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Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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sie zumindest einen Versuch machen?
"Warum kann ich nicht hierbleiben?"
    "Himmel, Julie, ist das nicht offensichtlich? Ich kann einfach
nicht mehr. Was soll ich denn noch tun? Oder andersherumtraust du dir in deinem Zustand zu, die Katakomben zu
bewachen, während ich in den Wächterswinkel reise und die
neuen Wächter aussuche? Ganz ehrlich, bei der Auswahl war
auch etwas Glück dabei. Vertrau nicht darauf, dass du den Vogt
jedes Mal besiegst. Mathys hat seinen Übermut teuer bezahlt."
    "Lass Mathys da raus", zischte Julie. Er hat nichts falsch
gemacht. Er war bereit, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um euch
zu beschützen. Und was habt ihr getan? Ihn fallen gelassen wie
eine heiße Kartoffel, als es eng wurde."
Anouk öffnete den Mund um zu widersprechen, doch Julie
war noch nicht fertig.
    "Ich weiß, ich weiß, Nereides Prophezeiung. Aber vielleicht
siehst du es mal aus meiner Sicht. Wenn euch das Leben eines
Einzelnen so wenig gilt- wie soll ich dann wissen, dass ihr die
Guten seid?"
    Sie schluchzte, und das letzte Wort schrie sie: "Wie?!"
"Kind, lass dir doch erklären…"
Anouk war hinter Julie getreten und hatte ihr die Hand auf
den Kopf gelegt.
     
Julie schüttelte sie ab. "Fass mich nicht an, ich bin die
Heuchelei leid. Ich weiß, dass du mich hasst."
     
"Was- wie kommst du denn darauf?"
    Weil ich dich belauscht habe, dachte sie. Laut sagte Julie:
„Warum sonst würdest du mich nach Hause schicken und durch
Swantje ersetzen?"
    "Wie kommst du denn auf die Idee? Keiner will dich
ersetzen, und wir wollen dich schon gar nicht nach Hause
schicken."
"Du hast gerade noch gesagt ich soll morgen früh abreisenhörst du dir eigentlich selbst nicht zu?"
     
Zu Julies Überraschung lachte Anouk erleichtert.
    "Du sollst in den Wächterswinkel reisen, Dummchen. Ich
schiebe hier jeden Tag Dienst bis zum Umfallen, also kann ich
hier nicht weg. Es muss aber dringend ein neues Wächterpaar
ausgesucht werden, damit Tallyn - nein", verbesserte sie sich,
"...damit die ganze zweite Ebene wieder geschützt ist. Das kann
nur die Hüterin tun. Oder ihre Stellvertreterin. Chris hat gesagt
du bist noch zu sehr in Trauer, und ja, ich weiß, dass die Sicca
noch nicht schwanger ist. Aber es gibt ja noch den nächsten
Vollmond, und die Reise würde dich sicher ablenken. Außerdem
ist es inzwischen genauso gut deine Aufgabe wie meine."
    Sie stellte sich neben den Schreibtisch und zerrte Julies Stuhl
an der Sitzfläche zu sich herum, dass es nur so knarrte. Julie
starrte zu Boden.
"Julie, sieh mich an."
    Den Teufel würde sie tun. Anouk hasste sie, auch wenn sie
hier noch gebraucht wurde. Andererseits war es eine verlockende
Aussicht, nicht noch einen Monat wartend mit Swantje im
Studierzimmer verbringen zu müssen, sondern etwas Ablenkung
zu haben. Fanea hatte Recht, das lange Warten war das
Schlimmste der ganzen Sache. Sie hatte ihren Entschluss gefasst.
"Ich mach´s. Dann bist du mich auch los. Was muss ich
tun?"
     
Anouk sah sie seltsam an, schüttelte dann den Kopf.
"Manchmal werde ich echt nicht schlau aus dir, Mädchen.
    Ich weiß nicht, was gerade dein Problem ist, aber wenn du die
Mission übernimmst, reiß dich zusammen. Die Auswahl der
Wächter ist ausgesprochen wichtig für alle hier, ja selbst für
deinen Vater. Was meinst du denn, was in der ersten Ebene los
ist, wenn der Vogt das Pendel in seine Gewalt bekommt? Die
Inquisition im Mittelalter war nur ein Probelauf, damals konnten
wir ihn stoppen. Wenn Tallyn ohne Schutz ist, gibt es niemanden
mehr, der sich zwischen die Menschen da draußen und das Böse
stellt."
    Ihr Vater war da draußen auf ihren Schutz angewiesen. Und
sie dachte nur an ihren Kummer. Trotz ihrer Wut war Julie
betroffen. Anouk hatte Recht, sie verhielt sich egoistisch.
"Ich schaffe das schon", sagte sie kleinlaut.
     
*
     
"Myra!" rief Julie und sprang vom Rücken ihres Hengstes.
    Go wieherte, als wolle er Julies Großmutter ebenfalls
begrüßen und senkte dann den Kopf, um dem spärlichen
Grasbewuchs auf den lichten Flecken des Waldbodens vollends
den Garaus zu machen.
"Wie geht es dir, mein Kind?"
    Seit ihrer ersten Begegnung hatte sich die alte Dryade sehr
verändert. War sie früher völlig zerlumpt und verlottert durchs
Gebüsch um ihren Baum gestreift, gebrochen vom Verlust ihrer
Tochter, hatte die Tatsache, dass ihre Enkelin aufgetaucht war, sie
ins Leben zurückgeholt. Nackt wie Gott sie schuf, wenn man von
den Ranken, die auf ihre Arme und Beine tätowiert waren und
der

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