Dryadenmacht (Dryaden-Saga) (German Edition)
nicht sofort den Hochzeitsanzug herausrücken wollte, sie hing wirklich daran, müsst ihr wissen. Aber sie hat es doch gemacht und Seny wollte ihn euch ja überlassen. War das der Grund?“
Daan setzte sich wieder, denn noch immer drehte sich alles um ihn herum. Der Streit draußen am Fluss. Verdammt. Die Zeitverschiebung. Es stimmte, vor einem Jahr zweite Ebene Zeit war er nicht hier gewesen, aber vor einem Jahr dritte Ebene Zeit schon.
Und sie ha tten sich gestritten, er und Seny. Jemand musste sie beobachtet haben.
Er ging vor Grigor auf die Knie und griff dessen schwielige Pranken.
„Grigor, es stimmt, ich hatte Streit mit Seny, aber ich schwöre dir bei allem was mir heilig ist – ich habe Seny nicht verraten. Du musst mir das glauben.“
Taniya kam herein, einen großen Teller duftenden Rühreis vor sich, doch Daan rührte sich nicht, er blieb auf dem Boden vor Grigor hocken, der sichtlich nicht wusste wohin mit seinen Händen, nun, wo der Fürstenthronanwärter ihm so nahe war. Wie gerne wäre Daan aufgestanden, er kam sich lächerlich vor und ihm taten die Knie von den rauen Bohlen weh, doch er spürte er durfte an dieser Stelle nicht nachlassen. Diese Beiden waren vielleicht seine einzigen Verbündeten auf der ganzen dritten Ebene, er musste ihr Vertrauen zurückgewinnen, egal, was es seinen Stolz kostete.
„Himmel, Grigor, wie lange willst du den armen Elf da noch betteln lassen?“ Taniya knallte den Teller mit dem Rührei auf den Tisch, dann zog sie Daan am Ellenbogen hoch, schob ihn in den Sessel und drückte ihm die Gabel in die Hand.
„Ich glaube dir. Seny hat dir immer vertraut und ich tue es auch.“
Grigor hub an etwas zu sagen, doch sie fuhr ihm über den Mund:
„Es reicht jetzt, schau nur wie er aussieht. La ss ihn essen und dann überlegen wir, was zu tun ist.“
„Wollte ja nur sagen ich glaub ihm auch. Und er soll sich nicht vor mich hinknien, das gehört sich nicht“, sagte Grigor.
Daan wollte eigentlich nicht antworten, weil er dafür mit dem Essen hätte aufhören müssen um den Mund leer zu bekommen, aber er beschloss, dass es darauf nun auch nicht mehr ankam. Mit vollem Mund, aber voller Überzeugung nuschelte er: „Kommt nicht wieder vor.“
Dann widmete er sich wieder dem köstlichen Rührei und spürte zufried en, wie die Kraft langsam in seinen Körper zurückkehrte.
So viele Fragen. Daan rauchte der Kopf. Er fühlte sich mit der zweiten Portion Rührei im Bauch inzwischen wieder deutlich besser, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass die Situation nahezu hoffnungslos war.
Grigor hatte berichtet, dass in jeder fünften Familie jemand in Arrest genommen worden war wegen Verrats.
„Was machen sie denn mit den ganzen Gefangenen?“ fragte Daan.
„Die Gardisten sperren sie in Lager und lassen sie schuften. Meinen Vater haben sie auch. Seny ist kräftig, er wird eine Weile durchhalten, aber mein Vater...“ Taniya schluchzte kurz und trocken.
Daan erinnerte sich an ihren Vater, einen zierlichen weißhaarigen Elf mit einem sensiblen Sinn für gute Kunst, der weit über den des Durchschnitts seiner Kaste hinausging. Taniyas Bedenken waren nicht unbegründet, lange würde ihr Vater so eine Tortur im Gardistenlager nicht durchstehen.
„Was sagen denn die anderen Elfen dazu? Wehrt sich wirklich keiner?“ fragte er beunruhigt.
„Ich weiß es nicht. Wie du sicher gemerkt hast, sind die abendlichen Erfahrungsaustausche abgebrochen.“
Eigentlich war das eine schlechte Nachricht, aber Daan war dennoch erleichtert. Es lag nicht an ihm – sie hatten ihn nicht ausgeschlossen. Noch nicht.
„Wie kann das sein?“ fragte er.
„Es gibt Gerüchte“, sagte Grigor.
„Was für Gerüchte?“ Daan überkam große Lust, Taniyas Onkel zu schütteln. Musste man ihm denn jedes Wort aus der Nase ziehen?
„Sie haben den Kristall herausgenommen“, platzte Taniya heraus.
Eine seltsame Leere breitete sich in Daan aus.
Und er Idiot hatte gedacht, es könnte nicht schlimmer kommen.
In der einsetzenden Stille war leises Tröpfeln gegen die Fensterscheiben zu hören. Es hatte zu regnen begonnen. Daan stützte die Stirn schwer in beide Hände. Der Kristall war die Seele der Elfengemeinschaft, er verband jeden einzelnen Elf mit allen anderen.
„Wie konnte das passieren?“
„Wie so etwas immer passiert“, sagte Taniya müde. „Die, die herrschen, machen was sie wollen, es sei denn, jemand hindert sie daran. Der einzige, der Fürst Bamoth...“ – Daan
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