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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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keine Risse im Boden, im Moment waren sie sicher. Sollte er Blau einfach auf die Weide führen? Aber was war mit den anderen Pferden? Sie mussten alle aus dem Stall. Leo erinnerte sich noch gut an den Unterricht bei seinem Vater. Pferde ahnten solche Beben voraus, wenn sie die Möglichkeit hatten, hielten sie sich von Stellen, an denen die Verwerfungen auftreten würden, fern. Dort, wo die Pferde hingingen, würde es auch für Gager sicher sein.
    Er musste den Stallaufseher suchen. Leo redete beru higend auf Blau ein. „Nur eine kleine Weile, ich bin sofort zurück.“
    Leo hetzte über den Gang in Richtung Tor, sicher war der Stallaufseher vorne und maß das Futter ab, die Aufseher wurden erst beim Morgenfüttern abgelöst. Das war gut, denn der Hilfsstallbursche, der sich tagsüber um die Pferde kümmerte, durfte nicht den Befehl geben die Tiere auf die Weiden zu führen. Das durften nur die Aufseher und der Häuptling.
    Leo suchte den ganzen Stall ab, doch er konnte Fellen nirgends finden. Wie konnte das sein? Es war dessen verdammte Pflicht , um diese Zeit im Stall zu sein.
    Leo schaute aus dem Stalltor; auch im Hof war niemand zu sehen, aber in den anderen Ställen war ziemliche Unruhe, offensichtlich bereiteten die anderen Stallaufseher schon den Weidegang vor.
    Was sollte er denn jetzt nur tun? Was tat Ronan in kritischen Momenten? Meist sagte er: Nur die Ruhe, das kriegen wir schon hin. Leo blieb einen Augenblick stehen, atmete tief durch. Dann wusste er, was zu tun war.

    Das Donnern der Hufe auf dem Gang zeigte mehr als deutlich, wie froh die Pferde waren, aus ihren Boxen zu kommen. Dennoch ließ Leo das Stalltor noch einen Augenblick geschlossen; sie mussten sich erst wieder beruhigen, sonst würde er sie nicht auf den Platz führen können, von dem aus ein Gatter zu den großen Sommerweiden führte. Nur dort würden die Tiere genug Auslauf haben, um sich großräumig von gefährlichen Stellen fernzuhalten. Nicht auszudenken, was geschah, wenn eines der Pferde in einen Riss stürzte.
    Leo wurde schlecht bei dem Gedanken da ran, aber er riss sich zusammen, das war jetzt nicht der richtige Moment um Nerven zu zeigen. Er führte Blau durch die aufgeregte Herde. Gut, dass die Gänge hier so breit waren. In dem menschengemachten Stall in Tallyn war der enge Gang vermutlich eine Todesfalle bei Feuer oder Beben, das musste er unbedingt mit Hafer besprechen, wenn sie wieder in Tallyn waren.
    Endlich hatte Leo das Tor errei cht, doch wie sollte er es öffnen? Vom Pferd aus kam er kaum an den kleinen Bolzen im Riegel, aber wenn er den Bolzen schon entfernte, konnten die steigenden Pferde neben und hinter ihm vielleicht den Riegel hochschieben und alle würden unkontrolliert ins Freie stürmen.
    Nein, er mus ste auf dem Pferd sitzen und sie auf Blau anführen, nur dann würden sie folgen, so waren sie abgerichtet für den Notfall. Hilflos verharrte Leo, suchte in seiner Erinnerung nach einer Lösung, irgendetwas, was sein Vater ihm zu so einer Situation geraten hatte, aber er fand nichts. Die Pferde wurden immer unruhiger, ein weiteres kleines Rumpeln zog unter seinen Füßen hindurch. Leo war dem Weinen nah, umklammerte das Führseil, mit dem er Blau lenkte – fürs Auftrensen war keine Zeit mehr geblieben. Der rauhe Hanf in seiner Hand brachte ihn auf eine Idee.
    Blau konnte er mit etwas Geschick auch ohne den Führstrick lenken, wenn er sich Mühe gab. Leo hob das Seil über Blaus Ohren und zog es von dessen Kopf, löste den Knoten und schlang ein Ende um den Bolzen, wo er es so fest zurrte, wie er nur konnte. Dann stieg er auf Blaus Rücken, zog an dem Seil und der Bolzen flog aus dem Balken. Einen Lidschlag später schob der Rappe neben ihm den Riegel mit dem Kopf hoch und die wilde Jagd begann.

    Der Schweiß lief ihm in Strömen durch das Fell, doch das Gatter der Sommerweide war geschlossen und die Pferde liefen alle in eine Richtung: weg von den Ställen. Leo schwante Übles. Er drehte sich um und besah sich die Ställe genauer. Waren diese Sprünge schon immer in den Ziegeln gewesen? Zumindest wuchs kein Moos darin, sie sahen eher frisch aus.
    Gut, dass sie die Gefahr noch rechtzeitig erkannt hatten, das hätte böse ins Auge gehen können.
    Stille lastete auf dem Hof. Leo sah sich um; eine Gänsehaut kroch ihm langsam vom Nacken her bis zu den Lenden hinunter, und Panik schlich sich in sein Herz. Für einen Augenblick konnte er sich keinen Reim auf seine Angst machen, aber dann traf es ihn wie ein

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