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Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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vergnügten sich an der Seite des großen Saales in einer der abgeschiedenen Nischen; viele von ihnen machten sich nicht einmal die Mühe, die Vorhänge zuzuziehen. Taylith konnte nicht aufhören zu den Pärchen hinüberzusehen. Nicht, dass die Freizügigkeit Taylith gestört hätte, als Dunkelelfe legte sie nicht annähernd so viel Wert auf Privatsphäre wie die Lichtelfen, die in der Öffentlichkeit außerhalb des Lagers kaum jemals Zärtlichkeiten tauschten.
    Aber sie beneidete die Paare in den Nischen. Bamoth war so auf seinen Ruf bedacht, dass er sie bisher nur ein einziges Mal in eine der Nischen mitgenommen hatte, nämlich als Taylith heimlich die Wirkung einer kleinen Portion Met in seinem Weinbecher getestet hatte. Sehnsüchtig dachte sie an die breiten Liegen mit den weichen Polstern in den Nischen – kein Vergleich zu dem harten schmalen Holzbett, in dem sie mit Bamoth heute Nacht wieder landen würde. Sie seufzte. Man musste schon sehr genau wissen, wofür man das alles tat, um hier im Lager durchzuhalten. Aber sie wusste, was sie wollte, und sie würde es erreichen.
    Taylith nahm noch einen Schluck Wein und legte Bamoth die Hand aufs Knie.
    Die Tür zum Saal flog auf und knallte gegen die Wand. Bamoth war nicht der einzige, der aufsprang und sofort sein Schwert in der Hand hielt. Ringsherum in den Nischen zogen die Gespielinnen der Gardisten sich die Decken bis ans Kinn und die Männer standen da wie die Alphanen sie geschaffen hatten – aber keiner war unbewaffnet.
    Doch die Aufregung war umsonst, es war nur ein Bote, der so forsch durch die Tür getreten war, dass sie ihm aus der Hand geglitten war.
    Er lief bis zur Tafel und fiel vor Bamoth auf die Knie.
    „Entschuldigt meine Ungeschicklichkeit, Herr, aber die Nachrichten, die ich bringe, dulden keinen Aufschub.“ Er legte die Handflächen auf den Boden und presste seine Stirn auf die Steinplatten.
    „Dann jammere mich nicht voll, sondern sprich“, forderte Bamoth.
    Der Bote sprang auf.
    „Am Portal am Fluss – der Verbindung zum Jagdwald – sind Widerständler aufgetaucht. Sie behindern die Abbrucharbeiten und haben schon zwei Gardisten verletzt. Und die Kämpfe dauern an.“ Er räusperte sich. „Ich soll ausrichten: die Aufständischen sind in der Überzahl und die Gardisten...“ Er verstummte.
    „Spuck schon aus, sonst lasse ich dir deine nutzlose Zunge herausschneiden“, fauchte Bamoth.
    „Die Gardisten brauchen Hilfe“, presste der Bote heraus und warf sich, kaum war der Satz beendet, wieder flach auf den Boden.
    Keine Sekunde zu früh, denn dort, wo er gerade noch gestanden hatte, flog ein Weinkrug vorbei und zerschellte auf dem Steinboden hinter ihm. Der Wein spritzte in alle Richtungen, der Bote musste klatschnass geworden sein, aber er rührte sich keinen Millimeter und gewann so Taylith Respekt. Was für eine Selbstbeherrschung. Vielleicht waren nicht alle Lichtelfen so dämlich, wie sie gedacht hatte.
    „Wir brechen sofort auf“, befahl Ba moth.
    Taylith sah bedauernd auf ihr halb verspeistes Hühnerbein. Wenigstens rückte durch diesen Zwischenfall das schmale Holzbett in weite Ferne.
    Sie begann vergnügt, die vielen kleinen Knöpfe ihres Mieders zu lösen. Zum Kämpfen war diese Kleidung völlig ungeeignet, und die Zeit drängte.
    Ihr blieb allerdings genug Zeit, um die kleinen Schlaufen zu lösen, denn Bamoth war mit dem ungeschickten Boten noch nicht fertig.
    „Gardisten brauchen keine Hilfe, sie fordern Verstärkung an, Dummkopf.“
    Der Bote zuckte zusammen.
    „Sie haben es mir so aufgetragen, Herr...“, flüsterte er.
    Seelenruhig ging Bamoth um die Tafel herum, nahm seinen Weinkelch, leerte ihn und stellte ihn sanft wieder auf das weiße Tischtuch.
    „Das macht es nicht besser“, sagte er bedauernd. Dann drehte Bamoth sich um und hieb dem Boten, der noch immer auf dem Boden kniete, mit einem Schlag den Kopf ab.
    „Guter Hieb!“ sagte Deargh anerkennend. Taylith musste grinsen. Offensichtlich war Deargh nicht so betrunken, dass er sich nicht mehr einschleimen konn te. Und das wiederum hieß, dass seine Trunkenheit nur gespielt gewesen war, zumindest zum Teil. Sein Lehrer war wahrscheinlich nicht viel schlechter gewesen als ihre Lehrerin.

    Der Ritt durch die Nacht war eine aufregende Abwechslung zum eintönigen Lagerleben, und er war lang genug, damit Taylith ungestört ein wenig ihren Gedanken nachhängen konnte. Die Gerüchte vom Krieg hatten Taylith schon länger auf etwas Abwechslung hoffen lassen, aber

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