Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
brauchen“, sagte der Merlin mit besorgter Miene.
Der Nebel war dicht und weiß. Mhyrrdin, der Merlin, trat an Anouks Pferd heran und löste den mitgebrachten Stab vom Sattelpacken. Das Wissen der Hüterinnen vor ihr drängte sich Julie dieses Mal nahezu auf, obgleich sie nicht in ihrem Kopf danach geforscht hatte, wusste sie sofort was der Merlin vorhatte – und warum.
Er würde den Stab, der aus einem ähnlichen Material zu bestehen schien wie der Stab in der Eisebene, nur dass er eher grünlich schimmerte als blau, in die Mitte des Nebelfeldes stecken.
Der Spiralritt würde dann das Portal aktivieren und die Steine, die auf das Geheiß des Merlins extra nicht ordentlich aufgeschichtet waren, sondern in kleinen wirren Haufen zu je acht Steinen im Kreis lagen, zu den einzelnen Portalen bringen und sie dort hinterlegen, damit die Portale wieder fest verankert waren.
Sobald der Stab steckte, erkannte Julie ein leichtes Flirren, wie es auch am Dryadenportal aufgetreten war. Sie setzte sich noch einmal im Sattel zurecht. Mathys lächelte sie an, nickte ihr zu.
Der Merlin trat zu Tari, lächelte und le gte ihr die Hand auf die Schulter.
„Tari, sei so gut und geh zu m Stab. Halte ihn, nur ganz leicht. Wir wollen doch nicht, dass der Ritt schiefgeht, weil das dumme Ding im falschen Moment einfach umkippt.“
„Ist gut.“
Der Merlin, schon auf halbem Weg zurück zu seinem Pferd, wandte sich noch einmal um.
„Wenn irgendetwas geschieht, zum Beispiel Reiter durch das Portal kommen, lässt du den Stab los und läufst über die Brücke. Verstanden?“
„Verstanden“, sagte Tari.
„Gut.“ Auch der Merlin setzte sich noch einmal zurecht, zog seine Kordel gerade und klopfte dem geliehenen Pferd auf den Hals. „Dann los.“
Schon bei den ersten Schritten, als gerade erst alle Ratsmitglieder mit den Hufen ihrer Pferde den Spiralweg berührten, öffnete sich das Portal mit bunten Lichtblitzen, die in ein gleißendes Dauerlicht übergingen.
Julie wollte eigentlich genau er hinsehen, das Portal war so überirdisch schön, dass sie am liebsten auf der Stelle hindurch geritten wäre, aber sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit einzig bei Go und dem Ritt zu lassen. Zu viel hing von diesem Ritual ab.
Ein Beben fuhr unter den Hufen ihrer Pferde hindurch, doch statt das sich Risse im Boden bildeten, tauchten plötzlich am Himmel überall schwarze Flecken auf.
„Was ist das?“ rief Julie.
Der Merlin, nur zwei Pferdelängen vor ihr, gab die gleiche Antwort, die in diesem Moment auch in ihrem Kopf auftauchte:
„Die Verankerung löst sich. Weiter, einfach weitermachen!“
Julie trieb Go die Fersen so fest in die Flanken, dass er beinahe auf das Pferd von Chris vor ihm aufgelaufen wäre, hätte der nicht auch sein Tempo beschleunigt. So schnell zu reiten war ein Risiko, trat eines der Pferde fehl, würde sich der Nebel verziehen, und dass es inzwischen dunkel geworden war, machte einen weiteren Versuch unmöglich.
Doch das Li cht des Portals und das sanfte grüne Leuchten des Stabes in der Mitte intensivierten sich mit jedem Meter, den sie dichter an das Zentrum und den Stab kamen, sodass es bald wieder taghell war.
Der Merlin war nur noch wenige Windungen vom Mittelpunkt des Sp iralweges entfernt, als das Portal zu Flackern begann.
„Das Portal!“ rief Tari.
„Geh dort weg, lauf über die Brücke, wir haben es gleich!“ rief der Merlin.
Tari tat einen Schritt von dem Stab fort, doch das Portal begann in sich zusammenzusinken wie ein Soufflé, das Zug bekommen hatte. Schnell sprang Tari wieder zu dem Stab, griff ihn mit beiden Händen, stellte sich breitbeinig und aufrecht hin und begann, in einer Sprache zu sprechen die Julie irgendwoher bekannt vorkam. Das Portal stabilisierte sich, flackerte aber weiter.
Der Merlin zwang seine Stute mit heiseren Rufen und Fersenstößen zu noch mehr Tempo, und endlich, endlich erreichte er die Mitte des Feldes.
Julie und die anderen folgten ihm, bis alle Pferde reglos standen.
Julie zog mit zitternden Fingern den Zettel aus der Tasche, obgleich sie die Worte zur Sicherheit auswendig gelernt hatte, und sprach die Formel, die alle Portale bis zum nächsten Vollmond unwiderruflich verankern würde. Die schwarzen Flecken am Himmel, die selbst bei Nacht noch gut zu erkennen gewesen waren, lösten sich einer nach dem anderen auf. Es war vollbracht.
Alle sahen zum Portal, vor dessen Weiße sich die Silhouette des Merlins abhob wie ein Scherenschnitt. Das Flackern des
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