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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Zweifel: Das Fehlen der Linien bedeutete Mittagszeit in der Eisebene.
    Das Brennen, das fehlende Zeitgefühl, Mathys Leichenblässe – und sie selbst sah vermutlich auch nicht besser aus – Julie bekam den Eindruck, dass sie die Eismücken furchtbar unterschätzt hatte. Hoffentlich war das kein tödlicher Fehler gewesen.

    Ihr Nacken schmerzte. Die Symptome wurden immer schlimmer. Sie versuchte tapfer zu sein, doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus.
    Sie nahm ihr Messer vom Gürtel und reichte es Mathys.
    „Schneid die Stiche auf.“
    „Das ist doch nicht dein Ernst!“ antwortete Mathys.
    „Me in voller Ernst, ich halte die Schmerzen nicht aus. Schneid die Stiche kreuzförmig ein und drücke sie aus.“
    „Das wird sich infizieren“, wandte Mathys ein.
    „Gib mir das Messer, sie hat Recht“, sagte Daan.
    „Nein , schon gut, ich tu´s.“
    Mathys stellte sich hinter Julie und sie meinte zu hören, wie er die Zähne zusammenbiss. Julie wappnete sich gegen den Schmerz, doch er kam nicht.
    „Ich kann das nicht, nicht bei dir“, flüsterte er.
    Daan nahm ihm das Messer ab und schob ihn beiseite. Der Schmerz dauerte nur kurz, und er war nichts gegen die Erleichterung die Julie empfand, als Daan begann die Stiche in alle Richtungen auszudrücken. Gut so, das Zeug musste raus aus ihrem Körper.
    Etwa e ine halbe Stunde, nachdem sie alle die schmerzhafte Prozedur über sich hatten ergehen lassen, hatte Mathys schon wieder etwas Farbe im Gesicht. Es war die Richtige Entscheidung gewesen.

    Obgleich ihr Kopf und Beine noch schwer waren, sprang Julie inzwischen wieder kraftvoll vom Pferd. In der letzten Stunde war sie sicherlich vier Mal abgestiegen und hatte die Richtung korrigiert, denn je näher sie dem Zentrum kamen, desto leichter kamen sie vom richtigen Weg ab. Die Linien, welche die Kristalle bildeten, rückten immer enger zusammen und schon wenige Meter in die falsche Richtung brachten sie völlig vom Weg ab.
    Aber nun mussten sie es geschafft haben, denn vor Julie tauchte ein einzelner länglicher Fleck im blendenden Weiß der Eisebene auf. Es gab keinen Zweifel: Das war der Stab der Mitte .
    Auch Daan und Mathys waren abgestiegen, zogen ihre Pferde am Zügel hinter sich her und gingen die letzten Meter zu Fuß.
    Von Weitem hatte der Stab, der aufrecht wie ein Eichenspross dort im Zentrum der Eisebene steckte, nichts Besonderes an sich, aber je dichter sie herankamen, desto mehr zog sie das seltsame Material in seinen Bann, aus dem der Stab bestand.
    Tiefschwarz und doch bläulich, matt und doch glitzernd, es war, als saugte der Stahl, aus dem der Stab bestand , ihre Blicke an. Julie versuchte, ihren Blick von dem Stab zu lösen, aber es gelang ihr nicht. Sie wollte einfach nur dastehen und ihn ansehen, so schön war er. Sie wusste, sie sollte den Blick senken, sie musste den Schnee um den Stab herum fortscharren, um an die Blumen zu kommen, aber sie konnte den Blick einfach nicht lösen.
    Was war das wieder für ein faul er Zauber? Julies Gehör funktionierte tadellos, wie immer. Und in ihrem Gehirn war auch alles in Ordnung, anders als im schwarzen Arm des Wächtersbaches damals, aber was sie auch versuchte, es gelang ihr nicht, den Blick von dem Stab zu lösen.
    „Mathys? Daan?“
    „Ich bin hier“, antwortete Daan.
    “Ich auch“, sagte Mathys.
    „Aber ich schaffe es nicht, meine Augen von diesem verdammten Stab loszukriegen“, fuhr Mathys fort.
    Daan ächzte. „Ihr auc h? Ich dachte, das wäre so ein Elfending. Ich hänge fest.“
    „Kein Elfe nding, ich kann auch nicht weg“, sagte Julie. “Wir müssen etwas unternehmen.“
    „Aber was?“ fragte Daan.
    Julie versuchte, auf die Knie zu gehen, um zumindest den Schnee fortzuscharren – vielleicht konnte sie eine der Blumen greifen? Ihr Instinkt und das Wissen der Alten sagten ihr, dass der Stab dies tat, um die Blume vor Entdeckung zu schützen, also müsste der Zauber enden, wenn die Blume frei lag, oder nicht?
    So sehr sie es auch versuchte, es war Julie nicht möglich, auch nur die Knie zu beugen. Und mit dem Fuß zu scharren war ebenfalls unmöglich.
    Julie kam eine Idee. Ihr war es unmöglich, aber wenn die Mücken in dieser Eiswüste nur auf Zweibeiner aus waren, vielleicht waren dann auch die Zauber auf Zweibeiner ausgelegt?
    „Go, zu mir, komm...“ Julie schnalzte mit der Zunge.
    Sie hätte fast geweint vor Erleichterung, als sie Gos Prusten warm und tröstlich am Handgelenk spürte. Er konnte sich bewegen. „Such.“ Sie

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