
"In diesem Fall nicht. Auch dein Großvater muss sich an die
Gesetze halten, das weißt du. Und wenn ein ausgewachsener
Lichtelf den Antrag stellt, jemanden für tot zu erklären, dann
muss dein Großvater dem nachgeben. Nur der Antragsteller kann
die Forderung zurücknehmen."
Daan sprang auf und griff nach ihren Händen.
"Wer? Großmutter, ich muss es wissen, wer hat den Antrag
gestellt?"
Sie wand sich sichtlich, wollte es ihm nicht sagen, das
konnte er deutlich sehen. Aber er musste es wissen.
"Bitte, Großmutter, er ist auch dein Sohn, Himmel noch
einmal!" rief Daan.
"Ich…" Danimiè brach wieder ab. Das Erschrecken auf
ihrem Gesicht brachte ihn wieder zur Vernunft. Er stand hier,
regte sich auf und schrie eine Elfe an - wie wahrscheinlich war es
wohl, dass er so sein Ziel erreichte?
Daan ließ ihre Hände los und setzte sich wieder auf die
Bank. Danimiè atmete spürbar aus neben ihm
"Entschuldige Großmutter- meine menschliche Natur."
Sie neigte den Kopf.
"Angenommen." Danimiè holte ein Tuch aus ihrem Umhang
und knetete es zwischen den Fingern. "Ich kann es dir nicht
sagen, weil du dann sicher großen Ärger verursachen würdest."
Wie Recht sie hatte. Und er hatte auch schon einen
Verdacht, wer den Antrag gestellt haben konnte. Aber er brauchte
mehr Informationen. Daan beschloss, es mit einer List zu
versuchen. Nichts verabscheute Danimiè mehr als Unlogik, wenn
er sie aus der Reserve locken konnte, dann damit. Aufs
Geratewohl nannte er den Namen des Verwalters.
"Simon Fehr, ich bin sicher es war Simon Fehr", stieß er
hervor.
Seine Großmutter biss an. "Mach dich nicht lächerlich,
Junge. Was sollte Simon denn für ein Motiv haben, außerdem
hätte er den Antrag nicht stellen können, er ist weder ein Lichtelf
noch mit deinem Vater verwandt!"
Daan lächelte grimmig, und Danimiè schlug die Hand vor
den Mund.
Es war Bamoth gewesen, er war der einzige Verwandte
Lichtelf, den Daan außer seinen Großeltern und seinem Vater
noch hatte.
"Bamoth", presste er zwischen den Zähnen hervor, "es war
Bamoth."
Daan legte seine Wange kurz an ihre und sprang auf. "Ich
muss los, Großmutter. Danke für alles."
"Sei vorsichtig, Junge, versprich mir das."
Das konnte und wollte er nicht, also drückte er stumm ihre
Hand und machte sich auf in Richtung Arena.
Die Magie des Amuletts
Leo erkannte Ronan sofort. Die aufgestellten Ohren, der
anmutige Gang, die zarte Färbung im Gesicht- vermutlich würde
er ihn unter Millionen von Wölfen wieder erkennen.
Erleichterung überschwemmte ihn und ließ zusammen mit dem
rumorenden Schmerz in seinem Arm seine Augen überfließen.
Glücklicherweise hatten sich alle Wölfe Ronan zugewandt, so
dass Leo sich unbeobachtet die Augen trocken wischen konnte.
Doch als Ronan seine menschliche Gestalt annahm, liefen
ihm neue Tränen über das Gesicht.
Sarba, die hin und her gelaufen war wie ein Raubtier in
Gefangenschaft, blieb stehen und starrte Ronan böse an. Er
straffte seine Schultern, hielt ihrem blick stand.
"Ist das dein Amulett?" fauchte sie.
"Ja."
Ronan zeigte kein Anzeichen von Angst; Leo war stolz auf
ihn. Gemurmel setzte ein.
"Du hast es ihm gegeben?"
"Ja."
"Warst du ihm etwas
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