Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
zeigte auf Ria, „ist meine Frau, Taris Mutter.“ Er verneigte sich.
Die beiden Wesen lächelten und Julie fühlte sich, als würde die Sonne aufgehen.
„Das wissen wir, deshalb sind wir an euer Feuer gekommen. Ich bin At-u und das ist Se-u.“
D as Wesen, plötzlich war sich Julie sicher, dass es männlich war, deutete neben sich. Julie sah Se-u an, und obwohl sich ihre Gestalt kaum verändert hatte, war sie plötzlich unter dem zarten Stoff ihres elfenbeinfarbenen Gewandes deutlich als weiblich wahrnehmbar.
„Wir möchten nicht zu lange hier sein. Zeigt ihr uns bitte das Kind?“
„Aber müssen wir nicht Anouk und dem Merlin Bescheid geben?“ fragte Julie beklommen.
„Du musst Julie sein.“ Se-u lächelte, und Julie, die gerade noch in der klaren Nachtluft gefr oren hatte, wurde es ganz warm. „Ich habe ihnen Bescheid gegeben, sie werden uns beim Kind treffen.“
„Und wir brauchen den Schlüssel“, wandte Julie noch ein, der die Vorstellung mit diesen Wesen unten im Burgkeller hinter der massiven Tür gefangen zu sein, trotz der freundlichen Art der beiden unheimlich war.
„Wer ist der Schlüssel?“ f ragte At-u.
„Nicht wer, was “, sagte Mathys.
Se-u vereinigte ihr Licht mit dem von At-u, die beiden verschmolzen und als Worte erklangen war Julie sicher, dass die beiden sich auch ohne Worte verständigen konnten und nur mit Rücksicht auf die Umstehenden Töne erzeugten.
„Ein Schlüssel ist eine Materialisation. Sie benutzen sie, um gedankliche Blockaden, die sie selbst errichtet haben und Schloss nennen, wieder zu lösen. Eine so lche Blockade schützt Menschen und hält sie an einem bestimmten Ort fest, weil sie selbst fest daran glauben.“
Se-u wandte sich an Mathys, der sie anstarrte.
„Meine Information ist doch korrekt?“
„ Im - im Prinzip schon, ich habe das bisher nur noch nicht so gesehen.“ Er lächelte und die beiden lächelten zurück.
„Schön, zur Erweiterung deines Bewusstseins beigetragen zu haben“, sagte Se-u.
Julie und Mathys waren schnell mit dem Schlüssel zurück, den Julie in ihrer Kammer gelassen hatte nach dem letzten Be such bei Tari.
„Gut“, sagte Daan erleichtert, „ dann kann es ja losgehen, Anouk und der Merlin werden sicher auch schon auf dem Weg sein. Es muss alles seine Richtigkeit haben, damit sie uns endlich glauben.“ Er griff Rias Hand und ging mit ihr voraus, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Das wird es, Lichtelf, das wird es“, murmelte At-u.
Der Weg nach unten in den Keller war Julie noch nie so kurz vorgekommen. Jede Stelle in der Mauer, jede Fackel und jede Stufe schien in dem Licht, das die Alphanen ausstrahlten, plötzlich besonders zu sein und Julies Aufmerksamkeit zu fordern.
Die Granitstufen, glattgeschliffen in Jahrh underten, offenbarten leuchtend und glitzernd ihre Quarzanteile. Die Laternenhalter an den Wänden leuchteten im Widerschein aller Fackeln, die je darin abgebrannt worden waren, sodass ihr Schein Julie wie ein riesiger facettierter Edelstein schien. Die Mauern mit ihren Erhebungen waren von feinem Nebel umhüllt, in dem hier und da der Ursprungsort der Steine aufleuchtete; mit grünen Tälern durchzogene Hügel glommen auf, schroffe Felsen waren zu sehen, Schründe – war das der Wolfsschrund? – erinnerten sich, einst mit diesen Steinen verbunden gewesen zu sein – es war ein Spektakel und Julie konnte die Augen nicht davon lösen. Es war wie in der Zeremonie zu Taris Taufe, als alles aufzutauchen schien, was jemals war und jemals sein würde.
Viel zu schnell waren sie an der Tür zwei Treppen obe rhalb von dem Verlies vorbei und erst ganz unten, am Fuß der Treppe und vor der offenen Verlies-Tür bemerkte Julie den Schlüssel, der immer noch in ihrer Tasche war. Sie hatte ihn nicht benutzt, war aber sicher, dass die Tür oben verschlossen gewesen war.
Anouk und der Merlin warteten schon, Anouk sitzen d auf einer der Bänke in der Nische, der Merlin stehend am Kamin, in dem auch heute kein Feuer brannte. Immerhin hatte Julie in den letzten Tagen einen Leuchtstein mit heruntergebracht, der den Raum zumindest ein bisschen anwärmte.
Der Merlin tat einen Schritt auf die beiden Alphanen zu und fiel auf die Knie. Se-u hielt ihm die geöffnete Hand hin und zog ihn sanft wieder auf die Füße, als er danach griff.
„Merlin. Danke für eure Nachricht.“
Verwundert sah Julie, dass der Merlin nicht in der Lage war zu antworten. Tränen liefen ihm über die Wangen und er starrte die beiden einfach
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