Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
Wir
bleiben, bis...bis dein Vater wiederkommt, schließlich...“ Der Rest ging
unter, denn Julie horte beinahe direkt hinter sich die leise Stimme von
Mathys. „Da bist du ja, ich habe dich uberall gesucht.“ Siedend heiß fiel
Julie ein, dass Mathys die ganze Zeit mit den Pferden auf sie gewartet
hatte. Sie wandte sich um.
„Hast du mich erschreckt! Ich hatte deinen Reitstiefel verloren.“ Das
war nicht gelogen, doch warum sagte sie ihm nicht die ganze Wahrheit?
Sollten Daan und Ria wirklich hier bleiben, wurde nicht nur eine
eventuelle Verteidigung Tallyns schwieriger werden. Julie gestand es
sich nicht gerne ein, aber sie wollte nicht auf Rias Freundschaft
verzichten, nicht einmal für Daan.
Und dann hatte sie gelauscht; was wu
rde Mathys davon halten?
Vielleicht war es besser, wenn sie sich erst einmal uber ihre eigenen
Gefuhle klar wurde, bevor sie Mathys von all dem was sie gehort hatte
erzahlte. Ohne ein weiteres Wort gab sie Mathys seine Satteltaschen und
die Stiefel und machte sich an seiner Seite auf den Weg zu den Pferden.
Der Sudstein
Das rhythmische Klatschen der Lederpeitsche auf seinem nackten
Rücken hatte den gewunschten Effekt: Erregung. Das Bild der Frau, die
er einst geschwangert hatte, vor sich, seine Knie breit aufgestellt auf
dem unversohnlich kalten Steinboden, ließ der Vogt wieder und wieder
die Peitsche uber seine Schultern tanzen.
"Wenn wir angekommen sind"- er sagte ihnen nicht wo, wozu auch?"werdet ihr genau da stehen bleiben, wo wir erscheinen, verstanden?"
Alle vier nickten. Es war ihnen anzusehen, dass sie sich fu
rchteten, aber
sie hatten keine Wahl. Das Kreuz - sein Kreuz - freiwillig umgelegt,
bannte sie und unterwarf sie seinem Willen bedingungslos.
"Wen sollen wir bekampfen?" fragte Fahdi begierig.
Der Vogt zuckte mit den Schultern, mitten in einen Schlag hinein, und
erschauerte. Kostlich.
"Werdet ihr dann schon sehen."
Ein Schlag über die linke Schulter, ein Schlag uber die Rechte.
Verni, das rothaarige Frettchen, sto
hnte getroffen - nicht zum ersten
Mal, seit die vier Gefolgsleute neben ihrem Meister knieten und mit
einer Hand den nackten Oberkorper des Vogts beruhrten, nur knapp
oberhalb des Dolches und der Pistole in seinem Hosenbund.
Was fu
r ein Weichei. Die anderen hatten sich ein wenig besser im Griff.
Jorn, der Stiernacken, keuchte nur verhalten, Belem, mausgrau und zu
nichts nutze, biss uberraschenderweise die Zahne zusammen und gab
keinen Ton von sich. Hatte er ihn unterschatzt? Einerlei. Die vier hatte er
ausgesucht, weil sie ihm schon langer auf die Nerven gingen; es wurde
Zeit, sie zu ersetzen. Besondern Fahdi, der standig schwarz trug um ihm
nachzueifern, nervte ihn. In der letzten Zeit hatte der Idiot sogar
versucht zu sprechen wie er. War das zu fassen?
Der Vogt schwang die Peitsche erneut und traf absichtlich Fahdi, was
ihn noch mehr in Erregung versetzte.
Er konnte es spu
̈ren, der Moment war nah, er musste sich nur auf das
Foto und den Eingang zu den Katakomben konzentrieren. Sie war in
Tallyn. In wenigen Augenblicken wurde er stark genug empfinden, um
sich durch alle Sperren hindurch zu ihr tragen zu lassen- zusammen mit
jedem, der ihn beruhrte.
Waldboden unter seinen Knien. Er hatte es geschafft.
Der Vogt sprang auf und fiel Tasso von hinten an, bevor der sich ganz
herumgedreht hatte. Die Linke auf das Ohr des Wachters, die Rechte
unters Kinn, der vertraute Ruck. Tassos Genick war gebrochen, bevor er
die Arme auch nur hochgenommen hatte. Zwei Schritte, nein drei hinter
die anderen. Die Hunde kamen, wie geplant. Er wartete kurz, bis die
beiden Rottweiler sich in die ersten beiden Kreuztrager, Verni und
Belem, verbissen hatten, wies die anderen noch einmal an:
"Keinen Schritt, egal was geschieht!" und bedauerte keine Zeit zu haben,
um sich das Spektakel noch eine Weile anzusehen. Mit drei Sprüngen
war er am Eingang zu den Katakomben.
Er war diesen Weg schon oft gegangen, aber noch nie ganz alleine.
Immer hatte er den vertrockneten Mhyrrdin im Nacken gehabt. Aber
heute war alles anders. Sie waren in Aßlar. Alle. Die Tür. Die
Waffenhalle. Das Pendel, der Sockel.
Der Sudstein.
Er nahm den stabilen Dolch aus der Tasche, mit dem er das Ding aus
seiner Fassung brechen würde. Jetzt konnte ihn keiner mehr aufhalten.
Der Vogt sog die klare Luft vor den Katakomben tief ein. Wie lange
wurden sie wohl brauchen fur den Ritt? Wussten sie uberhaupt schon,
dass Tallyn schutzlos war? Ein wenig Zerstreuung konnte er sich schon
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