Dryadenliebe (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)
von Nereide
einen neuen Namen und seid vollwertige Aquilani - oder, wenn
ihr keine Elfen seid", er schaute Julie an, "so etwas Ähnliches. Und
reibt euch noch einmal mit der Paste ein, dann kühlt ihr nicht so
aus." Er zwinkerte. "Diejenige, die es heute schon schafft, wird nie
wieder frieren."
Tibbith winkte kurz und stieg ins Wasser. Es war weit von
dieser Seite des Sees aus zu dem Eingang auf der
gegenüberliegenden Seite, deshalb waren sie auf dem Hinweg am
Ufer entlang gegangen; doch auf dem Rückweg musste Tibbith
auf niemanden Rücksicht nehmen und wählte den Weg, der ihm
am ehesten entsprach. Und der bald auch Julies Weg sein würde.
Julie und ihre zwei Leidensgenossinnen waren allein mit
den Seerosen, die wie umgedrehte Deckel von
Marmeladengläsern aussahen, nur tausendmal größer. Was die
wohl für einen Durchmesser hatten? Drei Meter bestimmt. Julie
setzte sich auf den Boden. Das Gras war sogar noch warm, es war
noch nicht lange dunkel, aber sie stand trotzdem wieder auf, griff
sich die silbern schimmernde Paste und rieb sich ein zweites Mal
ein.
Auch die blonde Elfe neben ihr rieb sich ein; die
schwarzhaarige Elfe mit den hohen Wangenknochen saß am Ufer
und starrte auf den See.
Wie heißt du, fragte Julie das Mädchen neben sich.
"Miriella. Und du? "
"Julie."
Eine Zeitlang sagten beide kein Wort, dann fasste sich
Miriella ein Herz und sprach die dritte Frau an.
"Und wie heißt du?"
Anstelle einer Antwort bekam sie nur einen Blick aus den
schwarzen Augen, der sie zusammenfahren ließ.
Dann ging alles ganz schnell. Die traurige Unbekannte
sprang auf, trat behutsam auf eines der Seerosenblätter, setzte
sich und seufzte tief. Erst in diesem Augenblick sah Julie, dass das
Blatt leuchtete und die Blüte geöffnet war.
"Das war es wohl für heute", sagte Miriella.
Täuschte Julie sich oder schwang neben der Enttäuschung
auch Erleichterung in ihrer Stimme mit?
Gemeinsam holten sie ihre Helme und warteten am Ufer auf
Tibbith, der sie wieder in ihre Zimmer geleiten würde.
Als sie allein waren, schlang Fanea ihre Arme um Julie und
lehnte sich an sie.
"Missversteh mich nicht", sagte sie. "Ich finde es toll, dich
für immer hier zu haben. Ich bin mir nur nicht sicher, ob es mir
gefällt, wenn du alles vergisst. Ich habe das schon so viele tun
sehen, Elfen, Menschen, sogar einen Gager, aber hinterher waren
sie alle nicht mehr die Gleichen. Unsere Erinnerungen machen
auch einen Teil unserer Persönlichkeit aus."
Julie lachte bitter. "Nicht sicher, ob es dir gefällt? Was
meinst du denn, wie es dir gefällt, wenn ich hinterher so ein
Eisklotz bin wie deine Mutter? Glaubst du wirklich, wir sind
dann noch Freundinnen?"
Fanea löste sich von ihr und rutschte weg, so weit es der
Ohrensessel in der Bibliothek zuließ.
"Du hast Recht. Besser, ich gewöhne mich schon einmal
daran, dass ich dich verloren habe." Sie griff nach der Klingel, um
sich abholen zu lassen. Die nächsten Minuten wurden für beide
zu einer Qual, denn weder Julie noch Fanea wussten, was sie
sagen sollten. Es dauerte ewig, biss sich die Schleuse öffnete und
Faneas Trägerin eintrat.
"Noch einmal Danke für alles", sagte Fanea. "Gute Nacht."
"Ich habe zu danken. Ohne dich hätte Nereide wohl nicht
eingewilligt, mir so schnell einen Platz auf einer der Seerosen zu
geben."
"Bedank´ dich nicht dafür", flüsterte Fanea. "Ich finde es
immer noch furchtbar."
Ohne sich noch einmal umzuwenden, betraten die beiden
die Schleuse.
Julie war allein.
Nackte Panik
Er konnte nicht fassen, dass er das tat.
Blau, Blau würde verrückt werden vor Angst, wenn sie
einem Wolf zu nahe kamen. Und sein Pferd hatte jeden Grund
dazu. Wölfe waren böse, gefährlich und blutrünstig. Sie fraßen
Pferde - er schauderte - und bestimmt auch Gager. Bis zur Brücke
war es ihm noch gelungen, sich einzureden, dass er ein
Abenteurer war, aber spätestens hier, am Ende des Jagdwaldes
und in den Ausläufern des Wolfsschrundes, hatte er einfach nur
noch Angst. Vielleicht sollte er doch den Weg außen herum
nehmen? Blau war schnell, er konnte es bestimmt schaffen.
Anouk würde keinen Unterschied merken. Außer, Julie wurde
nicht rechtzeitig aufgehalten. Warum hatte er nur zugesagt?
Ein Zittern lief durch Leos Fell, dann stellten sich seine
Schwanzhaare auf. Gefahr, er konnte es wittern. Auch Blau spürte
die Bedrohung, tänzelte und schnaubte. Leo griff die Zügel fester,
denn obwohl Blau sonst auf den leisesten Druck
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