Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)

Titel: Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
Vom Netzwerk:
Elfenschaft an ihren Erfahrungen teilzuhaben.
    Und nun war das vorbei. Er fühlte sich leer und orientierungslos, wie eine zurückgebliebene Biene, nachdem jemand den Stock ausgeräuchert hatte. Das war der eigentliche Grund, warum Daan Ria bei dieser Erkundungsreise nicht dabeihaben wollte. So lange Zeit nach Taris Geburt war sie sicher wieder stabil genug, um einen kürzeren Aufenthalt in Telemnar gut zu überstehen, aber Daan wollte sie dort nicht haben. Was, wenn das Versiegen der Informationen kein Zufall war? Was, wenn sie... Nein, er wollte nicht daran denken, er wollte sich überzeugen, dass es sich hier nur um ein äußerliches Problem handelte. Vielleicht hatten ausnahmslos alle Elfen ihre Gefühle und Gedanken seit Tagen als Privat eingestuft, das würde es erklären. Oder es hatte etwas mit den Rissen zu tun, vielleicht störten sie die Übertragungen von der dritten Ebene auf die Zweite? Taris Gedanken empfing er immerhin noch jeden Abend.
    Das Portal kam in Sicht und Daan blieb kurz stehen um zu verschnaufen, bevor er sich wieder mit den dämlichen Portalwächtern herumstreiten musste.
    Tief ein- und ausatmend stand er reglos, das Gesicht nach Nordwesten in Richtung Portal gewandt, die aufgehende Sonne im Rücken , und dachte das Undenkbare.
    Vielleicht hatten sie ihn auch aus der Elfenschaft a usgeschlossen.
    Bei dem Gedanken daran schnürte sich ihm der Hals zu. Er war immer sicher gewesen, nicht auf seine menschliche Seite verzichten zu können – und verzichten zu wollen. Doch der Gedanke, dass ihm seine Elfenseite genommen werden könnte, löste abgrundtiefes Entsetzen in ihm aus. Erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, was seine Großmutter gemeint hatte wenn sie ihn getröstet hatte, immer mit denselben Worten: „Einmal Elf, immer Elf, egal von wem du sonst noch abstammst...“
    Ihm wurde klar, dass er sein ganzes bisheriges Leben lang vor dieser Erkenntnis davongelaufen war: sie hatten Recht, wenn sie sagten es sei gleichgültig, wer seine Mutter war; das einzige was dieses Erbe in ihm verändert hatte, waren seine Empfindungen – und die waren für die anderen Elfen völlig irrelevant.
    Und nun war er von allem ausgeschlossen. Kam seine Erkenntnis zu spät? Und was bedeutete diese Erkenntnis für ihn? War es da nn nicht seine Pflicht, sich dem Amt des Fürsten zu stellen und es so gut wie möglich auszufüllen, bis sein Vater zurückkehrte?
    Daan seufzte.
    Ria würde es vielleicht zwei Wochen in Telemnar aushalten, aber länger von ihrem Baum getrennt zu sein konnte sie wieder schlimm krank machen. Er musste auf den Thron verzichten. Oder auf Ria. Beides konnte er nicht haben.
    Entschlossen trat Daan in den Kreis, der das Portal im Jagdwald kennzeichnete.

    Nichts war wie erwartet.
    Kein Wächter, der ihn unsanft auf die Knie zwang, kein barsches: Weisen sie sich aus .
    S tattdessen hing ein unbeschreiblicher Gestank in der Luft und Myriaden von Fliegen summten um Daan herum. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen: überall ringsherum war der Boden voller Leichen. Enthauptete, Erstochene, Erschlagene – es war grauenvoll. Daan zwang sich, genau hinzuschauen. Dunkelelfen und Lichtelfen lagen im Tod einträchtig vereint, das sah nicht nach einem Glaubenskrieg aus. Die Kleidung war teils ärmlich, teils sehr fein, aber keiner trug die traditionellen Farben der Stände, sodass man auch nicht wirklich auf die Herkunft der Gefallenen schließen konnte. Daan trat einen Schritt auf den nächsten Enthaupteten zu, um nach genaueren Hinweisen zu forschen. Damit hatte er wohl den inneren Kreis verlassen und die Zeitverschiebung traf ihn mit voller Wucht.
    Die Luft schien zu explodieren, wilde Farbwirbel zuckten um Daan herum, als müssten sie ihn von irgendetwas überzeugen. Die Gesichter der Toten schienen plötzlich wieder lebendig und verzerrten sich zu boshaften Grimassen, die beständig auf ihn zuzukriechen schienen.
    Keuchend stolperte Daan einen Schritt rückwärts, zurück in die Portalabschirmung. Und dann noch einen Schritt und noch einen.
    Er brauchte noch einen Moment, er war noch nicht soweit. Genau genommen war es vielleicht sogar besser, wenn er sich einen Augenblick setzte und sich Gedanken darüber machte, wie er weiter vorgehen wollte, bevor er aus dem Ring stürzte und sich alleine in ein Land begab, dass vom Krieg heimgesucht wurde. Die Fliegen summten ekstatisch und der Leichengeruch wurde unerträglich.
    Daa n wurden die Knie weich und ihm schwindelte. Verdammte

Weitere Kostenlose Bücher