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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Hüterin in seinem Rucken erklang:
    „Ich komme alleine klar, seht zu dritt nach dem Pendel!“ Ohne eine
weitere Antwort abzuwarten jagte Anouk nach Osten in Richtung der
Burg davon; Julie beobachtete das erste Mal, dass ihrer Lehrherrin die
Haare ungeordnet ins Gesicht fielen. Sie wischte sich den Schweiß von
der Stirn. Was fur ein Hollenritt. Trotz der Eile, die sie bisher an den Tag
gelegt hatten, stand Chris eine Weile einfach nur da und schaute Anouk
nach, als sei er unschlussig ob er ihr folgen solle. Ein unangenehmes
Gefuhl beschlich Julie. Sie schaute sich zu Mathys um, doch das Lacheln,
das er für sie aufsetzte, wirkte gezwungen.
    „Kommt!“ befahl Chris endlich. Mit einem Schnalzen, das in der Stille
der Nacht laut wie ein brechender Ast war, trieb der Ratsherr sein Pferd
nach Westen, rechts vorbei an Tallynor, um am Ufer der Loy entlang zur
Katakomben- Brücke zu gelangen.
    Mathys gehorchte ohne zu zo
gern. Julie hatte Chris gerne nach der
Vision von Nereide gefragt bevor sie weiter ritten, doch sie sah nur noch
die Kruppen der beiden Pferde. Kopfschuttelnd gab auch sie Go wieder
die Hacken.
    Julie war den Weg zu den Katakomben inzwischen schon ha
ufig
geritten, aber noch nie in volliger Dunkelheit. Sie fiel hinter Chris und
Mathys zuruck, weil sie neben Go auf den Boden schaute, um besser
dem Pfad folgen zu konnen. Julie war froh, als sie die ersten Schwaden
vom Ritual am Morgen auf dem Nebelfeld am anderen Ufer bemerkte,
die sich noch immer irisierend uber den Weg legten und ihn so ein
wenig erhellten. Sie schnalzte mit der Zunge und ritt schneller um
aufzuholen, doch der Schein des Nebels war tuckisch, denn er brachte
nicht nur Licht, sondern verdeckte auch.
    Erst das Donnern ho
lzernen Bohlen verriet Julie, das sie auf der Brucke
war. Als auch noch ein uberhangender Zweig in ihr Gesicht peitschte,
zuckte sie zusammen und verriss den Zugel. Go strauchelte und knickte
in den Vorderhufen ein. Julie wurde nach vorn geschleudert, und im
gleichen Moment rettete Go sein Gleichgewicht, in dem er Kopf und
Brust nach hinten warf - und Julie saß auf dem Boden. Sofort drehte der
Hengst und blieb schnaubend vor ihr stehen.
War Go in Ordnung? Seine Beine sahen nicht verletzt aus.
     
"Verdammt." Julie ignorierte die Schmerzen an Oberschenkel und Hufte,
sprang auf, griff nach dem Zugel, zog sich in den Sattel und schnalzte.
"Lauf, Go, wir müssen sie einholen, mach schon!"
    Willig sprang ihr Hengst u
̈ber die niedrigen, hellgrün leuchtenden
Farne, wich den moosigen Felsen zur Linken aus und grub seine Hufe in
den weichen Waldboden, bis die wilde Jagd von Erfolg gekront war und
die Kruppen der beiden Pferde vor ihnen auftauchten. Die helle Gestalt
im Dunst die sich jetzt bückte, musste Mathys sein, denn ein Pferd war
ohne Reiter, und Julie konnte Chris, nur wenige Schritte hinter Mathys,
noch deutlich auf seinem Pferd erkennen.
    Noch wa
hrend Julie zwischen den uralten Baumen hindurch preschte,
die sich mit ihren Asten und Wurzeln in die tiefen Schatten zu krallen
schienen, wurde ihr etwas Furchtbares klar.
Der klebrige Schutz, den Tasso rund um die Katakomben
     
aufrechterhielt, war erloschen, und das konnte nur Eines bedeuten.
"Tasso ist tot", murmelte Julie.
    "Tasso ist tot", bru
llte Mathys, und "Vorsicht, der Morder ist vielleicht
noch in der Nahe." Dann geschah alles gleichzeitig. Julie horte das
gespenstische Keuchen der ansonsten stummen Katakombenhunde, ein
Mensch schrie- kannte sie die Stimme? Nein, dem Himmel sei Dank,
eine hagere Gestalt tauchte plotzlich aus dem Dunst auf, der vor dem
Eingang zu den Katakomben hing.
    Mathys rief:
"Der Vogt, es ist der Vogt" und lief auf die Gestalt zu.
"Nein!"
Hatte Julie das gerufen oder war es Chris gewesen? Zu weit weg, sie
war noch immer zu weit weg. Go flog mit Adlerflugeln uber das Laub,
Chris war vom Pferd gesprungen und sturmte auf die beiden Gestalten
im Dunst zu.
Mathys Stimme, Julie war schon ganz nah dran, ein, zwei Sprunge noch,
sie zog schon die Füße aus den Bugeln.
"Er hat den Südstein, Chris, er..."
Mathys verstummte, die beiden Gestalten verschmolzen, Julies ganze
Welt bog sich unter der Last des Stohnens und Knurrens, das von der
kleinen Lichtung drang. Endlich nah genug, schwang sie sich vom
Pferd, rannte auf die Kampfenden zu, prallte gegen Chris und stolperte.
Sie starrte ihn an.
Er stand am Rand der Lichtung und tat nichts, sah nur zu.
"Was zum Teufel...?!"
    Sie rappelte sich hoch, um zu Mathys zu helfen, nur zwei

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