Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
gefährliches Spiel bewusst gewesen war. Man konnte Anouk vieles nachsagen, aber nicht, dass sie Nerven zeigte.
Anouk fasste sich kurz an die Stirn, sch üttelte leicht den Kopf.
„Schön, wir sind uns einig. Es gibt noch einiges zu besprechen. Wir müssen endlich herausfinden, ob die jüngsten Vorkommnisse auf das Erwachen von Taris Kräften zurückzuführen sind – und zwar schnell. Mhyrrdin, ihr habt doch den A lphanen Bescheid gegeben?“
Der Merlin nickte. „Selbstverständlich. Ich rechne stündlich mit ihrem Eintreffen.“
„Das ist gut. So lange sie schläft, warten wir ab. Sobald wir etwas Genaueres wissen, setzen wir uns hier wieder zusammen und entwerfen einen Schlachtplan. Maktoum, ich muss euch bitten, vorerst noch nicht in die Wüste zurückzukehren, sondern hier die Stellung zu halten bis die Alphanen da waren. Es kann nicht mehr lange dauern.“
Der hager e Riese sah Anouk einen endlosen Moment lang aus seinen stahlblauen Augen an, dann nickte er wortlos.
„Danke. Ich weiß, wie sehr ihr es hasst von euren Tieren getrennt zu sein und rechne es euch hoch an. Und ihr alle, seid vorsichtig bitte.“ Anouk seufzte tief. „Es können jederzeit neue Risse auftreten.“
Das Lagerfeuer loderte hell auf und kleine Glühfunken stoben in den Nachthimmel. Kühl war es geworden.
Julie kuschelte sich noch enger an Mathys und genoss seine Wärme. Es war immer noch furchtbar, dass die Welt um sie herum zusammenbrach, aber zumindest war Mathys wieder an ihrer Seite. Zusammen schien das alles nur halb so schlimm zu sein. Der Feuerschein spiegelte sich auf Daans und Rias Gesicht, die gegenüber saßen.
Ria war immer schon zierlich gewesen , aber der Kummer der letzten Woche ließ sie geradezu mitleiderregend schmal erscheinen. Wahrscheinlich hatte sie während der letzten sechs Tage, seit Tari in Gefangenschaft war, nicht ein einziges Mal etwas gegessen. Und auch Daan wirkte im Gelblichrot der leckenden Feuerzungen noch blasser als sonst.
Zu gerne hätte Julie die beiden getröstet, ihnen gesagt dass Tari zwischendurch wach war und das Vorgehen ihrer Eltern als das erkannte, was es war: eine Möglichkeit sie zu schützen, aber sie wusste, dass Ria Tari dann gegen alle Vereinbarungen mit dem Merlin sehen wollen würde. Das würde Anouk sicher nicht entgehen. Und nur Daan Bescheid zu geben war auch keine Lösung, denn Julie wollte ihn nicht in die Situation bringen, seine Frau belügen zu müssen – für einen Lichtelf kein Kavaliersdelikt.
Sie nahm einen Stock, spießte einen Waldpilz auf und hielt ihn in das Feuer. Sie würde ihrer Freundin einen Pilz braten, den konnte sie nicht ablehnen. Zumindest hatte sie dann etwas im Bauch.
Der Pilz war fast fertig, goldbraun und duftend, als ein helles Licht aufstrahlte.
Julie ließ vor Schreck den Stock fallen, der Pilz fiel ab und rollte zischend durch die Glut, doch Julie sah ihm nicht einmal nach. Vor ihren Augen waren zwei - Wesen – aufgetaucht, wie Julie noch nie zuvor welche gesehen hatte.
Die beiden wirkten im ersten Moment wie schlanke Menschen oder Elfen, aber bei genauerem Betrachten wurde Julie klar, dass sie keine feste Kontur hatten.
Anstelle der festen Strukturen, die bei Julie Arme, Beine Kopf und alles andere bildeten, schienen die Beiden aus Myriaden kleiner Lichtpunkte zu bestehen und fortwährend ihre Form zu ändern. Julie versuchte, die beiden Besucher ganz genau zu betrachten, u nd tatsächlich, die Begrenzung ihrer Körperumrisse wurde schärfer.
Hatte sie sich nur getäuscht? War die seltsam verschwommene Silhouette dem grellen Lichtblitz geschuldet, mit dem die Wesen aufgetaucht waren? Julie wandte den Kopf , um zu sehen was Mathys davon hielt, doch sobald sie die beiden nur noch aus dem Augenwinkel wahrnahm, schienen sie nicht nur sofort wieder zu verschwimmen, sondern sich sogar zu einer Kugel zu formen. Julie fasste nach Mathys Hand und er drückte sie fest. „Alphanen“, flüsterte er ehrfurchtsvoll.
Die Gedanken in Julies Kopf rasten. Es war also soweit. Diese beiden hier waren der sichtbare Beweis dafür, dass es die vierte Ebene gab. Und das die Ebene bewohnt war. Sie spürte, dass ein kleiner Teil von ihr trotz der Erzählungen des Merlins bis zum Schluss nicht an diese Möglichkeit geglaubt hatte.
„Es ist also soweit. Seid gegrüßt und danke für euer Kommen. “ Daan stand aufrecht und sah die Beiden freundlich an. „Ich bin Daan, der Vater der kleinen Halbelfe, die geprüft werden soll. Und das hier“, er
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