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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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behutsam über die Schulter. Das nächste Beben konnte jeden Moment kommen. Er umklammerte die vier kleinen Hufe in der Mitte vor seinem Kinn mit einer Hand, nahm das andere Fohlen am Führstrick und zog es auf den Gang. Das Fohlen war viel zu langsam, er konnte es aber auch nicht zusätzlich tragen. Er musste sich entscheiden.
    „Mach mal Platz.“
    Fork drängte sich an ihm vorbei, warf sich das Fohlen über die Schulter und rief: “Los, raus hier!“

    Sie hatten das Gatter zur Sommerweide noch nicht ganz erreicht, als das nächste Beben kam. Leo stürzte vornüber, wollte das Fohlen aber auch nicht loslassen, also fiel er auf ein Knie, stemmte sich fest gegen den schwankenden Boden. Acht, das war Nummer acht. In Tallyn war es nach acht Mal vorbei gewesen. Der Boden hörte auf zu schwanken, doch in diesem Moment hörte er ein entsetzliches Getöse hinter sich.
    E r sah sich um ohne das Fohlen abzusetzen, bereit zu rennen, falls nötig.
    Ein meterbreiter Riss spaltete den Hof, und zwei der drei Ställe zur Rechten waren zum großen Teil verschwunden. Was noch von den Ställen stand, sah aus wie von einem unbegabten Kind gemalt: völlig windschief. Eigentlich ein Wunder, dass die Reste noch standen.
    Kaum hatte Leo das gedacht, stürzten die kaputten Ställe mit erneutem Getöse in sich zusammen, erst der eine, dann der andere. Dann war es still.

19. Hindernisse

    Die Sonne brannte Julie auf die nackten Schultern, das Hemd war schon vor einer ganzen Weile an den Rand geflogen. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn, froh, dass der letzte Stein auf dem Wagen war. Zumindest musste sie nicht beim Abladen helfen, acht Männer, darunter Urs, der Schmied, würden schon am Portal im Sommerwald warten, um die Steine entgegenzunehmen und zum richtigen Zeitpunkt hindurch zu schicken. Vierzig Steine lösen und aufladen hatte nicht so viel geklungen, aber die riesigen Quader, aus denen die Burg nun mal bestand, waren verdammt schwer. Und sie selbst hatte darauf bestanden, nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ, Magie einzusetzen, solange bis die Portale gesichert waren. Sie befanden sich immer noch im Krieg, das durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
    Julie griff nach dem Krug und nahm einen großen Schluck Wasser. Bis zum Ritual im Nebelfeld morgen früh war ausnahmsweise einmal nichts geplant und es war ein wirklich heißer Tag – vermutlich einer der Letzten, bevor der W inter kam.
    Zwei Arme schlangen sich von hinten um ihre Taille und eine wohlbekannte Stimme raunte ihr ins Ohr:
    „Lust, zu baden?“
    Julie lehnte sich an Mathys an, obwohl das durchgeschwitzte Top sich kalt an ihren Rücken legte.
    „Ja.“
    Die Umarmung löste sich.
    „Wer zuerst am Badehaus ist!“ rief Mathys.
    Julie schmunzelte. Sie hatte Mathys noch nicht erzählt, wie schnell eine der ehemaligen Hüterinnen hatte laufen können, und so wie es aussah, musste sie das auch nicht mehr, weil er es gleich selbst sehen würde. Binnen eines Augenblickes war sie ihrem Freund auf den Fersen.

    So früh am Morgen schien die Welt in sich zu ruhen. Ein kleiner Vogel hopste auf dem Zaun vor ihnen keck umher und suchte nach kleinen Insekten in dem rauen Holz des Gatters. Erst, als Tibor nach dem Riegel griff, um das Gatter für die Reiterschar zu öffnen, flog der kleine Kerl davon in den Morgennebel, der dieses Mal tatsächlich schon vor dem Ritual recht dicht vorhanden war.
    Sie ließen die Apfelfelder und die Weiden hinter sich und kame n zu den Kirschbäumen. Die Bäume in diesem Feld waren abgeerntet aber es lag kein Schnee, hier war also offensichtlich Herbst. Die tiefroten Kirschen aus diesen Feldern waren köstlich, schon der Gedanke daran ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Vielleicht kamen sie noch an ein Feld, in dem Spätsommer war?
    Julie hatte Glück: nur wenige Gatter weiter begann eine Obstwiese, in der Erntezeit für Kirschen und Heidelbeeren war. Heidelbeeren aß Julie fast noch lieber als Kirschen, aber vom Pferd aus kam si e an die niedrigen Heidelbeerbüsche nicht heran. Doch Julie war weit davon entfernt, sich zu grämen. Sie pflückte zwei Hände voll Kirschen und ritt, die Zügel lose lassend, vergnügt Kerne spuckend über die Wiesen. Es war ein großartiges Gefühl, am Ende dieses Tages würde Tallyn gerettet sein. Die neu befestigten Portale würden es den Elfen unmöglich machen, die Steine auszugraben, sie mussten nur regelmäßig die Fixierung erneuern. Ihre Welt würde also nicht auseinandergerissen

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