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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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als Frau konnte man sich bei den Lichtelfen nie sicher sein, das einem ein Spaß auch gegönnt wurde. Wer auch immer ihnen den Floh ins Ohr gesetzt hatte, sie gingen alle miteinander mit Frauen so um, als ob die weniger wert seien als Männer, eine Eigenschaft, die ihnen bei den Dunkelelfen viel Spott einbrachte.
    Sie sah ü ber den tief gebeugten Hals ihres Pferdes nach vorn, presste die Schenkel noch enger an seine Flanken. Die Formation dieses Rittes war schon bezeichnend. Es ritt nicht etwa seine Gespielin neben ihm, oder zumindest seine Ehefrau, sondern sein bester Freund Deargh – der ganz genau wusste, wie lächerlich er sich damit machte. Aber für die Lichtelfen war das ganz normal.
    Tay lith war ganz sicher nicht die einzige, die mangelnde Männlichkeit bei den Lichtelfen als Auslöser dieser Haltung vermutete. Kein Dunkelelf, der etwas auf sich hielt, hatte es nötig, eine Frau zu kontrollieren oder schlecht zu machen, im Gegenteil. Jede Paarung war eine Herausforderung, denn man konnte gleich gut am nächsten Morgen glücklich und zufrieden oder mit durchschnittener Kehle neben einer Dunkelelfe aufwachen - je nachdem, wie zufrieden sie war.
    Wie fremd diese Art der Begegnung auf Augenhöhe den Lichtelfen war, sah man schon an ihrer Einstellung, nur Frauen mit zähmenden Tätowierungen ins Lager zu lassen. Nein, für Taylith gab es keinen Zweifel: Tief in ihrem Inneren waren Lichtelfen Feiglinge.
    Allerdings mächtige Feiglinge, denn B amoth und das Geschlecht der Lichtelfen waren seit Jahrhunderten an der Macht auf der dritte Ebene. Selbst die wenigen Alten, die es unter den Dunkelelfen gab, konnten sich kaum noch an die Zeit erinnern, in der der Fürstenstuhl mit einem Licht- und einem Dunkelelfen gemeinsam besetzt gewesen war, in einigen Jahren sogar mit einem Lichtelfen und einer Dunkel elfin . In jener Zeit hatte man sich als Frau nicht verdingen müssen, um seinen Teil an der Macht abzubekommen. Sie seufzte.
    Sei es drum. Die Lichtelfen konnten kämpfen, besonders ihr Ancent Bamoth, und sie verschmähten offensichtlich ein gut geführtes Schwert auch dann nicht, wenn eine Frau es in der Hand hielt. Das musste ihr für diese Nacht reichen.

    Als sie das Portal erreichten, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick: Obgleich die Kämpfe in vollem Gange waren und die Männer blutend und stöhnend mal mit den flachen, mal mit den scharfen Seiten ihrer Schwerter aufeinander eindroschen, glich die Szenerie eher einem Picknickausflug denn einer Schlacht.
    Etliche Frauen und Kinder, Licht- und Dunkelelfen gemischt und alle mit den langen Haaren derer, die es gewöhnt sind ihr Aussehen und damit ihre Herkunf t zu verleugnen, standen mit prallen Bündeln und überladenen Handkarren, auf die sie ihre Habseligkeiten geschnürt hatten, am Rand des Kampfplatzes und schauten mit weit aufgerissenen Augen auf das Gemetzel.
    Eine Kleine wandte sich gerade ab und barg den Kopf in den Rockschößen der Mutter.
    Die Gardisten mussten versucht haben, die Flüchtlinge aus der ersten Ebene, denn um sol che musste es sich wohl handeln - soweit Taylith wusste, gab es in der zweiten Ebene zurzeit keine Elfen - am Einwandern zu hindern.
    Taylith sprang vom Pferd , um den Gardisten beizustehen. Die Worte ihres Ancents kamen ihr in den Sinn, als sie auf ein kämpfendes Elfenknäuel zutrat und den Elf, der nicht die Gardeuniform trug, mit ihrem Schwert durchbohrte. Bamoth hatte ihr genau gesagt, was er von solchen Elfen hielt und wie er in seiner Amtszeit damit umgehen würde: “Das Pack gehörte einfach nicht hierher. Wer freiwillig aus seiner Heimat flieht, der kann nicht einfach mir nichts dir nichts wieder zurückkehren, wie es ihm passt. Ein Grund mehr, die Ebenen voneinander zu trennen. Und wer es vor der endgültigen Trennung noch hierüber schafft, kann als Sklave arbeiten.“
    Missmutig ließ Taylith das Blut in der Schwertrinne kurz abtropfen, bevor sie es an der fremdartigen Kleidung des Einwand erers abwischte.
    Es war nicht ihre Meinung, und das war nicht gut. Wenn sie an Bamoth Macht vollständig teilhaben wollte, musste sie auch seine Überzeugungen teilen, so hatte man es ihr beigebracht.
    Taylith sprang auf den nächsten Feind zu und zog ihm das Schwert so wütend über die Brust, das er beinahe halbiert wurde. Eine der Frauen am Rand schluchzte auf, presste ihre Tochter fester an sich und wandte sich dann ab.
    Und Taylith wurde zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl nicht los, dass es vielleicht doch einen Preis

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