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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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strich
Anouk sanft über den Rücken und die Arme.
    Julie seufzte. Sie wünschte sich so sehr, dass Mathys hier wäre um
sie auch in den Arm zu nehmen. Anouk löste sich von Chris und
Julie duckte sich in den Schatten der Tür zurück.
Die Hüterin hatte aufgehört zu schluchzen; als sie weiter sprach,
klang sie eher wütend:
     
"Weißt du was? Manchmal hasse ich Julie dafür, dass sie so
egoistisch ist."
     
Feste Schritte entfernten sich auf dem Steinboden der Halle.
Und nun war es Julie, der die Tränen über die Wangen liefen.
     
Sie wusste nicht, wie lange sie dagestanden hatte, eng an die
kühle Mauer gepresst, von stillen Schluchzern geschüttelt.
    Anouk hasste sie? Was war mit all den Tagen, an denen sie
zusammen geübt hatten? Was mit den stillen Stunden auf der
Bank in ihrem Zimmer?
    Oh, sie hatte ihr wahres Gesicht gezeigt. Sie duldete Julie nur,
weil diese den Wettbewerb gewonnen und den Vogt besiegt
hatte. Wahrscheinlich wäre ihr Swantje sogar lieber gewesen als
Hüterin; dauernd lobte sie deren magische Fähigkeiten über den
grünen Klee. Julie zitterte. Wann war es so kalt geworden?
    Sie wollte nach draußen, in die Sonne, doch ihre Knie versagten
ihr den Dienst. Schwer atmend stützte sie sich noch einen
Augenblick gegen das Mauerwerk und sammelte sich. Schließlich
hatte sie ihre Knie wieder so weit unter Kontrolle, dass sie in die
Halle stelzen konnte. Als ihr Fuß gerade das Mosaik am Boden in
der Mitte des Raumes berührte, flog die Nebentür zur Halle mit
einem Knall auf. Von blendendem Sonnenlicht umflossen,
stürmte ein verschwitzter Reiter in die stille Halle.
    "Du!" rief er.
"Ja?"
"Bring mich zu einer der beiden Hüterinnen, ich habe eine
dringende Nachricht."
    Julie wischte sich verstohlen eine letzte Träne aus dem
Augenwinkel und räusperte sich, damit ihre Stimme nicht so
verheult klang. Einerlei ob Anouk sie hasste, bald würde Mathys
wieder da sein, die gleiche Luft atmen, den gleichen Mond
betrachten. Diesen Trost konnte ihr niemand nehmen.
"Ich bin eine der beiden Hüterinnen", sagte sie mit fester Stimme.
"Oh, gut. Entschuldigt mein forsches Eindringen, aber mir wurde
aufgetragen, mich zu sputen."
     
Julie hing an seinen Lippen- er sollte endlich die erlösenden
Worte sagen.
    "Hier die Nachricht: Keine der Sicca ist schwanger."
Julie schwankte, und der Bote sprang hinzu und stützte sie.
"Alles in Ordnung?"
Julie befreite sich aus seinem Griff, schlug seine Arme beiseite.
"Nichts ist in Ordnung, du musst dich irren, Bote!" rief sie.
Der Bote starrte sie böse an.
"Ich irre mich nicht, das ist genau das, was Mhyrrdin…"
"Es ist gut. Richte Mhyrrdin aus, wir haben seine Nachricht
erhalten."
    Anouk war wieder in der Halle, ohne Chris.
"Seid ihr…?"
"Ja, ich bin die Hüterin."
    "Die da hat sich als Hüterin ausgegeben und mich dann auch
noch beschimpft", zeterte der Bote. "So geht man doch nicht mit
Kurieren um, wo kämen wir denn…"
    "Sie ist meine Stellvertreterin. Geht in die Küche und lasst euch
von Aewore ein kleines Fässchen Wein aus der dritten Ebene
geben, für eure Mühen."
    Der Bote öffnete den Mund, besann sich kurz und sagte dann:
"Das ist überaus großzügig." Nach einer knappen Verbeugung
verließ er die Halle, dachte sogar daran, die Seitentür wieder
hinter sich zuzuziehen.
"Du kommst mit mir."
     
Anouks Ton beseitigte jeden Zweifel. Julie schluckt. Die Hüterin
hasste sie tatsächlich. Und Mathys…
    Es war gut, dass Anouk einen roten Rock trug. So konnte Julie
dem verschwommenen roten Fleck auch noch folgen, als die
endlos strömenden Tränen ihr die klare Sicht nahmen.
Im Wächterswinkel
     
"Setz dich."
     
Nun war es also soweit. Gleich würde Anouk ihr mitteilen,
dass sie durch Swantje ersetzt wurde.
    Die Hüterin hatte nicht auf eine bestimmte Sitzgelegenheit
gezeigt, und sie selbst blieb am Fenster stehen, also wählte Julie
von sich aus den unbequemen Stuhl vor dem Schreibtisch. Es
dauerte eine ganze Weile bis Anouk sprach, aber Julie dachte
nicht daran es ihr leichter zu machen und das Schweigen zu
brechen.
    "Du wirst morgen abreisen."
"Bitte. Wenn das dein Wunsch ist."
Julie verschränkte die Arme, drängte die neu aufsteigenden
Tränen zurück. Sie würde hier bestimmt nicht heulen.
"Pack´ deine Sachen noch heute Abend, es geht morgen sehr
früh los."
    Julie antwortete nicht, nickte nur. Was sollte sie bloß ihrem
Vater sagen? Er war so stolz auf sie gewesen- zumindest,
nachdem er sich an all das hier gewöhnt hatte.
    Vielleicht sollte

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